19 Getrennte Wege

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Samantha Snape PoV.

Schweigend lief ich neben Lily durch die Flure von Hogwarts. Vorbei an lachenden Erstklässlern, die sich vergnügt unterhielten. Noch vor ein paar Tagen war ich genauso unbeschwert gewesen wie sie. Doch jetzt war alles anders. Neidisch starrte ich in ihre Richtung. An allem war Black Schuld. Er hatte alles zerstört. Inständig hoffte ich das Sev die Situation mit Black nicht falsch verstanden hatte und Remus in Ruhe ließ. Es war echt schwer sich von jemanden Fernzuhalten, der einem ständig hinterherlief. Und ich hatte noch gehofft, dass er mich am See nicht so schnell finden würde. Da habe ich wohl die Rechnung ohne Black gemacht. Er fand mich wirklich immer. Ich weiß nicht wie er es machte, aber es war schon beinah unheimlich. Dummerweise konnte ich auch nicht in meinen Gemeinschaftsraum flüchten aus Angst meinem Bruder über den Weg zu laufen. Echt unglaublich das Sev mich vor so eine Wahl gestellt hatte. Sein Hass gegen die Rumtreiber war zwar verständlich, vor allem auf Black. Aber das er mich mit rein zog war echt unfassbar. Ich hatte doch eigentlich nichts getan. Ein Teil von mir hoffte, dass er nicht nur aus Hass so handelte, sondern auch aus Sorge um mich. Aber das war wohl eher eine Wunschvorstellung. Mein Bruder hatte schon vor Längeren aufgehört sich wirklich für mich zu interessieren. Er hatte wohl einfach nur Angst, dass mein Umgang mit den Rumtreibern ein schlechtes Licht auf ihn werfen würde. Sein Ruf bei seinen Freunden war ihm ja wichtiger als alles andere, ein gutes Beispiel dafür war ja Weihnachten gewesen.

„Sam, sollen wir nicht doch lieber darüber reden? Was ist denn los? Ist irgendwas zwischen dir und Sev vorgefallen? Er war wohl gestern sehr sauer oder?", begann Lily zögerlich an zu sprechen und blieb stehen.

Unsanft unterbrach ich sie. „Ja er war stinksauer, aber ich habe keine Lust darüber zu sprechen. Bitte lass es gut sein." Ich setzte mich nach kurzen zögern wieder in Bewegung, doch Lily hielt mich am Arm fest. Warum hielt mich heute einfach jeder fest? Man ist das ätzend.

„Ist ja gut. Aber eins noch. Willst du dich nicht mit Sirius aussprechen? Ich weiß er hat etwas sehr Dämliches gemacht. Manchmal überlegt er echt nicht was er tut. Aber ihr habt euch doch in den letzten Wochen eigentlich ganz gut verstanden. Er scheint es aufrichtig zu bereuen."

„Auf keinen Fall. Black ist für mich gestorben. Er hat alles kaputt gemacht. Ich will – nein – ich kann einfach nicht mehr mit ihm reden. Ich halte mich von ihm fern. Glaub mir, dass ist besser so. Er hat meinen Bruder in Gefahr gebracht. Er verarscht mich seit Tagen. Ich will einfach nichts mit ihm zu tun haben.", antwortete ich bestimmt. Sollte ich Lily die Wahrheit sagen? Sollte ich ihr sagen, was Sev von mir verlangte? Aber dann würde sie ihm erst recht nicht mehr verzeihen.

„Ach komm, Sam. Sirius verarscht dich nicht. Ich weiß es sieht vielleicht für dich so aus, aber ich denke, dass hat alles einen anderen Hintergrund. Sirius ist einfach zu dämlich um es richtig zu zeigen. Erzähl mir doch nicht, dass er dir völlig egal ist. Ich glaube du magst ihn insgeheim auch! Du gestehst es dir nur nicht ein.", versuchte sie mich zu überzeugen. Wissend sah sie mir in die Augen und legte den Kopf schief.

Trotzig blickte ich sie an und kniff die Augen zusammen. „Das bildest du dir nur ein. Ich will bestimmt nichts von Black. Und auch wenn, jetzt wäre das auch egal. Ich habe die Schnauze voll. Ich will jetzt echt nicht mehr darüber reden. Ich halte mich von ihm fern und damit basta. Komm damit klar. Ich gehe jetzt in die Bibliothek. Ich muss noch lernen. Wenn du mitkommen willst, dann bitte hör endlich damit auf. Ansonsten sieht man sich ja dann demnächst.", keifte ich sie an.

Lily rollte mit den Augen. „Ist ja gut. Bekomm dich wieder ein. Geh schon mal vor. Ich muss noch was aus meinem Zimmer holen." Ohne auf meine Antwort zu warten, drehte sie sich um und ging in Richtung Gryffindorgemeinschaftsraum. Reumütig sah ich ihr nach. Ich hätte sie nicht so anfahren dürfen. Sie meinte es sicherlich nicht böse, auch wenn sie mich zur Weißglut brachte. Ich sollte mich später wohl bei ihr entschuldigen.

Ich setzte meinen Weg zur Bibliothek fort und bahnte mir meinen Weg zu den hinteren Sitzplätzen. Schon von weiten sah ich Remus an unseren Stammplatz sitzen. Er sah echt mitgenommen aus. Wie des Öfteren war sah blass und kränklich aus. Nicht zu fassen, dass er ein Werwolf war. Doch wenn ich jetzt darüber nachdachte, machte alles Sinn. Seine monatlichen Fehlzeiten hätten mir eigentlich einen Hinweis darauf geben sollen. Aber wer ahnt schon gleich so was.

Ich war nur noch wenige Meter von ihm entfernt, als auch er mich bemerkte und mich unsicher ansah.

„Hallo Sam!", begann er unsicher. Ich setzte mich ihm gegenüber. „Wie geht es deinem Bruder?"

„Dem geht es gut.", antworte ich ihm ebenfalls verlegen. Plötzlich herrscht betretenes Schweigen zwischen uns.

„Tut mir echt leid, wegen gestern. Ich wollte mich schon heute Morgen bei deinem Bruder entschuldigen, aber ich habe keine Ahnung wie ich das anstellen soll. Tut mir echt leid. Ich wollte das nicht. Bitte Sam, dass musst du mir glauben!"

„Warum zum Teufel willst du dich denn entschuldigen? Du hast doch gar nichts gemacht? Das war doch alles dein lieber Freund Black."

„Ja, aber, wenn ich nicht hier wäre, dann wäre, dass nicht passiert. Ich weiß es ist viel zu gefährlich. War ja nur eine Frage der Zeit, dass ich jemanden verletzte. Tut mir echt leid, jemand wie ich hat hier eigentlich nichts verloren. Es war dumm nach Hogwarts zu gehen, aber ich wollte einfach auch zur einer normalen Schule gehen und Dumbledore hat mir versichert, er passt auf, dass so was nicht passiert."

„Was redest du nur für einen Unsinn. Bekomm dich mal wieder ein, Remus. So einen Quatsch habe ich ja noch nie gehört. Es ist doch überhaupt niemand verletzt worden. Du hast meinen Bruder kein Haar gekrümmt. Ich habe echt keine Ahnung warum du dich so aufregst. Alles ist gut! Du gehörst genauso nach Hogwarts wie jeder andere auch.", versuchte ich den aufgeregten Remus zu beruhigen.

Abschätzend sah er mich an. „Es ist für dich also okay?" „Was soll denn nicht für mich okay sein?", fragte ich verwundert.

„Na, dass ich ein Werwolf bin? Ich kann es echt verstehen, wenn du nichts mit ihr zu tun haben willst.", gab er mir zurück.

Irritiert sah ich ihn an. „Bist du denn jetzt total übergeschnappt. Warum sollte es für mich nicht okay sein. Klar tut es mir leid, dass du ein Werwolf bist. Ist bestimmt nicht so angenehm für dich, aber das ändert doch nichts an unserer Freundschaft. Zwischen uns hat sich nichts geändert, glaub mir. Zwar ist es schade, so davon erfahren zu haben. Aber du wirst schon deine Gründe dafür gehabt haben. Glaub mir, du bist nicht derjenige der Mist gebaut hat."

Verlegen lächelten wir uns an. „Ich wollte nicht, dass es jemand erfährt, weil ich dachte das ihr dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollt. Tatze, Krone und Wurmschwarz haben ich es auch nicht erzählen wollen. Sie haben es so raus gefunden." Plötzlich wurde Remus wieder ernst. „Naja, ich nehme an, jetzt werden es noch mehr raus finden. Immerhin denke ich nicht, dass dein Bruder seinen Freunden nichts davon erzählt. Irgendwie haben die anderen ja das Recht zu erfahren, dass sie mit einem Werwolf zur Schule gehen."

„Mach dir wegen Sev keine Gedanken. Der erzählt niemanden davon. Dafür habe ich gesorgt und auch Dumbledore hat mit ihm darüber gesprochen."

Erleichert sah er mich an. „Danke Sam!"

Ich lächelte ihn an. Ja, ich hatte die richtige Entscheidung getroffen. So war es für alle am Besten. 

NiemalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt