"Da kommen Erinnerungen hoch...", murmelt Sasuke leise neben seinem Bruder.
"Ja...", antwortet dieser ruhig.
Nojiko hat sie in diesen Teil des Dorfes geschickt und nun stehen sie beide vor einem Torbogen in dessen Mitte das Zeichen des Uchiha-Clans thront. Verblichen und schwach, doch noch immer vorhanden. Hinter den Absperrungen befindet sich das ehemalige Uchiha-Viertel, welches nun leer steht.
Itachi wusste bis jetzt nicht, dass Yume wirklich hier her kommt...
Und das obwohl er ihr geraten hat, sich von diesem Ort fern zu halten. Die Häuser sind inzwischen einsturzgefährdet, die Straßen durch Zeit und Wetter marode und heruntergekommen. Ganz zu schweigen von der Aura, die dieses Viertel umgibt, und die Einsamkeit, die hier herrscht.
Dunkel und schwer drückt die Erinnerung auf Itachi's Seele und sein Herz. Der Schmerz, der mit diesen Häusern verbunden ist, ist kaum zu beschreiben und noch schwerer zu ertragen. Selbst nach 10 Jahren hier in Konoha hat er keinen einzigen Schritt in dieses Viertel getan und das aus gutem Grund.
Sasuke geht es nicht anders.
Dieser Ort bedeutet auch für ihn Schmerz und Hass. Hass auf das Dorf, welches seinem Bruder keine andere Möglichkeit lies, als ihre Familie und ihren ganzen Clan zu töten.
Unverständnis und Ungeduld haben dazu geführt. Das ist zumindest Sasuke's Meinung.
Beide Männer zögern.
Sie leiden bei der Erinnerung an die Vergangenheit, fürchten sich vor dem Schmerz, der damit verbunden ist. Kurz tauschen sie einen Blick. Sie müssen nichts sagen, um einander zu verstehen zu geben, dass sie nicht hier sein wollen.Doch sie sind hier.
Für Yume.
Entschlossen lassen sie die Absperrung hinter sich und laufen durch die verlassenen Straßen.
Das Viertel ist wirklich in schlechtem Zustand, das erkennen beide Männer auch im Dunkeln.
Kurz bleibt Itachi stehen und sein Bruder tut es ihm gleich. Verwirrt folgt er dem Blick des Älteren und betrachtet blinzelnd die Entdeckung.
Ein Blumenbeet...
Hier?
Daran kann sich Sasuke kein bisschen erinnern. Außerdem sieht es ziemlich frisch aus.
"Yume...", murmelt Itachi erklärend.
Sie muss es hier angepflanzt haben, ohne jeden Zweifel. Itachi ist sich sicher, dass seine Tochter dahinter steckt. Das Blumenbeet hier steht in so krassem Kontrast zu dem Verfall in diesem Viertel, dass es fast schon lächerlich ist.
Ein Funken Hoffnung, ein kleines Licht in sonst vollkommener Dunkelheit, die diesen Ort umhüllt.
Auch wenn Itachi sich nicht sicher ist, weshalb Yume versucht dieses Viertel zu retten...
Vor der Finsternis zu retten...
"Es war nicht alles schlecht...", flüstert Sasuke, als hätte er seine Gedanken erraten, und sein Bruder sieht ihn fragend an.
Ein kleines Lächeln umspielt die Lippen des Jüngeren und Sasuke zuckt mit den Schultern.
"Wir hatten auch Spaß zusammen. Erinnerst du dich daran, als du das Wildschwein gejagt hast und ich dir unbedingt helfen wollte?"
Auch Itachi's Mundwinkel zucken kurz belustigt und er nickt.
"Ich erinnere mich daran."
"Auch unser gemeinsames Training, wenn du Zeit für mich hattest um zu spielen...das war gut."
Sasuke hat Recht...
Auch, wenn die schmerzlichen Erinnerungen überwiegen, so war nicht alles schlecht. Es gab gute Zeiten, glückliche Momente, friedliche Stunden, lustige Situationen und liebevolle Augenblicke.
Nur eben nicht genug, um sich sofort daran zu erinnern.Die beiden Männer setzen sich wieder in Bewegung und suchen die Straßen ab. Immer wieder rufen sie den Namen des Mädchens, doch niemand antwortet. Ihre Stimmen verhallen in der Dunkelheit, ungehört...
"Bruder...", sagt Sasuke laut und sorgt so dafür, dass Itachi seine Suche in einer Seitenstraße abbricht und zu ihm kommt.
Vorsichtig streicht der Jüngere über eine schon beinahe eingefallene Mauer. Das Loch, das noch immer hier zu sehen ist, wurde einst von einem Kunai gemacht. Sein Blick fällt auf das Haus gegenüber.
Ihr Haus...
Vor langer Zeit...
Auch Itachi erkennt es wieder und bleibt neben seinem Bruder stehen.
"Es ist vollkommen zerstört...", murmelt Sasuke.
Das Dach des Hauses ist eingebrochen, die Wände von Pflanzen überwuchert und löchrig.
Er ist ein wenig enttäuscht und das, obwohl er nichts anderes erwartet hat.
Nur wenige Häuser hier sind noch in annehmbaren Zustand. Yume wird sich sicher nicht in so einer Ruine verstecken.
Das ist gefährlich und so dumm ist das Mädchen nicht.
Einen Moment lang betrachtet Sasuke noch sein altes Zuhause, bevor er sich seinem Bruder zu wendet.
"Suchen wir weiter."Erneut rufen sie den Namen der jungen Uchiha, während sie das Viertel durchkämmen.
Gasse um Gasse durchsuchen sie und arbeiten sich langsam vor. Der Mond steht schon hoch am Himmel und die beiden Männer sind bestimmt schon ein paar Stunden unterwegs.
Itachi, der kaum etwas sagt seit sie das Viertel betreten haben, wird langsam unruhig.
Sie finden Yume nicht und dieser Ort macht ihn verrückt. Aber wenn auch nur eine kleine Chance besteht, dass seine Tochter doch hier ist, nimmt er ein bisschen Wahnsinn in Kauf.
Schmerz wartet an jeder Straßenecke, mit jedem Schritt flüstert eine andere Stimme in seinem Kopf und erinnert ihn an das, was er getan hat. Die Schuld lastet schwer auf seinen Schultern.
Er kann nicht vergessen...
Er kann nicht verzeihen...
Was er getan hat, egal ob für das Dorf oder nicht, war furchtbar. Er hat gemordet, Männer, Frauen und Kinder. Er hat Leben beendet und Menschen die Chance auf eine Zukunft genommen.
Es war notwendig und das weiß er...
Trotzdem war es schrecklich.
Grausam...Die Häuser enden. Hier geht es nicht weiter und tief atmet Itachi durch.
Yume ist nicht im Viertel...
Wo kann sie sonst noch stecken?
Bei Naruto vielleicht? Viel hat das Mädchen nicht mit ihm zu tun, obwohl sie ihn nett und lustig findet, wie sie selbst einmal gesagt hat.
Vielleicht macht er sich auch vollkommen umsonst Sorgen und seine Tochter ist in der Zwischenzeit bereits wieder nach Hause gekommen. Auch das wäre möglich.
"Sollen wir gehen?", fragt Sasuke, der seinen Bruder aufmerksam mustert.
Er merkt genau, wie dieser Ort ihn mit jeder Sekunde mehr zerstört. Knapp schüttelt Itachi den Kopf und setzt sich in Bewegung.
"Es gibt noch einen Ort...", murmelt er leise und Sasuke folgt ihm stumm.
Ein Ort?
Als der große See nach einer Weile vor ihnen auftaucht, erinnert sich auch Sasuke an dieses Fleckchen Erde.
Wie oft ist er an dem Steg gesessen oder hat sein Feuerversteck trainiert? Er weiß es nicht. Unzählige Male war er hier. Allein, mit seinem Bruder oder seinem Vater.
Aufmerksam sieht Sasuke sich um und auch Itachi lässt seinen Blick schweifen. Während der Ältere weiter auf den See zu geht, bleibt sein Bruder stehen. Mir gerunzelter Stirn fährt er mit seinen Fingern über die Rinde eines Baumes.
Was ist das?
Eine Schuppe? Eine weiße Schuppe, die in der Oberfläche steckt.
Von einer Schlange.
Ein mulmiges Gefühl breitet sich in dem jungen Mann aus. Das bedeutet nichts Gutes."Sasuke!"
Sofort reagiert der Gerufene und eilt zu seinem Bruder. Dieser kniet am Boden vor einem Kind.
Doch es ist nicht Yume...
Ein blonder Junge liegt vor Itachi. Er ist verletzt.
"Wer ist das?", will Sasuke wissen und Itachi antwortet, während er nach einem Lebenszeichen des Kindes sucht.
"Toshio. Er geht mit Yume in die Vorschule."
Die Hand an seinem Hals versucht er einen Puls zu fühlen.
Nichts...
Das kann nicht sein...
Itachi legt sein Ohr vorsichtig auf die Brust des Jungen und wartet auf das Schlagen des Herzens.
Na los...
Komm schon...
Da! Ganz schwach ist es zu hören!
"Er lebt. Bringen wir ihn hier weg."
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Ein neues Leben (Itachi FF/Sasuke FF) ||#Itana/#Sashi [Wird überarbeitet]
Fiksi PenggemarFortsetzung von "Eine zweite Chance" wie auch von "Nanashi - Die Tochter der Schlange". Ich empfehle unbedingt die ersten Teile, also diese Geschichten, vorher zu lesen. Ein friedliches Leben mit einer Familie in seinem Heimatdorf... Das hat Ita...