Lily Evans PoV
Gelangweilt saß ich im Gemeinschaftsraum und wartete bis mein Dienst endlich begann. Stella war leider schon ins Bett gegangen und im Gemeinschaftsraum befanden sich nur noch wenig Mitschüler.
Ich starrte wieder auf meine Buchseite und versuchte weiter zu lesen. Nach wenigen Minuten musste ich mir aber eingestehen, dass ich den gelesenen Text gar nicht wirklich aufnahm.
Meine Gedanken waren immer noch beim Abendessen mit Stella und Sam. War es wirklich wahr, dass Potter in mich verliebt war? In den vergangenen Wochen war ich mir so sicher, dass er eine Freundin haben müsste.
Aber Sam hatte recht. Potter machte seine Aufgaben immer am Abend vor dem Abgabetermin. Gut möglich, dass er deshalb den Dienstplan änderte. Ich war von Sams Kommentar sehr verwundert. Normalerweise griff sie jede Gelegenheit auf um über Potter her zu ziehen. Heute tat sie dies nicht. Hat sie gemerkt, wie ich mich in Bezug auf Potter fühlte? Ja, was fühlte ich überhaupt? Nur widerstrebend gestand ich mir ein, dass ich eifersüchtig auf Potters potenzielle Freundin war.
In den vergangenen Wochen musste ich mich während unserer nächtlichen Patrouillen gezwungener weise mit Potter unterhalten und musste gestehen, dass er durch aus charmante Charakterzüge an sich hatte. Er war so anders, als wenn er mit Black, Peter und Remus zusammen war. Ja wir haben sogar recht vernünftige Unterhaltungen über den Unterricht, Hogwarts und unsere Zukunftspläne führen können.
Er wollte Auror werden, genauso wie seine Eltern. Er schien sie sehr zu lieben. Auch die Zuneigung für seine Schwester war nicht überhörbar zu werden. Dieses Verhalten passte so gar nicht zu dem arroganten Schnösel, der selbst den Lehrern Streiche spielte.
Ich fuhr mir mit der Hand durch meine langen Haare. Oh wie gerne würde ich mit Sam über meine Gefühle sprechen. Sie wüsste bestimmt was ich tun sollte. Doch wie würde sie darauf reagieren? Wahrscheinlich wäre sie erst einmal geschockt und würde mir dann einen endlos langen Vortrag über Potter halten und wie er mit anderen umging. Hätte ich ihr vor ein paar Wochen nicht vollkommen zugestimmt? Er hat jahrelang Sev und Sam beleidigt, wann immer es ging. Ich werde nie Sams geschocktes Gesicht vergessen, als sie mitbekam wie Potter Sev schubste und er deswegen fiel. Ich hatte sie selten so sauer gesehen. Nicht mal als Potte und Black begannen ihr ebenfalls Streiche zu spielen, wurde sie so wütend. Sev war für Sam heilig. Ihr Beschützerinstinkt war viel zu stark ausgeprägt um jetzt objektiv sein zu können. Aus unerfindlichen Gründen bewunderte sie ihn. Ich habe ihr Verhältnis nie ganz verstanden. Ich ahnte, dass es irgendetwas mit ihren Eltern zu tun haben muss. Sev hatte mal erwähnt, dass sie nicht besonders liebevoll mit ihnen umgingen. Mehr konnte ich in den all den Jahren weder aus Sam noch aus Sev herauskitzeln. Nein, mit Sam konnte ich unmöglich reden.
Stella war auch keine Alternative. Schließlich war sie Potters Schwester. Ich seufzte. Mit diesem Problem stand ich wohl alleine da. Ich blickte auf die Uhr und stöhnte erneut auf. Noch eine Stunde bis mein Dienst begann.
Plötzlich ertönten Schritte auf der Treppe. Hoffentlich kam Stella noch mal runter. Dann konnten wir uns wenigstens unterhalten, wenn auch nur über andere Dinge. Doch es erschien der falsche Potter.
„Oh hey, Evans, du bist ja auch schon hier. Oder bin ich etwa zu spät?", er sieht mich zögerlich an.
„Nein, du bist auch zu früh.", gab ich ich ebenfalls verunsichert zurück. „Hmm...wollen wir früher los?"
„Hey, was liest du denn da?", fragte Potter, während er sich neben mich aufs Sofa fallen ließ. Er nahm mir mein Buch ab und begutachtete den Umschlag. „Die Rebellin? Davon habe ich ja noch nie gehört. Ist es ein gutes Buch?"
„Es ist ein Muggelbuch. Sam hat es mir vor den Ferien ausgeliehen. Ich sollte es wohl endlich mal durchlesen um es ihr zurückzugeben."
Potter kniff die Augen zusammen. „Sam liest Muggelbücher? Kehrt da nicht Salazar Slytherin persönllich von den Toten zurück um sie zu verhexen? Woher hat sie das überhaupt? Hat sie einen Muggel dafür verhauen?"
Ich lachte auf und schüttelte den Kopf. „Ach Potter, warum sollte sie den keine Muggelbücher lesen? Und wie kommst du denn darauf, dass sie es jemand gestohlen hat? Ich war dabei als sie es im Buchladen gekaufte"
„Sie hat dich wohl in den Ferien besucht. Hätte nicht gedacht, dass sie sich in einem Muggelort blicken lässt. Was ihr Bruder wohl davon hält?", er gab mir das Buch zurück.
„Naja, sie wohnt in einem Muggelort. Ich würde also sagen ihr Bruder war nicht all zu überrascht. Wenn du es genau wissen willst, wohnt sie nur ein paar Straßen von mir entfernt. Sie müsste sich also besser mit Muggeln auskennen als du."
Ich blickte ihn genervt an. Was bildet er sich eigentlich ein. Er hat sich noch nie wirklich mit Sam befasst. Er kannte sie überhaupt nicht. Gab aber ständig abfällige Kommentare von sich. Genau wegen diesen Verhalten konnte ich jetzt nicht mit ihr über meine Gefühle reden und musste alleine damit klarkommen. Ich glaubte ich habe mich sowieso ein wenig verrannt. Das war genau das Verhalten, was Sam mir beschreiben würde. Potter war arrogant und urteilte über Menschen, die er nicht einmal kannte. Ich spürte wie Wut in mir aufkam.
„Weißt du, das ist genau der Punkt warum Sam dich nicht leiden kann. Du weißt nichts über sie. Rein gar nichts. Aber du stolzierst durch die Gegend und schikanierst sie, wann immer du kannst. Was ist nur los mit dir? Sie hat dir doch gar nichts getan, oder?"
Potter sah mich verdutzt an. „Sorry, ich wollte dir nicht zu nahetreten."
„Ach sei still, Potter." Ich stand auf und ging zum Fenster. „Ich kann es nicht fassen. Heute Abend hat sie dich auch noch vor mir verteidigt und das obwohl sie dich nicht ausstehen kann. Stunden davor hast du und Black sie noch in der Bibliothek genervt. Warum hast du das gemacht? Was genau ist eigentlich dein Problem, Potter?"
Verdutzt riss er die Augen auf. „Snape hat mich verteidigt?", fragte er verdutzt. „Wegen was?"
Ertappt blickte ich ihn an. „Das tut hier jetzt gar nichts zur Sache. Ich verstehe nicht was du eigentlich willst. Warum bist du immer nur nett, wenn wir alleine sind? Was für ein krankes Spiel ist das hier?"
Traurig sieht mich Potter an. „Ich spiel kein Spiel. Ich weiß auch nicht, warum ich das gerade über Snape gesagt habe. Es ist einfach Gewohnheit. Es tut mir leid. Du hast recht ich kenne sie überhaupt nicht. Das war dumm von mir."
Schon beinah bettelt stellte er sich neben mich. „Bitte Lily, gib mir eine Chance. Ich weiß ich habe Fehler gemacht. Aber ich meine es wirklich ernst mit dir."
Lange sah ich ihm in die Augen. Er wirkte aufrichtig. Vielleicht hatte Stella doch recht. Potter wirkte immer nervöser und unsicherer. Nach langen Zögern nickte ich leicht.
„Nun gut, warum tauscht du eigentlich einmal im Monat unseren Dienst mit den der Vertrauensschüler?"
Verwirrt kniff er die Augen zusammen und stockte kurz. „Okay ich will nicht lügen, aber ich kann dir das leider nicht sagen.", gab er gequält von sich. „Es liegt nicht an mir dir das Geheimnis zu verraten. Tut mir leid, da musst du Remus fragen."
Ich stockte. „Okay und warum konntest du und Black Sam heute Nachmittag nicht einfach in Ruhe lassen?"
Wieder sah er mich gequält an. „Auch, dass kann ich dir nicht sagen. Da musst du Sirius fragen."
Ich schüttelte den Kopf. Eins muss man ihm lassen. Treu war er anscheinend zu denen, die ihm am Herzen lagen. Meine Sorgen und Niedergeschlagenheit waren auf einmal wie weggeblasen. Ich beschloss es auf sich beruhen zu lassen.
„Nun gut. Komm, lass uns unseren Dienst beginnen." Ich lächelte ihm zu und zusammen verließen wir den Gemeinschaftsraum. Doch ein Gedanke blieb. Wie zum Geier sollte ich das Sam beibringen?
DU LIEST GERADE
Niemals
FanfictionLily, Severus und Samantha waren unzertrennlich. Bis zu dem Tag an dem Severus die Nerven verlor und Lily aus Frust über die Rumtreiber beleidigte. Nun war nichts mehr wie es einmal war. Aber auch als zwischen Lily und Severus Funkstille herrschte...