18. Kapitel- Vorfreude

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Noah p.o.v.

Als ich Leila's Haut berührte zuckten in meiner Hand kleine Blitze.
Sie schien sich erschrocken zu haben, denn sie setzte sich abrupt auf. Auch ich zog schnell meine Hand weg.

"Kommst du zum Essen?", fragte ich.
Sie nickte. Ich verlies ihr Zimmer und half mit, beim Tisch decken.
Leila kam runter und setzte sich zu uns.

Sie wurde von ihren Eltern über die Reitstunde heute ausgefragt und wie fast immer gingen wir danach ins Bett.
~
Ich erwachte früh am nächsten morgen und stahl mich zu Leila ins Zimmer. Sie war schon weg. Enttäuschung machte sich in mir breit. Sonst sagte sie immer Bescheid, wohin sie ging, oder wartete auf mich.

Heute: Fehlanzeige.

Auch im Stall fand ich sie nicht. Sie musste wohl alleine ausgeritten sein. So ganz erlaubt war das eigentlich nicht. Auf dem Hof sollten wir immer mindestens zu zweit ausreiten, damit, wenn jemandem etwas passierte, noch einer da war um zu helfen.

Pech. Ich bekam ja den Ärger nicht.

Leila p.o.v.

Ich wusste nicht wieso, aber ich entschied mich heute alleine eine Runde auszureiten. Ich brauchte wahrscheinlich einfach mal Zeit für mich. Besonders nach der Aktion vom letzten Ausreiten mit Noah und Jona.

Ausserdem war ich schon total hibbelig wegen morgen.
Richtig geraten. Morgen war Freitag.
Das hieß ich ging auf ein Date mit dem wohl heißesten Jungen, der mir je untergekommen ist.

Ich hoffte ich hatte das Ganze richtig verstanden und es war wirklich ein Date. Sicher war ich mir da nicht.
Aber gut. Absagen wollte ich jetzt auch nicht mehr.
~
Als ich, nach dem gedankenverlorenen Ausritt, bei dem ich fast nur Schritt gegangen war, auf dem Hof ankam lief Noah doch noch an mir vorbei. Mit Fleur am Strick. Mist.
Ich wollte gar nicht mein Gesicht sehen. Bestimmt hatte ich den totalen 'ertappt'- Blick drauf.

"Sag mal, gehst du mir aus dem Weg?", fragte er mich und runzelte seine Stirn.
Ich überlegte einen Augenblick. Ging ich ihm aus dem Weg?

Ich wartete anscheinend zu lange mit meiner Antwort, denn Noah schüttelte seinen Kopf, drehte sich um und zog Fleur mit sich.
Danke, dass er mir Zeit zum antworten lässt.

"Hey, wartest du mal?", rief ich ihm hinterher, doch er drehte sich nicht um.
Verdammt. Was hatte ich nur jetzt schon wieder verbockt?
In letzter Zeit lief alles nur schief.

Seufzend sattelte ich mein Pferd, Flame, ab und brachte ihn in seine Box.
Danach lief ich gedankenverloren die Stallgasse entlang und beobachtete die Pferde.

Bei Fleur's Box blieb ich stehen, da die Tür offen stand. Ich lugte hinein und konnte Noah sehen, wie er seinen Kopf an ihre Stirn legte und vorsichtig mit einer Bürste an ihrem Hals entlangstrich.

Sie sahen so friedlich aus. Komplett in einer anderen Welt. Ich musste einfach lächeln.

Da drehte sich Noah zu mir.
"Was willst du?", fragte er mich schroff.
Kleine Zicke. Wäre er ein Mädchen würde man ihn, glaubte ich, nicht einen Tag lang ertragen können.

Ich schwieg einfach. Er schüttelte erneut seinen Kopf und putzte Fleur weiter.
"Wenn du fertig bist, kannst du gleich mit meinen weitermachen", erlaubte ich mir den Scherz.

Er sah mich an und musste dann doch lachen. So einfach ging das mit Jungs. Manchmal.
~
Den restlichen Tag verbrachten Noah und ich zusammen und planten für Samstag das Lagerfeuer.
Das hätte ich fast vergessen gehabt, hätte er mich nicht daran erinnert.

Ich war dankbar für die Zeit, die er mit mir verbrachte, denn ich dachte schon gar nicht mehr an den morgigen Abend.
~
Freitag Vormittag entschied ich mich, mal bei June anzurufen. Das hatte ich schon lange nicht mehr getan und ich war gespannt, was sie die ganze Woche so gemacht hatte.
Allerdings war ich mir nicht so sicher, ob ich ihr von mir und ihrem Bruder erzählen sollte.

"Hi Leila! Ist irgendetwas?", fragte sie gleich.
"Darf ich nicht mal meine beste Freundin anrufen?", konterte ich.
Ich hörte ein leises lachen.
"Erzähl. Was hast du die ganze Woche so getrieben? Bei mir war eigentlich ähm... nichts besonderes."
Lüge, Lüge, Lüge.

Ich hasste es, sie anzulügen und ihr vorallem so etwas wichtiges nicht zu erzählen, aber ich hatte einfach Angst, vor ihrer Reaktion. Ich meine, Jona ist schließlich ihr Bruder.

Sie erzählte mir schließlich, was sie alles mit ihren Eltern unternommen hatte. Das meiste beinhaltete ewig langes wandern durch irgendwelche Wälder.
Naja, wer drauf steht. Ich fände das jedenfalls auch nicht klasse.

Ich erzählte ihr noch, dass wir Samstag ein Lagerfeuer geplant hatten und lud sie ein, was sie dankend annahm.

Nachdem wir aufgelegt hatten, begab ich mich noch für einige Zeit zum Stall. Erledigte aber nur kleinere Arbeiten. Für mehr war ich einfach nicht fähig.

Meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Zu Jona.
Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was wir an dem Abend machen würden.

Ich war sogar schon so verrückt, dass ich glaubte Jonas Auto stände schon im Hof und er wartete auf mich.
Total bescheuert halt.
~
Als ich das nächste mal auf die Uhr sah, wurde es langsam Zeit mich umzuziehen.
Ich ging fix duschen und zog mich um.
Besser gesagt wollte ich mich umziehen. Das Problem war, ich wusste nicht was.
Klar, mein Kleiderschrank platzt aus allen Nähten, aber so richtig war halt doch nichts dabei.
Ich lass jetzt hier mal diesen 'typisch Mädchen'- Satz weg.

Ich wusste nicht mal, was wir machen würden. Das hatte ich total vergessen zu fragen.

Zum Schluss, wohlgemerkt keine zehn Minuten bevor er kommen wollte, hatte ich mir ein kurzes grünes Kleid ausgesucht. Es betonte meine Figur, aber vorallem meine Augen. Dazu lockte ich meine Haare leicht, lies sie aber offen und wählte die passenden Schuhe. Ohne Absatz. Glaubt mir, wenn man so groß ist, wie ich wollte man nicht noch größer erscheinen und gänzlich über alle Jungs herausragen.

Ich war ganz zufrieden mit meinem Look und verlies das Haus.
Ich musste nicht lange warten, da fuhr Jonas Auto schon vor und er stieg aus.

Er trug ein einfaches, weißes Hemd, unter dem ich seine gut gebaute Muskulatur erahnen konnte und eine schwarze Hose. Nicht zu schick, aber hatte Klasse.

Er kam auf mich zu, blieb aber kurz vor mir stehen. Sein Blick wanderte über meinen ganzen Körper und ich sah die Anerkennung in seinen Augen aufblitzen.
"Gefällt dir, was du siehst?", fragte ich ihn frech.

Er antworte nicht, doch kam auf mich zu und streckte die Hand nach meiner Wange aus. Kurz bevor er sie erreichte blieb seine Hand in der Luft, zwischen uns, schweben und er strich mir einfach nur eine wild gewordene Strähne aus dem Gesicht. Ich keuchte leise.

Er sah mir in die Augen und flüsterte: "du siehst fabelhaft aus.". Es raubte mir fast den Atem.
Er packte meine Hand mit seiner und führte mich schnurstracks zum Wagen.
Bevor ich einstieg, hielt er mir sogar die Tür auf.
Ich lächelte.

Und schon fuhren wir los, in Richtung Stadt.

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt