Lily Evans PoV.
Schweigend gingen James und ich auf der Wiese vor Hogwarts spazieren und versuchten wenigstens für eine Stunde der schlechten Laune unserer Freunde zu entfliehen. Seit den Ereignissen am Vorabend hatten wir noch keine Möglichkeit gefunden, um in Ruhe über den Vorfall mit Severus reden zu können. Zum Glück war alles nochmal gut gegangen. James hielt Severus gerade noch rechtzeitig davon ab Remus zu finden. Stunden hatte ich im Gemeinschaftsraum auf seine Rückkehr gewartet und mir alle möglichen Szenarien vorgestellt. Als Sirius und James dann endlich durch die Tür kamen waren beide wortkarg und gaben mir nur spärlich Informationen. Der sonst so redselige Sirius verschwand fast augenblicklich in sein Zimmer. Auch James teilte mir nur mit, dass niemand verletzt war und dass der Schulleiter sich nun um alles Weitere kümmerte.
Das Frühstück war wie jeder andere Morgen in Hogwarts verlaufen und es schien als wäre der ganze Vorfall vor unsere Mitschüler verborgen geblieben. Ich war erleichtert, dass für Remus wenigstens keine weiteren Folgen entstanden waren. Dies war mit Sicherheit vor allem Dumbledore zu verdanken. Er hatte Sev wohl dazu gebracht mit niemanden darüber zu sprechen.
Um ehrlich zu sein, wusste ich auch nicht, ob ich darüber wirklich reden wollte, zu groß war die Angst das zu hören, das mich schon die ganze Nacht unruhig schlafen ließ. Hatte James wirklich nichts von Sirius dummen Streich wusste? Gestern machte es zwar den Anschein, aber Sirius und James sprachen doch eigentlich über alles. Sie heckten ständig Dummheiten aus. Zwar waren die sonst nicht so weitreichend, aber der Zweifel nagte trotzdem an mir.
„Lily was ist denn los? Du bist schon den ganzen Tag so ruhig. Es reicht schon das Tatze völlig neben der Spur ist und kaum mit mir redet. Bitte fang nicht auch noch an!", brach James schließlich das Schweigen.
Zögerlich ging ich weiter neben ihm her. Wenn ich falsch lag, könnte das hier ziemlich böse enden. Doch ich musste einfach Gewissheit haben.
Mit starr nach vorne gerichteten Blick fragte ich: „Okay James, ich frag dich das nur einmal und bitte sei nicht sauer auf mich. Wusstest du davon? Von Sirius schwachsinnigen Streich?"
Abrupt blieb er stehen. „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst oder?", fragte er mich geschockt. „Ich kann Snape nicht ausstehen, aber ich bin nicht bescheuert. Auch ich habe meine Grenzen. Es gibt Dinge, die würde ich niemals tun. Alleine schon wegen Remus nicht. Wirklich Lily, du solltest mich mittlerweile besser kennen." Enttäuschung machte sich auf seinem Gesicht breit und seine Augen sahen mich anklagend an. Ich konnte seinen Blick nicht lange standhalten und starrte lieber auf den Boden. Er hatte die Wahrheit gesagt, da war ich mir jetzt sicher. Er klang aufrichtig und ehrlich gekränkt.
„Tut mir leid, James. Ich konnte mir nur schlecht vorstellen, dass Sirius einen Streich ohne dich macht. Und nachdem du mir die Sache mit Remus auch verheimlicht hast, war ich einfach nicht mehr sicher.", gestand ich kleinlaut und hoffte er würde meine Entschuldigung annehmen.
„Die Sache mit Remus konnte ich dir nicht sagen. Ich habe Remus versprochen dicht zu halten. Und das gestern war kein Streich. Streiche sollen lustig sein. Das war einfach nur dämlich."
„Ist ja schon gut. Es tut mir leid.", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Wie geht es eigentlich Remus und Sirius?"
„Remus geht es ganz gut. Er ist nur ein wenig irritiert wegen gestern. Tatze...."
„Jetzt hör mir doch mal zu, verdammt!", schrie Sirius verzweifelt und schnitt damit James Antwort ab.
Eine wütende Sam stampfte uns aus Richtung Schwarzer See entgegen. Sirius folgte ihr aufgebracht. Sam schüttelt mit finsteren Blick den Kopf. „Lass mich doch einfach in Ruhe, Black. Ich habe die Nase gestrichen voll. Warum sollte ich dir jetzt noch zu hören?"
„Vielleicht weil ich dir alles erklären will? Vielleicht weil ich dir sagen will, dass..."
„Du hättest meinen Bruder umbringen können. Weißt du das?". unterbrach sie ihn. „Ich liebe Severus und du hättest ihn mir beinah weggenommen. Wochenlang helfe ich dir bei jedem Scheiß und was ist der Dank? Weißt du eigentlich wie viel Angst ich um ihn hatte? Ich weiß nicht was du für ein krankes Spiel du spielst. Es ist mir auch egal. Lass mich einfach in Ruhe, Black!" Sam wollte verschwinden, doch Sirius hielt sie am Arm fest.
„Bitte Sam, hör mir doch zu.", flehte er sie an. Verzweiflung klang in seiner Stimme mit. Sam versuchte sich von ihm zu befreien und doch er hielt sie fest umklammert. Mit ihrer freien Hand holte Sam aus, doch Sirius fing ihren Arm in der Luft ab, zog sie an sich und versuchte sie zu umarmen. „Bitte Sam." Sam schäumte vor Wut.
„Ehm wir sollten eingreifen. Das sieht nicht gut aus!", stellte James besorgt fest. Hastig liefen wir auf sie zu und trennten sie mühevoll voneinander.
James zog Sirius unsanft hinter sich her. „Komm Tatze, so bringt das doch im Moment nichts. Ihr müsst euch beide erst mal wieder beruhigen!"
Ich wandte mich Sam zu, die traurig zu Boden blickte. Sie sah müde und blasser aus als sonst. Es schien als hatte sie die ganze Nacht nicht geschlafen. „Hey Sam", begann ich langsam „komm lass uns reingehen und darüber reden."
„Ich will nicht reden. Aber ich will hier weg.", sprach sie niedergeschlagen.
Ich nickte. Sam sprach nie gerne über ihre Gefühle. Sie musste sich schrecklich Sorgen um Severus gemacht haben. Hätte ich wohl auch, wenn es um meine Schwester gegangen wäre. Auch wenn ich Petunia zurzeit nicht gerade sonderlich mochte, die Vorstellung, dass sie blindlings in das Versteck eines Werwolfs tappte, ließ auch mir einen Schauer über den Rücken laufen. Wie musste es also erst Sam ergangen sein, die ihren Bruder von Herzen liebte?
Ich hakte mich bei ihr unter und zog sie Richtung Schloss. Mein Blick fiel auf eine Person, die einige Meter von uns entfernt stand und die Szene beobachtete. Auch Sam bemerkte sie und riss die Augen auf, als sie ihren Bruder erkannte. Severus sah sie prüfend an. Sein Gesicht war streng und emotionslos. Sams Reaktion ließ mich stutzen. Noch nie hatte sie Angst vor ihrem Bruder gezeigt. Noch nie hat sie versucht seinem Blick auszuweichen und noch nie ist sie ohne ihn zu begrüßen an ihm vorbeigegangen. Doch diesmal tat sie es und zog mich mit ihr mit. Verwirrt sah ich Severus an, der mich diesmal total ignorierte. Sein Blick war mit ernster Miene starr auf Sam gerichtet. Seit gestern ist wohl einfach alles anders.
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Niemals
FanfictionLily, Severus und Samantha waren unzertrennlich. Bis zu dem Tag an dem Severus die Nerven verlor und Lily aus Frust über die Rumtreiber beleidigte. Nun war nichts mehr wie es einmal war. Aber auch als zwischen Lily und Severus Funkstille herrschte...