27 Zu Besuch bei den Potters

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Samantha Snape PoV.

Schlecht gelaunt musterte ich mein Spiegelbild. Ich hasste Kleider und Röcke. Noch verhasster waren sie mir, wenn man mich ohne ersichtlichen Anlass in sie hineinzwängte. Missmutig wanderte mein Blick über das schwarze Bleistiftkleid mit leichten Puffärmeln, Schößchen und einer dünnen Schleife um meine Taille. Zugegebenermaßen das Kleid sah nicht schlecht aus. Nur passte es so ganz und gar nicht zu mir und ich hätte es mir am liebsten sofort vom Leib gerissen. Ich sah aus wie eine jüngere Version von Mrs. Black.

Nachdem ich eine Woche bei dem Blacks verbracht hatte, bestand Walburga, wie ich sie nun nennen durfte, darauf mit mir einen Schönheitssaloon zu besuchen, um sich besser kennenzulernen. Als Mutter von zwei Söhnen schien sie solche gemeinsamen Ausflüge zu vermissen. Ich fügte mich widerstandslos in mein Schicksal und so ließ mir Mrs. Black neben Maniküre, Pediküre und einer Gesichtsbehandlung auch noch direkt einen neuen Haarschnitt verpassen. Als ich schließlich glaubte das Schlimmste hinter mir zu haben, begann erst die eigentliche Qual, die Shoppingtour. Regulus wartete schon ungeduldig als ich stundenspäter, bis zur Unkenntlichkeit entstellt mit einer freudestrahlenden Walburga das Anwesen betrat.

Kopfschüttelnd sah ich in den Spiegel. Ich sah völlig verändert aus und war nicht mehr ich selbst. Doch nicht nur äußerlich glaubte ich mich über die letzten 5 Wochen verändert zu haben, sondern auch mein Verhalten passte sich immer mehr dem Umgangston im noblem Hause Black an. Orion und Walburga legten großen Wert auf Etikette und Manieren und so wich mein schallendes Lachen einem schmalen Grinsen und ich versuchte mich möglichst vornehm zu benehmen. Selbst wenn Regulus und ich unter uns waren, verhielten wir uns nach ihren Vorstellungen und so stand ich fast den ganzen Tag unter Spannung. Nur in meinem Zimmer fühlte ich mich noch von den Fesseln der Etikette befreit. Grinsend bewunderte ich die Poster an der Wand. Man hatte mich mit entschuldigenden Blick in Sirius alten Zimmer untergebracht, da die Gästezimmer zurzeit renoviert wurden. Es hatte volle Konzentration gebraucht um mir das Lachen zu verkneifen, als Walburga mir mit ernster Miene berichtete, dass Sirius die Poster mit einem Dauerklebfluch belegt hatte bevor er auszogen war. Das war typisch Black. Für den unkonventionellen und freiheitsliebenden Sirius muss die Zeit bei seinen Eltern die reinste Qual gewesen sein. Kein Wunder das er sein Zimmer mit Bildern von seinen Freunden und Motorrädern dekorierte. Schnell erstickte ich das aufsteigende Gefühl des Mitleides und Verständnisses. Black blieb trotzdem ein Idiot, auch wenn ich seine Fluchtgedanken nur allzu gut nachvollziehen konnte. Nachdem ich Regulus von dem Verhalten meiner Eltern erzählte, bestand er darauf, dass ich die kompletten Ferien bei ihm verbrachte und überzeugte seine Eltern von dieser Idee. Damals kam es mir noch wie der einzige sinnvolle Ausweg vor, doch heute wünschte ich mir, ich hätte Sirius Angebot angenommen, auch wenn ich das vor ihm wohl nie zugeben würde. Den Besuch bei Regulus vorzeitig abzubrechen, stand sowieso außer Frage, da es mir meinen Gastgebern gegenüber zu unhöflich erschien. Und so wurden aus wenigen Tagen 5 lange Wochen.

Es klopfte leise an der Tür und Kreacher betrat unsicher den Raum.

„Miss Snape hat erneut einen Brief bekommen.", begründete der kleine Hauself sein Eintreten.

Gütig lächelnd lief ich auf ihn zu, um den Umschlag entgegenzunehmen. „Vielen Dank, dass du ihn mir gebracht hast, Kreacher."

„Ist Kreachers Aufgabe. Miss müssen sich nicht bedanken.", verneigte er sich vor mir. „Die Herren wünschen, dass Miss in zehn Minuten zum Frühstück erscheint."

„Vielen Danke, Kreacher. Ich werde pünktlich sein.", verabschiedete ich mich, riss ungeduldig den Umschlag auf und fischte das gefaltete Papier aus seinen Inneren. Schon an der Beschriftung des Umschlages, erkannte ich von wem der Brief stammte. Lily und ich hatten uns über die vergangenen Wochen regelmäßig geschrieben und standen uns wieder etwas näher, auch wenn sie nur widerwillig akzeptierte, dass ich meine Ferien bei den Blacks verbrachte. Ungeduldig überflog ich die Seiten und grinste breit. Lily und Stella wollten heute Vormittag in der Winkelgasse Stellas Schulsachen besorgen und luden mich anschließend dazu ein den Nachmittag bei den Potters zu verbringen. Freudestrahlend lief ich zu Regulus Zimmer und klopfte ungeduldig an, um ihm von meinen Tagesplänen zu berichten. Die Blacks hatten sicherlich nichts dagegen, dass ich einen Tag getrennt von ihnen verbringen wollte, schließlich waren sie ebenfalls zu einer größeren Feier eingeladen worden, zu der ich sie nur ungerne begleitet hätte.

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