16. Kapitel- Ich hab' schon was vor.

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Jona p.o.v.

Ich schwieg. Mit dieser Frage hatte ich lange nicht mehr so zu kämpfen gehabt.
"Hallo? Bist du noch dran?", fragte sie unsicher.

"Leila. Gehst du mit mir aus?", rutschte es mir ziemlich schnell raus. Mein Herz pochte.

Stille. Dann: "meinst du das im Ernst?"

Ich stöhnte innerlich auf. War ja klar, dass sie nicht wollte.
"Eigentlich schon.", stieß ich hervor.

"Ja.", sagte sie zögerlich.
"Wie 'ja'?" Ich war verwirrt.
"Ja, lass uns ausgehen.", antwortete sie mir mit Nachdruck.

Mein Herz begann zu hüpfen und etwas zu überschwänglich machte ich mit ihr einen Tag und eine Uhrzeit aus. Am Freitag würde es so weit sein. Wir legten auf und das Telefonat lies mich voller Vorfreude zurück.

Leila p.o.v.

Oh mein Gott. Jona hatte mich gerade um ein Date gebeten.
Um ein DATE. Mir war total warm und in meinem Bauch rumorte es.

Auf einmal klopfte es und die Tür ging auf.
"Hey sorry, dass ich störe, aber deine mom fragt, ob du morgen ihre Stunde übernehmen kannst."
Noah. Ich sah ihn an und überlegte, was er gerade gesagt hatte. Ich war total in Gedanken gewesen.

Er stand immer noch in der Tür und sah mich abwartend an.
"Ähm, ja?"
Ich war mir nicht mal sicher, zu was ich da überhaupt zugestimmt hatte.

Noahs Blick wanderte prüfend über mein Gesicht.
"Alles in Ordnung? Du siehst irgendwie so... komisch aus.", fragte er.
Ich musste lachen.
"Danke für das Kompliment.", meinte ich trocken. Er wurde rot.

"So war das gar nicht gemeint. Ich..."
Ich unterbrach ihn und meinte schnell: "Danke der Nachfrage aber alles ist gut. Bestens sogar." Um den Satz zu unterstreichen wedelte ich noch mit meinen Händen.
Er starrte mich immer noch an.

"Ich geh schnell und sag deiner mom Bescheid.", sagte er dann.
"Ähm weswegen?", fragte ich belämmert.
"Na, dass du ihren Unterricht morgen übernimmst.", erklärte er mit einem genervten Augenrollen.
"Achso. Ja klar, danke."

Er schüttle noch mal den Kopf und verlies mein Zimmer.
Ich meinte, ihn ein genervtes "Mädchen" murmeln hören zu können.
Ich bin immer noch der Meinung, Jungs sind schlimmer, aber lassen wir das.
~
Ich konnte es am nächsten Morgen nicht glauben, dass ich nach dem Gespräch mit Jona überhaupt schlafen konnte, aber ich war wohl ziemlich schnell danach eingeschlafen. Verschwunden im Traumland.

Ich zog mir schnell meine Reitsachen an und nahm mir unten ein Brot mit raus.
In der Sattelkammer angekommen fiel mir wieder ein, dass ich ja meiner Mutter versprochen hatte, ihren Unterricht zu übernehmen. Das bedeutete, ich würde vorher nicht mehr viel schaffen.

Ich entschied mich dazu, mit Midnight noch ein wenig Dressur zu üben. Dafür würde die Zeit reichen.

Nach dem Putzen und Satteln führte ich sie auf den Platz.
Dort ritt Noah schon mit Fleur. Sahen gut aus, die beiden.

Er bemerkte mich und kam zu mir.
"Na, willst du mitmachen?", fragte er.
"Ja, wenn's dich nicht stört.", antwortete ich ihm.
"Wie könnte es.", meinte er schmunzelnd und ich betrat den sandigen Boden.

Noah p.o.v.

Ich war immer schon erstaunt gewesen, wie gut Leila reiten konnte.
Ok, sie tat es jeden Tag, aber trotzdem.

Nach einer Weile schwebten sie und Midnight förmlich über den Platz.
Ich blieb in der Mitte, so konnte ich sie besser beobachten.

"Dreh die Fußspitzen mehr zum Pferd. Beim Springen bleibst du sonst noch hängen.", riet ich ihr mit einem Augenzwinkern. Und überprüfte gleich meine eigenen Fußspitzen.
Sie streckte mir die Zunge raus, führte meinen Ratschlag jedoch aus.
Jetzt sahen die beiden nahezu perfekt aus.

Ich galoppierte an und drehte auch ein paar Runden.
Dann reichte es mir und ich sprang vom Pferd.
Leilas Mutter sagte immer: 'ein guter Reiter führt sein Pferd' und mit diesem Gedanken führte ich Fleur noch ein bisschen im Kreis herum.

Ich bemerkte Schritte neben mir. Auch Leila war abgestiegen und lief neben uns her. Ich lächelte.
"Du würdest meine mom stolz machen, wenn sie das sehen würde.", kommentierte Leila.
Ich musste lachen.
"Wahrscheinlich.", meinte ich.
Leila grinste mich unter dem Pferdehals hindurch an.

Mir fiel etwas ein.
"Weißt du was? Wir haben ewig kein Lagerfeuer mehr gemacht.", sagte ich.
"Da hast du recht. Sowas müssen wir unbedingt wieder machen.", meinte sie und ich konnte ihre Vorfreude an ihren Augen ablesen.

Früher war es immer Tradition gewesen, mindestens einmal im Monat ein Lagerfeuer zu machen. Dabei luden wir meistens ein paar Leute vom Hof und aus der Schule ein. Wen man eben so kennt.

"Wie wär's mit Freitag?", fragte ich.
"Ja gerne.", sagte sie.

Sie dachte einen Moment nach. Gedankenverloren schüttelte sie dann den Kopf.
"Sorry gerade ist mir eingefallen, ich hab' Freitag schon... ähm... etwas vor. Lieber Samstag dann."
Ich sah, an Midnight vorbei, in ihr Gesicht. Es hatte eine leicht rötliche Farbe angenommen. Komisch.
"Du hast doch abends nie was vor.", sagte ich. Das Ganze kam mir ziemlich spanisch vor.

Strafend sah sie mich an.
"Diesen Freitag schon.", meinte sie mit Nachdruck und legte ärgerlich mit Midnight einen zahn zu.
Schon hatte sie das Ende des Platzes erreicht und war somit außer Reichweite.
Was hatte ich nun schon wieder falsch gemacht?
Ich schüttelte leicht den Kopf.

Leila p.o.v.

Was ich Freitag vor hatte, ging Noah ganz und gar nichts an. Das war ja wohl meine Sache.
Wütend schnaufte ich.
Midnight drehte ihre Ohren zu mir.
"Sorry süße. Ist nicht wegen dir.", flüsterte ich ihr zu.
Ja ich rede mit meinem Pferd. Kommt darauf klar.

Ich sattelte sie ab und brachte sie rein.

Draußen fuhr ein Auto vor.
Ich lief raus und blickte in zwei Augenpaare.

Ich stöhnte innerlich auf. Warum hatte mom mir nicht erzählt für wen der Unterricht heute war.
Ich setzte eines meiner gekünstelten Lächeln auf.
"Hallo. Ihr habt heute bei mir Unterricht.", sagte ich.
Ein lautes "pfft" kam zurück.

Vor mir standen die beiden Zwillinge Annika und Stella. Blond, Modelfigur, reiche Eltern. Sagt schon alles.
Nichts gegen blondhaarige, aber auf die beiden passten alle Vorurteile als wären diese für sie gemacht wurden.

Ausserdem machten sie sich ständig an Noah ran, was mir aus irgendeinem bescheuerten Grund überhaupt nicht gefiel.

"Nehmt euch Harmony und Dakota und macht sie reitfertig.", gab ich ihnen die Anweisung.
Die armen Pferde.

Gut, ich muss zugeben, die beiden Zwillinge ritten nicht schlecht, aber Charakter war mir halt persönlich sehr wichtig. Ich fragte mich eh, wenn ihre Eltern so reich sind, warum sie dann nicht ihre eigenen Pferde, zum vergewaltigen haben.

Ich lief noch einmal fix zu Midnight und brachte ihr ein paar Leckerlies. Das liebte sie. Dankbar kaute sie. Seufzend drehte ich mich weg und trat wieder hinaus.
Doch draußen sah ich etwas, bei dem mir fast der Kragen platze.

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt