Lily Evans PoV.
Genervt sah ich auf die Bahnhofsuhr, die über dem Ausgang hing und langsam vor sich hin tickte. Fast zwei Stunde waren seit meiner Ankunft vergangen und meine Eltern hatten mich immer noch nicht abgeholt. Erneut ließ ich meinen Blick über die Menschenmassen streifen, die mit mürrischen Blick eilig zu ihren Zügen oder aus den Bahnhof liefen. Von meinen Mitschülern war schon lange niemand mehr zu sehen und um mich herum herrschte das hektische Treiben des Feierabendverkehrs. Wo blieben nur meine Eltern? Sie konnten doch unmöglich so lange im Stau stehen. Normalerweise kamen nie zu spät. Sie führen immer Stunden früher los, um genau so eine Situation zu vermeiden. Sie machten sich sogar zur Tradition bei einem nah gelegenen Italiener zu Mittag zu Essen, bevor sie mich am Bahnhof in Empfang nahmen. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Schon das ganze letzte Schuljahr verhielten sie sich eigenartig. Ich hatte auf keinen meiner Briefe eine Antwort erhalten. Auch das ich über die Ferien in Hogwarts bleiben wollte, um mein letzten Schuljahr voll und ganz auskosten zu können, blieb unkommentiert. Da ich wusste, dass meine Schwester demnächst heiraten wollte und meine Eltern versprochen haben bei der Renovierung ihres zukünftigen Zuhauses zu helfen, wunderte ich mich allerdings nicht allzu sehr über das Fernbleiben Mutters Briefe, war sie über die Jahre auch nur eine sporadische Schreiberin gewesen. Doch nun kam es mir doch ein wenig seltsam vor. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie mich im Alltagsstress komplett vergessen hatten. Schließlich war es mein letztes Schuljahr und sie hatten vor einem Jahr noch darauf bestanden mich abholen zu dürfen, wenngleich ich ihnen versicherte, dass ich dank meiner Appariererlaubnis auch alleine nach Hause kommen konnte.
Seufzend stand ich auf und nahm meinen Koffer, der vor mir stand, um den Bahnhof zu verlassen. Zwei Stunden warten, ist eine angemessene Zeitspanne. Ich konnte wohl davon ausgehen, dass sie das Treffen wirklich vergessen hatten. Zielstrebig bahnte ich mir meinen Weg durch die Muggel zum Ausgang um einen ruhigen Ort zum Apparieren zu finden. In einer Seitengasse des Bahnhofsviertels wurde ich schließlich fündig und zückte meinen Zauberstab. Noch einmal blickte ich mich verstohlen um, bevor ich apparierte und wenige Sekunden später im Hinterhof meines Elternhauses ankam.
Grinsend sah ich das kleine Backsteinhaus vor mir auftauchen. Endlich war ich wieder in vertrauter Umgebung. Schon immer fand ich, dass unser Haus das Schönste der ganzen Straße war. Das war zugegebener Weise keine große Herausforderung. Spinner's End lag im Industrieviertel von Cokeworth und bestand aus fast identischen Backsteinhäusern, die sich in dicht an dicht aneinanderreihten. Die engen Gassen wirkten wie ein Labyrinth, das von einem hohen Schornstein der nah gelegenen Fabrik überragt wurde. Zwischen all dieser Tristes stach unser Haus mit seinen bunten Blumenkästen an den Fenstern und den Kletterpflanzen an der Hauswand sofort heraus. Meine Mutter liebte Blumen und verbrachte jede freie Minute mit der Pflege ihrer Pflanzen. Auch den Hinterhof, der von den meisten Menschen in unserer Nachbarschaft als Abstellplatz für ihre Fahrräder und Gerümpel verwendeten wurde, verwandelte sie in ein Blumenmeer. Früher saßen Sam und ich stundenlang auf dem Rasen und schauten dabei zu wie Hummeln und Bienen von Blüte zu Blüte flogen und unterhielten uns.
Mit dem Koffer in der Hand ging ich langsam auf die Terrassentür zu und bemerkte erst jetzt, dass sich Unkraut in den sorgsam angelegten Beeten breitmachte. Verwundert sah ich mich um und schlagartig meldete sich das ungute Gefühl zurück. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Mutter fand normalerweise immer Zeit für ihre Blumen. Sie musste ziemlich beschäftigt sein, wenn sie die Beete so zu wuchern ließ. Es war wohl doch ein Fehler gewesen über die Ferien in Hogwarts zu bleiben. Ich hätte ihnen mehr unter die Arme greifen sollen. Schuldbewusst wandte ich mich mit dem Gedanken Morgen gleich das Unkraut zu beseitigen vom Garten ab und lief die restliche Strecke zur Terrassentür. Schon durch die Scheibe sah ich Petunia, die mit grimmiger Miene eine Kiste die Treppe heruntertrug. Ich klopfte an die Türscheibe und winkte ihr freudig zu. Erschrocken erstarrte sie und sah mich verwundert an. Nach einem kurzen Moment des Zögerns stellte sie die Kiste ab und kam Kopf schüttelnd auf mich zu und öffnete die Tür.
DU LIEST GERADE
Niemals
FanficLily, Severus und Samantha waren unzertrennlich. Bis zu dem Tag an dem Severus die Nerven verlor und Lily aus Frust über die Rumtreiber beleidigte. Nun war nichts mehr wie es einmal war. Aber auch als zwischen Lily und Severus Funkstille herrschte...