Der erste Schultag

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P.o.V. Ayuma

"Ayuma, aufstehen! Du hast verschlafen!", rief meine Mutter.
Ich schreckte aus meinem Traum hoch und knallte volle Kanne gegen das Regalbrett, das ich mir über das Bett geschraubt habe. Warum habe ich das nochmal getan? Ach ja. Wir wohnen jetzt ja in einer kleinen Wohnung und mein Zimmer ist winzig. Aber das ist jetzt egal. Heute ist mein erster Schultag und ich habe verschlafen. Das ist ja ein klasse Start. Ich sprang aus dem Bett, viel zu schwungvoll, für meine Laune und rutschte prompt auf dem Bettvorleger aus. Als ich mich also auf dem Boden liegend wiederfand war ich endgültig wach und ich befand, dass heute nicht mein Tag ist. Ich rappelte mich auf und zog mir schnell ein T-Shirt und eine Jeans an, lief ins Bad und kämmte mich, ehe ich wieder zurück in mein Zimmer lief und meine Schulsachen zusammenpackte. Dann lief ich in die Küche und schnappte mir zwei Äpfel, einen für jetzt, einen für später, gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange zum Abschied und verließ die Wohnung im siebten Stock. Eigentlich hatte ich den Fahrstuhl nehmen wollen, aber ausgerechnet heute ist er wegen Wartungsarbeiten gesperrt. Na super. Also hechtete ich die Treppe runter und hoffte, dass ich nicht ausrutsche oder stolpere. Unten endlich angekommen, wollte ich mich auf mein Fahrrad schwingen, aber irgendjemand hat meine Reifen zerstochen. Heute ist echt nicht mein Tag. Also laufe ich, den Apfel essend zur Schule und schlittere fünf Minuten vor dem Klingeln ins Sekretariat und meldete mich an. Ganze zehn Minuten später irrte ich hoffnungslos verloren durch die Schule mit einem Stundenplan in der einen Hand und einem verwirrendem Lageplan in der anderen. Irgendwann fand ich dann den Raum, in dem ich jetzt Deutsch habe. Ich klopfte an und trat ein, nachdem ich herein gebeten worden bin.
"Hallo. Ich heiße Ayuma. Ich komme aus Japan.", stellte ich mich vor.
" Willkommen Ayuma. Wir freuen uns dich kennenzulernen. Magst du dich vielleicht neben Leonidas setzen? Es ist der einzige freie Platz.", bat mich die Lehrerin.
Laut meinem Stundenplan hieß sie Frau Kartens. Ich nickte zaghaft und machte mich auf den Weg zu Leonidas. Auf dem Weg dahin bemerkte ich die mitleidigen Blicke meiner neuen Mitschüler. Mein Blick wanderte zu Leonidas und ich hätte am liebsten kehrt gemacht. Wenn Blicke töten könnten, war das einzige, was mir durch den Kopf ging. Ich ließ mich neben ihm auf den Stuhl fallen und versuchte es mir nicht zu Herzen zu nehmen, dass er soweit von mir weg rückte, wie es ihm möglich war. Einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich versuchen sollte ein Gespräch mit ihm anzufangen, entschied mich aber dagegen, als mir auffiel, dass er sich auch noch die Nase zu hielt. Rieche ich so schlimm? Ich habe doch erst gestern Abend geduscht. Bemüht dem Unterricht zu folgen hätte ich beinahe die leise Stimme überhört, die mir drohend zu flüsterte: "Halt dich bloß fern von mir!"
Er hat also wirklich was gegen mich, und dabei kennt er mich gar nicht.

So. Das ist jetzt das zweite Kapitel von meiner Geschichte. Ich werde immer zwischen den Perspektiven von Leonidas und Ayuma hin und her wechseln. Es kann auch manchmal passieren, dass ganze Szenen noch mal aus der anderen Perspektive erzählt werden, weil ich das wichtig für den Verlauf der Geschichte finde.

Greetings From PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt