5. Kapitel- Jetzt du.

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Jona p.o.v.

Ich langweilte mich zu Tode. Also im Ernst. Wie kann man diesen 'Sport' nur mögen, was ist denn nur los mit den Mädchen? Langweiliger geht's wohl kaum noch.

Doch nach einer Weile wurden beide schneller. Ich muss zugeben das macht es schon interessanter. Sie fingen an kleine Kreise zu reiten oder die Richtung zu wechseln.

Leilas Pferd schmiss seine Beine abwechselnd nach vorn. Das sah ziemlich witzig aus und sollte bestimmt nicht so sein. Oder doch?
Sie zog das jetzt ziemlich lange durch und wenn etwas falsch wäre, würde sie es doch sicherlich dem Pferd mitteilen.

Aha Seitwärtslaufen. Auch nicht schlecht. Das sich das Pferd da nicht die Beine bricht ist ein Wunder.

June p.o.v.

Haha das Gesicht von meinem Bruder ist echt Gold wert. Tja, Reiten ist halt nicht so eintönig, wie sein blöder Fußball. Aber das wollen Jungs ja nie hören.
Ich hatte eine Idee.
Ich rief Leila, doch es dauerte bis sie reagierte. Ach, sie und ihr Pferd. Herrlich.

Wir sprachen uns ab, wir würden jetzt eine kleine Kür vorführen. Wir machten das öfter mal, es trainierte sich blind auf sein Pferd und den anderen zu verlassen und sah halt einfach schön aus.

Leila holte ihr Handy raus und wählte normale Pop- Musik, die auch im Radio läuft, aus. Ihr Handy war per Bluetooth mit den großen Musikboxen am Rande des Platzes verbunden und so konnten wir beide bequem von allen Stellen des Platzes die Musik hören.

Jetzt ging es los. Wir fingen in der Mitte des Platzes an. Ich wusste, ich würde mehr treiben müssen, weil Fee nicht so groß ist und Leila musste langsamer machen.
Ich rief einfach immer Kommandos und wir beide führten sie aus. Dabei sah es aus, als würden wir uns gegenseitig spiegeln. Wir ritten also nicht hintereinander, als Abteilung, sondern befanden uns immer gegenüber.

"Schritt. Rechte Hand. Zirkel."
"Antraben. Aus dem Zirkel wechseln."

Wir waren ein so eingespieltes Team, dass wir uns kaum abstimmen mussten.

Nachdem ich genug hatte ließ ich uns beide, in der Mitte der Bahn, nebeneinander anhalten.
Leila knipste die Musik aus. Meinem Bruder hatte es anscheinend gefallen, er applaudierte uns leise.

"Aha hast anscheinend heute was dazugelernt, was Pferde und Lärm betrifft was?", bemerkte Leila in Jonas Richtung. Der grinste.

Wir saßen beide ab und ich zwinkerte Leila zu.

Jona p.o.v.

Warum zwinkert meine Schwester? Das hatte nichts gutes zu bedeuten.
Und prompt fand ich heraus, dass ich recht gehabt hatte, mit der Vermutung.

"Jetzt du.", lächelte mich Leila an und hielt mir die Zügel hin.
Ich lachte herzhaft. Das Mädchen hatte also doch Humor.

"Ich meine das ernst.", sagte sie jetzt mit Nachdruck.
"Danach sind wir auch quitt, aber du schuldest mir etwas für vorhin."
Ich sah sie skeptisch an.
"Manche Mädchen würden töten für die Möglichkeit, mal auf diesem Pferd zu reiten. Keiner außer ich und meine Mutter durften sie hier je reiten.", meinte sie.

"Gut, dann soll das auch so bleiben.", antwortete ich ihr.
Niemand würde mich auf ein Pferd bekommen.

"Dann fällt die Wahl also auf Fee? Gut ausgesucht, würde ich meinen.", fing nun auch meine Schwester an.
Ich schüttelte den Kopf.

"Ok Jona. Machst du das jetzt nicht, bin ich dir für den Rest deines Lebens sauer. Und glaube mir. Das willst du nicht."
Jap das wollte ich wirklich nicht. Dafür hatte ich meine Schwester viel zu lieb.
Ich sah mich prüfend um. Der Hof war wie leer gefegt. Also würde es nur vor den beiden peinlich werden.

Ich ändere meine Aussage von vorhin nochmal. Nur meine Schwester bekommt mich auf ein Pferd.

Leila brachte ihr Pferd raus und band es an der Bank an, auf der ich gerade noch gesessen hatte.

June gab mir noch ihren Helm und dann gingen wir in die Mitte der Platzes und ich muss sagen: ich hatte Angst. Wirklich Angst. Aber cool wie ich bin, ließ ich mir natürlich nichts anmerken.
"Soo, wie komme ich jetzt da hoch?", fragte ich.

Leila p.o.v.

Beste Aktion des Tages. Dem Jungen schlotterten die Knie. Aber so was von.
Nur nicht lachen. Ruhig Leila.

Er kletterte jetzt mühsam hoch. Ich musste ganz schön mithelfen.
"Haha gut, dass du Fee genommen hast, auf Midnight hätten wir dich nie hoch bekommen. Ihr Fußballer habt ja null Kraft.", scherzte ich.
Er überhörte die Stichelei vollkommen.

"Wie lenke ich denn?", fragte er. Wir erklärten es ihm geduldig.
"Setz dich erstmal richtig hin!", ermahnte ich ihn und fummelte gleich an ihm herum. Da kannte ich nichts.
"Hacken so runter. Beine bleiben an der Stelle. Rücken gerade. Hände aufstellen und die Zügel so halten."
Einiges machte ich auch vom Boden aus vor.

Ihr sagt jetzt vielleicht ein kompletter Anfänger muss sicher nicht so hart behandelt werden. Finde ich auch. Aber dieser hatte es einfach verdient.

"Ich schwöre, meine Beine bleiben einfach nicht da.", jammerte er schon los.
Er ist noch keinen einzigen Schritt gegangen, aber gut.
Wir ignorierten sein Gejammer einfach.

Ich tippte Fee leicht an und schon zockelte sie los. Sie wunderte sich anscheinend etwas, was da auf ihrem Rücken vorging, aber sie war schon lange Schulpferd und hatte schon einiges erlebt. Ich vertraute ihr, sie würde ihn niemals abwerfen oder versuchen wegzurennen.

Was uns da auf dem Rücken bot war echt ein Augenschmaus. Er hielt seine Hände so hoch, dass er fast nichts mehr sah, er machte einen Buckel und seine Beine waren komplett angewinkelt. Fragt mich nicht, wie es der Junge geschafft hat, sich auf dem Pferd zu halten.

"Kommst du wieder her?", fragte June.
"Geht nicht.", kam der Ruf zurück. Ich kicherte.
"Dann reite wenigstens einen Zirkel.", rief ich ihm nun zu.
"Einen was?"
Ok. Mein Fehler.
"Ah ich weis warte!"
Die Erleuchtung kam spät, doch sie kam.

Er zog die Arme Fee rum und sie wechselte brav durch die ganze Bahn. Jetzt musste ich doch lachen.
"Was ist?", fragte er.
Ich erklärte ihm was ein Zirkel ist und er probierte es noch einmal, ritt aber in die falsche Richtung weiter, wechselte also aus dem Zirkel.
"Nein verdammt. Nur ein Kreis!", meinte June genervt.
"Aha ok!"
Er drehte wieder ab und machte den selben Fehler noch einmal.

"Bist du dir sicher, dass du Abitur hast? Ein Kreis wird doch wohl nicht so schwer sein"
Ich ging hin und führte ihn die Runde. Ein "Aah!"- der Erleuchtung kam von oben. Ich drückte noch einmal alle seine Gliedmaßen an die richtige Stelle und schlug dann eine Trab- Runde vor.
Natürlich hatte er keine Ahnung was Trab war. Ich würde es ihm also einfach zeigen.

Ich lief einfach los, ohne das Geschrei von oben zu beachten und Felina folgte mir brav. Die bekommt nachher extra Äpfel, das schwor ich mir.

Irgendwann reichte es June und mir, uns taten die Bäuche schon weh vom lachen zurückhalten.
Er hievte sich runter und trat dabei natürlich die Arme Fee, die zum Glück nicht reagierte.

"Oh du hast ein bisschen geschwitzt.", stellte ich nüchtern fest. Das war natürlich total untertrieben.
Er sah mich böse an und flüsterte: "nie wieder."

"Gut wir sind jetzt quitt und können nett zueinander sein.", sagte ich lachend.

Er streckte mir seine Hand entgegen.
"Jona."
Ich nahm seine Hand, schüttelte sie und stellte mich dann auch noch einmal vor:
"Leila."

Das war also der Neuanfang zwischen uns. June lächelte.

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt