4. Kapitel- Jona ist los.

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June p.o.v.

Ich lächelte die beiden an.
Komisch waren die auf einmal.
Jona blickte neugierig auf Leila und diese starrte mich förmlich mit offenem Mund an.
"Mund zu, sonst kommen Fliegen rein!", scherzte ich. Keiner lachte.
"Hey, was ist denn nur los mit euch? Leila ich habe dir doch schon von meinem Bruder erzählt.
Du weißt schon: der, der immer so viel zu tun und jetzt sein Abitur hat?
Er kann mich ab diesen Monat öfter fahren, letzten Monat hat er seinen Autoführerschein bestanden."

"Bitte nicht.", sagte sie leise und zog mich mit sich.
Entschuldigend sah ich meinen Bruder an. Er zuckte nur mit den Schultern.

Jona p.o.v.

Soso. Das war also die Freundin meiner Schwester. Interessant.
Ich glaube, ich werde June in der nächsten Zeit öfter herfahren. Das wird ein Spaß.
Ich öffnete meine Zigarettenschachtel und nahm mir eine neue heraus. Danach schlenderte ich hinter den zwei Weibern mit den kleinen Pferden und den Kindern hinterher.

Als ich ankam wirbelten die kleinen Kinder um die zwei Pferde, während meine Schwester gerade dabei war dem zweiten Pferd den Sattel abzunehmen. Ich verstand zwar nichts von Pferden, aber Junes Bruder zu sein bedeutete sich ständig Geschichten übers reiten anhören zu müssen, wenn ich denn mal zu Hause war.

Ich probierte nämlich so wenig wie möglich zu Hause zu sein, weil meine Eltern mich einfach nervten. Die meiste Zeit übernachtete ich also bei Freunden.

June trug den Sattel mit dem restlichen Zeug hinter dem Mädchen, Leila wie ich jetzt wusste, hinterher aber ich blieb wo ich war. Schlechte Entscheidung. Ich wurde jetzt von allen 5 Kindern bestürmt und mit Fragen gelöchert. Yay.

Leila p.o.v.

Als June hinter mir die Sattelkammer betritt, waren wir endlich alleine.
"Was macht DER hier? Du schläfst doch hier er brauch dich nicht fahren.", fuhr ich sie an.
Sie blieb ganz ruhig. "Ja schon. Aber er wollte mir mal beim Reiten zuschauen."
"Macht er doch sonst auch nie.", maulte ich.
"Hey, was ist eigentlich los mit dir?", fragte sie.
"Jona ist los.", antwortete ich und erzählte ihr alles was diese Reitstunde vorgefallen war.

"Oh sorry. Hätte ich das gewusst! Aber sonst ist er eigentlich nicht so ein Arsch. Ich weiß auch nicht, warum er sich dir gegenüber so komisch verhält."
Ich zuckte mit den Schultern.
"Mach dir nichts draus. Ich hab schon eine Idee, wie wir's ihm heimzahlen können.", lächelte June.
~
Als wir wieder zurück waren fiel mir zuerst der Geruch auf. Dann sah ich, was Jona in der Hand hielt.
Ich hätte ausrasten können. Aber ich blieb ganz cool.
Man, war ich da stolz drauf.

"Wärst du nicht Junes Bruder hättest du jetzt Hausverbot.", stellte ich klar.
June warf mir einen ängstlichen Blick zu, sie wusste mit mir war nicht zu spaßen, wenn ich wütend war.
"Chill Kleine.", meinte er.
"Nenn mich nicht 'Kleine'. Ich bin fast so groß wie du."
Und mit diesen Worten warf er tatsächlich seine Kippe weg.
Zufrieden grinste ich in mich hinein.
~
Kaum hatten wir die Ponys weggebracht, standen auch schon die ersten Eltern auf dem Hof.
Ich erklärte, zum zweiten Mal heute, was vorgefallen war und erstaunlicherweise blieben alle ganz ruhig, verabschiedeten sich und nahmen die Kinder mit nach Hause.
Endlich wieder Ruhe.

"Soo. Lasst uns fix ein bisschen Mittagessen ich hab mordsmäßigen Hunger.", legte ich fest.
Leider kam Junes bescheuerter Bruder mit. Aber er sagte zum Glück kein Wort mehr.
~
Wir saßen alle drei um den Tisch und aßen genüsslich aufgewärmte Nudeln mit Tomatensoße. Da ging die Haustür auf und meine Mutter und mein Vater kamen herein. Ihnen folgten bellend unsere Haushunde Caspar und Bonnie. Caspar war unser großer Wachhund. Er hatte aber ein freundliches Gemüt, wenn man sich nicht mit ihm anlegte, wohingegen Bonnie, unser kleinerer Familienhund, bei allen Kindern des Hofes sehr beliebt war. Sie war immer freundlich und tat keiner Fliege was zu leide.
Beide sprangen, laut bellend vor Freude, auf mich zu.

"Na ihr süßen? Wo wart ihr denn?", fragte ich die beiden Hunde.
Leider gab mein Dad mir die Antwort, bevor es die Hunde tun konnten.
"Ich habe sie mitgenommen zum Zaun reparieren. Besser springen sie mir im Weg rum, als dir mit den Kindern. Alles gut gegangen?"

Und schon war ich dabei noch einmal alles zu erklären, was heute vorgefallen war.
Einige Male blickte ich Jona böse an, doch erwähnte nie, dass er an allem schuld war.
Meine Eltern waren natürlich auch nicht sauer. Sowas konnte immer passieren, Reitsport war halt gefährlich und ich konnte ja nichts dafür.

"Mom muss ich nachher bei dem Gruppenausritt mitkommen? Ich war heute schon draußen und würde gerne noch ein wenig auf dem Reitplatz arbeiten, wenn das ok ist?", fragte ich.
Sie war zum Glück einverstanden. Also konnten June und ich unseren Plan in die Tat umsetzen.
~
Kurze Zeit später saßen June und ich schon wieder auf den Pferderücken. Dieses Mal ritt ich meine eigene, komplett schwarze Stute Midnight und June saß wieder auf einem unserer Schulpferde. Jetzt hatte ich ihr
ihr Lieblingsschulpferd Felina, kurz Fee rausgesucht, eine kleine aber dünne und hübsche Isabelle.

Diesmal betraten wir den Dressurreitplatz. Dieser war zwar viel größer als ein normales Dressurviereck, das wird aber vor jedem Turnier frisch abgesteckt.

Wir hatten oft Turniere hier, da das zwar viel Geld kostete, aber auch Geld einbrachte und vorallem Werbung für den Hof machte. Außerdem fuhren wir immermal mit ein paar Reitern des Hofes auf Turniere in anderen Höfen und waren meistens ganz vorn mit dabei.
Es kamen auch von Zeit zu Zeit hochausgezeichnete Trainer und boten Workshops hier an.

Lange Rede kurzer Sinn: unser Hof war eigentlich immer in top Zustand; sauber, die Hindernisse frisch gepinselt und die Reitplätze- und Halle bewässert und begradigt.

Jona folgte uns und setzte sich an den Rand auf eine der vielen Bänke.
~
Nach ein paar runden Schritt am langen Zügel fing ich an, Midnight mehr aufzunehmen und richtig zu arbeiten. Ich wollte Jona mal zeigen, was Pferde so alles drauf haben.

Midnight war für mich ein sehr besonderes Pferd. Als sie zu uns kam konnte sie Dressuren höchstens auf A- Niveau reiten. Aber meine Eltern sahen sofort Talent. Ich bekam sie geschenkt und wir arbeiteten uns zusammen Jahr für Jahr hoch. Dabei wuchsen wir als Team richtig zusammen.
Jetzt gehen wir sogar schon leichte S-Dressuren und man sieht uns einfach an, wie wir zusammen passen.
Sie war auch das einzige Pferd, welches nur ich alleine reiten darf (mit Ausnahme meine Mutter).

Wir legten richtig los: Schlangenlinien, Zirkel, Volten in allen Gangarten und und und.
Ich war wie in Trance, wie fast immer, wenn ich Midnight ritt. Wir führten einen Tanz auf.

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt