6. Kapitel- Willkommen zurück

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Leila p.o.v.

Wir sattelten unsere Pferde ab.
Ich wusste wir müssten uns beeilen, denn die Reiter des Gruppenausfluges würden bald wieder mit meiner Mutter hier sein. Bei so vielen Reitern wurde es, trotz des eigentlich großen Hofes immer eng hier.

Wir entschieden, dass wir Fee und Midnight noch mit dem Wasserschlauch abspritzen würden. Bei so warmen Wetter war das Standard. Natürlich bleibt man da als Reiter auch nicht trocken.
Jona lachte uns natürlich lauthals aus. Das würden wir nicht so einfach auf uns sitzen lassen.

June ging zu ihm und hielt ihn fest, in der Zeit richtete ich schön den Wasserstrahl auf ihn. Er kämpfte sich los und June bekam auch noch einmal einen Schwall ab. Ihr könnt euch vorstellen, wie witzig die beiden Geschwister, triefend nass nebeneinander aussahen.

Jona tat etwas, was ich nicht erwartet hätte: er zog sich einfach sein Shirt aus und grinste mich verschmitzt an. Ich drehte mich weg und tat so als würde ich etwas an Midnights Bein kontrollieren.

"Man, Jona. Geh dich woanders prostituieren!", lachte June. Sie fand das anscheinend urkomisch.
Ich drehte mich wieder rum zu den beiden.
"Du musst mal wieder öfter trainieren gehen. Wird langsam alles schwabbelig."
Sie pickte ihn mit ihrem Finger in den Bauch. Er streckte ihr die Zunge raus.

"Och, ich  finde eigentlich das sieht alles ganz gut aus.", meinte ich leise.
Beide starrten mich an. Ich wurde rot und drehte mich wieder weg.
Warum muss immer mir sowas peinliches passieren?

Zu meiner Verteidigung: was man, beziehungsweise Frau da sah, war ein nahezu perfektes Sixpack. Obwohl ich es schöner finde, wenn es nicht zu sehr trainiert ist. Aber da kann Frau schon mal fahrig werden.

Jona lächelte mich an und schubste seine kleine Schwester ein wenig.
"Siehst du, sie weiß was heutzutage gut aussieht."

Ich rettete mich aus der Situation und brachte mein Pferd in seine Box.
Nach einer Weile hörte ich Schritte im Gang.
June kam bestimmt vorbei um mir mitzuteilen, dass die Reiter des Gruppenausfluges zurück waren.
Ich drehte mich erst gar nicht rum sondern blieb einfach wo ich war: das Gesicht vergraben in Midnights Fell.

"Danke, dass du mir Bescheid gibst, aber ich hör den Lärm schon draußen.
Das war so peinlich grad eben mit deinem bro, tut mir leid aber du weißt ja wie ich bin.", ich hoffte sie war nicht sauer, schließlich war es ja ihr Bruder gewesen.

"Wie bist du denn?", fragte mich eine tiefere Stimme mit neugierigem Unterton. Das war garantiert nicht die Stimme von June.
Ich drehte mich um und da stand er einfach lässig im Türrahmen. Jona, immernoch ohne Shirt.
Ich wurde wieder rot und sagte nichts mehr.

"Ich wollte eigentlich nur Bescheid sagen, dass ich jetzt nach Hause fahre. Ich komme morgen noch mal vorbei, June möchte mir zeigen wie sie springt, wenn das in Ordnung ist?"
Fragte mich Jona echt um Erlaubnis? Ich meine hallo? Jona?

Ich nickte nur und er wandte sich zum gehen.
"Achso, dass muss dir nicht peinlich sein Kleines, mach dir da mal keinen Kopf."
Er lies mich einfach stehen und ging.

Ich hörte wieder Schritte auf dem Gang. Man, ich war ja heute richtig beliebt. Ich verschloss die Stalltür und wurde daraufhin von hinten erdrückt. Gut ich übertreibe mal wieder. Ich wurde von hinten umarmt.
Kräftige Arme, die mich gleich darauf herumdrehten, hochhoben und mich ein bisschen durch die Gegend schlenkerten.
Ich quiekte.

"Man, ich hab dich so vermisst Leila! Dabei haben wir uns das letzte mal vor einer Woche gesehen. Verrückt nicht wahr?" Er ließ mich runter und ich sah ihm in die Augen. In schöne eisblaue Augen.

"Hi Noah, ich hab dich auch vermisst.", flötete ich und wuschelte durch seine schwarzen Haare.
"Wer war das da gerade? Der Typ hat ja ein schöneres Sixpack als ich, und das will schon was heißen."
Ich lachte und erklärte ihm alles.

Ihr wollt sicher wissen wer jetzt schon wieder dieser Noah ist, was?
Dazu muss ich etwas weiter ausholen.

Mein Vater war eigentlich Lehrer an einer Privatschule in der Stadt, neben der sich unser Reiterhof befindet.
Ich ging nicht auf diese Schule, ich besuchte das normale Gymnasium hier, zusammen mit June.
Vor ein paar Jahren kam mein Vater nach Hause und berichtete von einem Jungen, ein Jahr älter als ich, der sich ihm anvertraut hatte. Er erzählte, dass er zwar auf diese hübsche Privatschule gehen darf, weil seine Eltern stinkreich sind, sie aber nie Zeit für ihn hatten.

Aus lauter Langeweile und vorallem Frust auf seine Eltern fing der Junge an, zu rauchen, suchte sich die falschen Freunde und stellte auch so einige Straftaten an. Halt eigentlich die typische badboy Story.
Mein Dad nahm sich vor, ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen und so landete er hier.

Ich freundete mich mit ihm an und zeigte ihm alles, was er hier auf dem Hof brauchen würde. Er hatte dieses Einfühlungsvermögen, um welches ich ihn oft beneidete. Er schien die Pferde förmlich zu verstehen.
Wir richteten ihm das Gästezimmer ein und so lebte er eigentlich die ganze Zeit hier. Straftaten hat er, seid er hier ist, auch nicht mehr begangen.

Er durfte wann immer er wollte hier reiten und dafür half er kräftig mit, was ausmisten und das ganze Zeug betraf. Happy End was?

"Ich sehe du hast deinen berühmt berüchtigten Rucksack mit?", fragte ich ihn lächelnd. 
Er nickte. "Ja ich ziehe über die Ferien wieder bei euch ein, ist schon alles abgesprochen."
"Mir erzählt wieder keiner was.", schmollte ich.
"Ach komm. Ich bin extra erst zu dir gekommen, um dir 'hallo' zu sagen."

Ich lachte. "Das hast du ja jetzt. Kannst jetzt verschwinden die Tür zum Haus ist offen."

Ich ging raus und half den anderen Reitern die Pferde fertig zu machen, während sich Noah aufmachte, um im Gästezimmer neben meinem Raum einzuziehen.
Ich freute mich schon drauf mit ihm Zeit zu verbringen.
~
Ich ging auf die Suche nach June um mit ihr das Abendessen vorzubereiten und fand sie bei Felina im Stall.
"Weißt du schon, wer gerade angekommen ist?", fragte ich glücklich und erzählte ihr alles.

Auch sie war gut mit Noah befreundet aber niemals so gut wie ich mit ihm. Zwischen uns war da einfach dieses besondere Band, welches man einfach nicht beschreiben kann.

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt