Aller guten Dinge sind drei

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P.o.V. Leonidas

Nach dem ich den Mathe- und den Geschichtsunterricht ohne weitere Zwischenfälle mit Ayuma überstanden hatte, hatte ich doch noch Hoffnung für den Rest des Tages. Aber keine all zu großen Hoffnungen, denn wie sagt man so schön? Aller guten Dinge sind drei? Tja, und es gab bis jetzt erst zwei Vorfälle, was die Befürchtung nahe legt, das da noch was kommt.

Nach Geschichte hatten wir dann Mittagspause. Ich hatte mich mit meiner Thermoskanne nach draußen an einen Tisch der Mensa in die Sonne gesetzt und trank in Ruhe mein Blut. Vollkommen nichts ahnend saß ich da. Es war ein wunderschöner Tag und die Sonne schien prall auf meinen Nacken, ein Gefühl, das ich schon seit meiner frühen Kindheit liebte. Und das Blut war auch nicht mehr so kühlschrankkalt. Alles war perfekt, bis zu dem Moment, wo ich einen spitzen Schrei hörte, gefolgt von einem dumpfen Aufprall, einem metallischen Klappern und dem Gefühl von Bratensoße in meinem Gesicht. Ich ließ meinen Blick wandern, auf der Suche nach dem Übeltäter und fand Ayuma auf dem Boden liegen. Er hat es schon wieder geschafft, mich in einen Unfall zu verwickeln. Ich hatte es geahnt. So langsam ist das Maß voll. Ich meine Bratensoße im Gesicht!?! Das geht gar nicht. Würden sie wissen, oder nein eher, würde Ayuma wissen, wer ich wirklich bin, der uneheliche Sohn von Gaius Julius Caesar und Kleopatra, Ptolemaios Kaisar(ion) Theos Philopator Philometor, dann würde er zittern vor Ehrfurcht. Ich war einst der Pharao von Ägypten. Aber will ich das? Will ich, dass er vor mir erzittert? Nein. Nicht so. Ich versuchte also so gut es ging ruhig zu bleiben und trank erst mal aus, es war nur noch ein Schluck in der Thermoskanne, und stand dann auf. Ayuma kam auf mich zu, einen entschuldigenden Blick aufgetragen und wollte etwas sagen, doch ich schnitt ihm das Wort mit einer harschen Handbewegung ab. Stattdessen drücke ich ihm meine Essenmarke in die Hand und flüsterte ihm zu:"Wenn das nochmal passiert, bin ich nicht so gnädig."
Ayuma nickte leicht verängstigt, aber hauptsächlich verwirrt und schwirrte zur Essensausgabe. Ich steuerte die Toiletten an und streckte meinen Kopf unter den Wasserhahn, da die Soße auch überall in meinen Haaren war, wie ich jetzt feststellen konnte.

Als ich endlich wieder einigermaßen sauber war verließ ich die Schule, schwang mich auf mein Motorrad und fuhr nach Hause. Ich hatte einfach mal beschlossen, dass ich heute nicht am Musikunterricht teilnehmen möchte.

Zu Hause angekommen stellte ich mich unter die Dusche und spülte den ganzen Tag einfach von meiner Haut. Gerade trat ich aus der Dusche und wollte mich abtrocknen, als ich einen Fingernagel über das Holz der Haustür kratzen hörte. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und ich band mir schnell ein Handtuch um die Hüften, ehe ich zur Haustür ging und selbige öffnete. Vor mir stand Greacus, ein Vampir, der mit mir den Klan verlassen hat, der mich gebissen hat.
" Hi Leonidas. Ich war gerade zufällig in der Gegend und habe dein Motorrad gesehen, also habe ich mir gedacht, ich könnte ja mal vorbei schauen und fragen, ob du vielleicht mitkommen möchtest, auf die Jagd."
" Greacus, ich enttäusche dich ja nur ungern, aber ich war heute früh schon jagen, so wie jede Morgen, damit ich keinem meiner Mitschüler versehentlich die Kehle raus reiße."
"Ach ja. Du gehst ja noch zur Schule. Warum nochmal?"
" Keine Ahnung. Vielleicht aus Langeweile."
" Oh da hätte ich eine Idee. Wie wärs? Ich komme nochmal vorbei, wenn ich fertig bin und wir gehen dann gemeinsam zu Styvvi. Was hältst du davon?"
Ich zögerte einen Moment, schlug dann aber ein.
"Wir sehen uns nachher", verabschiedete sich Greacus.
Ich hob kurz meine Hand zum Gruß und schloss dann die Tür hinter mir. Greacus war ein guter Freund von mir. Wir kannten uns jetzt schon seit sehr langer Zeit. Seit meinem angeblichen Tod am 23. August 30 vor Christigeburt, als ich von Octavius hingerichtet worden bin und von Patricius durch den Biss gerettet worden bin. Er war kurz vor mir verwandelt worden und schon bald beschlossen wir, dass wir lieber vogelfrei wären als gezwungen zu sein Menschenblut zu trinken. Daraufhin verschwanden wir, aber erst, nachdem wir unsere Sonnensteine erhalten hatten. Gemeinsam spornten wir uns an nur noch Tierblut zu trinken. Gemeinsam zogen wir von Ort zu Ort, von Land zu Land, von Krieg zu Krieg. Gemeinsam haben wir allen Widrigkeiten getrotzt.

Wo wandern meine Gedanken schon wieder hin? Das Vergangene ist vergangen. Ich sollte lieber zu sehen, dass ich mich angezogen bekomme. Trocken bin ich ja eh schon, so lange, wie ich hier schon auf dem Flur rumstehe.

Ich ging also wieder in mein Zimmer und zog mir schnell was an. Wieder mal eine schwarze Hose, aber ein weißes T-Shirt und meine Lederjacke. Greacus hasst es, wenn ich mich immer ganz schwarz anziehe. Ich war gerade fertig, da war wieder der Fingernagel, der über die Holztür kratzt. Ich öffnete die Tür und sah Greacus, der mir entgegen strahlte. Ich erlaubte mir ein winziges Lächeln.
"Bist du bereit, für die Nacht deines Lebens?", fragte er mich.
"Wie oft hast du mich das bereits gefragt?", erwiderte ich leicht schmunzelnd.

Greetings From PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt