9. Kapitel- Abkühlung gefällig?

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Leila p.o.v.

Noah war echt komisch gerade. Kurzzeitig hat er mir wirklich Angst eingejagt.
Aber dann habe ich ihn verstanden. War eigentlich sehr süß von ihm. Er passte halt einfach auf mich auf.

Naja, Ich hatte eh keine Zeit jetzt darüber nachzudenken. Ich lief zur Sattelkammer und holte den Planer, in dem die heutigen Feriengäste eingetragen waren. Kaum war ich wieder draußen auf dem Hof, da fuhr ein großes Auto mit Pferdeanhänger vor.

Komisch. Eigentlich sollte heute eine Familie ohne Pferde kommen. Ich lief zum Auto und begrüßte die Leute, die gerade ausstiegen.
"Hallo. Ich bin Leila und meiner Mutter gehört der Hof. Ich werde Ihnen heute alles zeigen.", stellte ich mich vor.

Eine kleinere, blonde Frau und ein ziemlich großer braunhaariger Mann lächelten mich freundlich an.
"Hartmann.", stellte die Frau sich vor.
"Das ist lieb von dir.", meinte der Mann.

Auf dem Rücksitz entdeckte ich einen Jungen, der vielleicht drei, vier Jahre jünger war als ich und noch ein kleines Mädchen, um die sechs Jahre alt.
Die Frau folgte meinem Blick.
"Das sind Kai, unser Sohn und Lia, unsere Tochter."
Ich lächelte die beiden freundlich an.

"Auf meiner Liste steht allerdings, Sie kommen ohne Pferd?", fragte ich.
"Das ist richtig. Wir haben den großen erst letzte Woche gekauft und dachten, wir bringen ihn gleich mal mit. Sein Name ist Jupiter. Ich hoffe das ist kein Problem?", antwortete mir der Mann.

"Nein alles gut. Wir haben immer ein paar Boxen frei. Ich zeige ihnen fix Ihr Zimmer, dann können Sie Ihre Sachen schon reinbringen. In der Zeit würde ich gerne das Pferd ausladen."

Ich entschied mich, Noah anzutexten. Ich würde sicher Hilfe beim ausladen brauchen, zu zweit ging das immer leichter. Außerdem musste jemand vorher die Box neu einstreuen.
Die unbenutzten Boxen ließen wir nämlich immer ohne Einstreu.

Ich lief los und zeigte den Leuten ihr Zimmer. Sie schienen ganz nett, ich hoffte wir hatten diese Woche keinen Ärger mit ihnen.

Als ich draußen war, stand Noah schon bereit und öffnete die Anhängertür.
Ich kletterte hinein und sah mir das Pferd genauer an.

Ein ziemlich verwahrlostes, graues Pferd drehte ängstlich die Ohren zu mir.
"Und wie schaut's aus?", rief Noah von draußen.
"Nicht so gut.", war meine Antwort und er kam auch hinein.
"Die Box ist fertig. Er kann gleich reinkommen und dann kümmern wir uns erstmal um ihn."

Noah ging vor und löste vorsichtig den Strick. Danach fing er an, das Pferd langsam nach hinten raus zu schieben.
Ich verlies den Hänger, um hinten abzusichern.

Stück für Stück kam das Pferd zum Vorschein. Bis jetzt lief alles gut. Immer, wenn es unruhig wurde, redete Noah leise auf es ein und es wurde wieder ruhig. In der Beziehung war Noah einfach klasse.

Endlich war es geschafft und das Pferd, Jupiter, stand im Freien und blickte sich neugierig um. Jetzt fiel mir auf, dass er gar nicht grau war, sondern einfach nur total verdreckt. Ich strich an der Seite über sein Fell und zum Vorschein kam stumpfes, schwarzes Fell. Ein Rappe also.

"Ganz schön dreckig der Große.", stellte ich fest.
"Naja. Bring ihn erstmal in seinen Stall, zum ausruhen. Sauber machen können wir ihn dann später."

Noah grinste. "Alles klar, my Lady."
Und mit einer Verbeugung zog er von dannen.
Trottel.

Ich lief zum Ferienhaus und klopfte. Die Frau öffnete mir und ich fragte, ob sie denn Zeit für eine kurze Hofführung hätten. Sie willigten ein und wir gingen los. Ich erklärte, dass sie nachher eine Reitstunde bei meiner Mutter haben würden, die einschätzte bei welchen Gruppenausflügen, Fortgeschritten oder Anfänger, sie mitreiten durften und ob sie Einzelunterricht oder Gruppenunterricht bekommen würden.

Meine Führung endete im Stall bei Jupiter.
"Sie können gern schon anfangen mit putzen, meine Mutter müsste gleich für Sie da sein.", schloss ich.
Sie bedankten sich.

Auf einmal spürte ich zwei Hände, die mir von hinten die Augen zuhielten. Und dann eine Stimme die mich leise fragte: "naa endlich fertig?".
Ich sah mich um und bemerkte Noah. Ich hatte natürlich schon vorher gewusst, wer es war. Noah machte in letzter Zeit nur noch solche Sachen.

"Aww ihr seid ja süß.", rief die Frau entzückt.
Nein. Sind wir nicht.

Trotzdem wurde ich natürlich rot. Verdammt.
"Nein, nein. Wir sind nicht zusammen. Aber danke.", stellte ich klar.

Ich drehte mich rum und lief mit Noah weg. Die Gäste würden schon allein klarkommen.
"Abkühlung gefällig?", fragte Noah verschmitzt.

Er hatte, bis zum Haus, kein Wort gesagt und nur gegrübelt.
"Klar. Immer doch." Es war immer noch warm, da passte mir das gut.

Wir trennten uns und gingen jeder auf sein Zimmer. Ich suchte mir meinen Bikini aus dem Schrank und zog meine Reitsachen aus. Danach zog ich mir, über meinen Bikini, ein schlabbriges Shirt und eine weite, kurze Hose.
Ich schnappte mir noch ein Handtuch und trat vor die Tür.
Noah wartete schon in seiner blauen Badehose und in fast genau so einem Shirt, wie meinem.

Ich grinste.
"Wollen wir?", fragte er und ich nickte daraufhin.

Im Stall angekommen nahm ich Sky, meinen schwarz- weißen Schecken. Noah holte sich sein einziges Pferd, Fleur aus dem Stall. Sie war eine etwas kleinere braune Stute und hatte als Abzeichen am Kopf einen Stern, in Form einer weißen Blüte. Sah echt schön aus.

Bei uns hatten die meisten Pferde keine normalen Namen, sondern waren nach einem, oder mehrerer bestimmter Merkmale benannt. Ist euch sicher schon aufgefallen.

Ich führte Sky an unsere Aufsteighilfe und kletterte hoch. Dann legte ich noch das Badehandtuch darunter.
Nicht besonders sicher, ich weiß.

Ich wartete, bis auch Noah oben war und schon ritten wir los.

Noah p.o.v.

Ich freute mich riesig, dass wir endlich los konnten. Ich liebte es einfach, Zeit mit Leila zu verbringen.
Auch die Pferde freuten sich anscheinend riesig, denn sie zogen freudig an und schnaubten immer mal.
Ohne Sattel fühlte man sich einfach so frei.

Nach einer Weile des stillen nebeneinander Reitens ließen wir die Pferde das letzte Stück galoppieren. Fleur machte sogar einen freudigen buckler.

Manche Reiter hätten wahrscheinlich sofort gerufen 'böses Pferd!', aber mir machte das nichts aus. Solange sie es nicht übertrieb.

Endlich breitete sich der See, auf einer kleinen Lichtung, vor uns aus. Am Waldrand, nahe der Lichtung, stand eine riesige Eiche, die ihre Blätter bis weit auf die Lichtung streckte.
Es war einfach wunderschön. Kleine Libellen tanzten am Rande des Sees, man hörte Frösche quaken und die Schwüle ließ die Luft ein wenig flimmern.

Wir saßen ab und zogen unsere Klamotten aus. Leila hatte einen roten Bikini an, der ihre Figur richtig betonte. Zumindest meiner Meinung nach.
Ok das war untertrieben. Sie sah wirklich, wirklich gut aus.

Sie bemerkte anscheinend meine Blicke, denn sie sah prüfend an sich herunter.
"Ist irgendwas?", fragte sie.
"N-nein alles bestens.", antwortete ich und sie lächelte.
Man dieses Lächeln.

Was rede, beziehungsweise denke ich da eigentlich? Wir sind Freunde. Mehr nicht. Oder?

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt