4 Ein fast normaler Nachmittag

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Lily Evans PoV.

Einige Wochen waren vergangen und der Schulalltag hatte uns fest im Griff. Remus und ich saßen mittlerweile seit einer Stunde zusammen in der Bibliothek und brüteten über unseren Büchern. Ich war ziemlich erleichtert gewesen, als Professor Slughorn Remus zu meinem Zaubertrankpartner machte. Für ein paar Minuten hatte ich befürchtet mit Potter zusammen arbeiten zu müssen. Da hatte ich noch einmal Glück gehabt. Mit Remus konnte ich wenigstens vernünftig arbeiten. Wir lernten nicht zum ersten Mal zusammen in der Bibliothek. Oft saßen wir zusammen mit Sam und Stella an den hinteren Tischen und machten unsere Hausaufgaben. Das war immer sehr angenehm gewesen und auch Sam, die eigentlich alles was mit den Rumtreibern zu tun hat hasste, verstand sich sehr gut mit Remus. Ich habe die beiden schon oft auch außerhalb der Bibliothek miteinander sprechen sehen und hatte kurz den Verdacht, dass zwischen den beiden vielleicht mehr sein könnte als nur Freundschaft. Als ich Sam später darauf ansprach, erntete ich nur ein lautes Lachen.

Ich schnaubte gelangweilt, als ich eine Seite im Buch umblätterte. Wir mussten bis morgen einen Aufsatz über den Trunk des Friedens fertig schreiben. Normalerweise machte ich meine Aufgaben so früh wie möglich, nur dieses Mal habe ich durch meine Pflichten als Schulsprecherin, meine Hausaufgaben ein wenig vernachlässigt und musste mich nun ranhalten. Remus nahm es gelassen. Zum Glück. Ich wusste, dass auch er es nicht gerade mochte, erst am letzten Tag damit anzufangen. Er war zwei Tage im Krankenflügel gewesen und sah immer noch sehr mitgenommen aus. Sein Gesicht war immer noch blass, er hatte Augenringe und er wirkte sehr angespannt. Ein Schluck vom Trunk des Friedens wäre für ihn vielleicht nicht ganz so schlecht. Remus war sehr oft krank. Es verging kein Monat, in dem er nicht mindestens einmal im Krankenflügel war. Was Remus betraf musste man Potter zu Gute halten, dass er sich wirklich ums seine Freunde kümmerte. Er besuchte Remus immer im Krankenflügel und brachte ihm immer seine Hausaufgaben. Wie kann ein Mensch nur so widersprüchlich sein? Auf der einen Seite so arrogant und eingebildet und auf der anderen so mitfühlend und fürsorglich.

Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Gedanken an Potter aus meinen Kopf zu verbannen. Warum er darin in letzter Zeit so viel rumspuckte konnte ich mir auch nicht erklären. Das lag wahrscheinlich an unseren gemeinsamen Diensten, bei denen er wie ausgewechselt zu sein schien. Ich schnaubte und schlug das Buch zu.

Remus blickte von seiner Lektüre auf und sah mich verwundert an. „Alles klar?"

„Ja, ich kann mich nur heute so schlecht konzentrieren. Ich bin froh, wenn wir endlich den Aufsatz fertig haben." Über Remus Kopf hinweg konnte ich Black und Potter auf uns zukommen sehen. „Oh nein, die haben mir gerade noch gefehlt."

Remus sieht mich verwundert an, folgt meinem Blick und dreht sich verwundert um. Mittlerweile hatten Black und Potter unseren Tisch erreicht. Remus grinst mich verschmitzt an.

„Hey Evans, wie ich sehe haben wir heute Abend ein Date." Ich sah Potter verwirrt an. „Na, wir haben doch heute die Nachtpatrouille.", fügt er grinsend hinzu.

„Das ist wohl kaum eine Verabredung, Potter.", wandte ich genervt ein. „Das ist unser Job hier. Nach deiner Logik hätte ich jetzt auch gerade ein Date mit Remus."

Remus kicherte leise vor sich hin. Black ließ sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Ich blickte ihn sauer an. „Ihr wollt hoffentlich gleich wieder gehen. Remus und ich haben noch einiges zu tun. Was wollt ihr eigentlich in der Bibliothek. Habt ihr euch verlaufen?"

„Nein, wir sind genau da, wo wir sein sollten.", wandte Potter ein. „Um nochmal auf unsere Verabredung zurück zu kommen..."

„Was ist denn das?", unterbrach Black Potter unsanft und starrte angewidert an mir vorbei. Ich drehte mich um und sah Sam mit Regulus die Bibliothek betreten. Die beiden schienen vertieft in ihr Gespräch zu sein und bemerkten uns gar nicht. Sams Gekicher schallte bis zu uns herüber und wurde von Madame Pince, der Bibliothekarin, mit einem tadelnden Blick gestraft. Die beiden sahen sich verschmitzt an und verschwanden in eine der Bücherreihen. Ich grinste. Sam schien ihn sehr zu mögen. Ich sollte sie heute Abend mal nach Regulus befragen.

Ich drehte mich grinsend zu Black um, dessen Gesicht wie versteinert war. „Das, ist wohl dein Bruder, der sich ganz ausgezeichnet mit Sam versteht."

Black verzog säuerlich sein Gesicht. „War ja klar, dass die beiden sich verstehen. Hoffe die pflanzen sich nicht irgendwann fort. Die Welt brauch nicht noch mehr von denen.", gab er trocken von sich. Ich kicherte. Black schien das Ganze sehr gegen den Strich zu gehen.

Remus lachte und zwinkerte Black wissend zu. „Musst dich wohl daran gewöhnen müssen, dass Samantha deine Schwägerin wird."

Black warf ihn einen vernichtenden Blick zu. „Nur über meine Leiche. Komm Krone. Wir haben da was zu erledigen." Er stand auf und folgte Sam und Regulus. Potter kicherte und raunte mir ein, „Bis später, Evans." entgegen, bevor er im gleichen Gang wie Black verschwand.

„Irgendwas ist gehörig falsch mit ihnen. Wie hältst du es nur mit den beiden aus. Machen sie dich nicht auch irgendwann wahnsinnig?"

Remus grinst. „Sie beiden sind eigentlich ganz in Ordnung, wenn du sie mal besser kennst. Ich gebe zu sie wirken manchmal sehr sonderbar." Remus räuspert sich verlegen. „Und James ist wirklich nicht so übel wie du denkst. Er ist echt ein guter Freund."

Ich starrte ihn lange an. „Das kann gut sein. Fakt ist aber auch, dass er zu mir immer so seltsam ist. Ganz zu schweigen wie er meine Freunde behandelt hat. Oder findest du es so normal, dass Potter und Black, gerade hinter Sam herdackeln nur ums sie und Regulus zu stören?"

Remus legt den Kopf schief. „Also genau genommen, lässt Sirius sie gerade nicht in Ruhe und James hat damit eigentlich nicht so viel zu tun." Wütende Fußstapfen ertönten und ich konnte gerade noch sehen wie Sam mit schnellen Schritten die Bibliothek verlies. Regulus war ihr dicht auf den Fersen. Keine Sekunde später erschienen Potter und Black zufrieden grinsend.

„Oh ja, du hast ja so recht. Er ist die Liebenswürdigkeit in Person", raunte ich Remus mit hochgezogener Augenbraue zu.

NiemalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt