Hallo?!?

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P.o.V. Ayuma

Das Gespräch in der Mittagspause hat mich ganz schön mitgenommen, sodass ich fast nichts von der Wirtschaftsstunde mitbekam. Abgesehen von der Tatsache, das wir Vorträge mit einem Partner vorbereiten sollen. Leonidas und ich bekamen das Thema Japans Bedeutung für die internationale Marktwirtschaft. Immerhin hatte ich davon ein wenig Ahnung, haben wir doch im letzten Jahr in Wirtschaft nur darüber geredet.
Als dann der erlösende Gong kam, verließen Leonidas und ich gemeinsam den Klassenraum.
"Soll ich dich nach Hause fahren? Ich bin mit meinem Motorrad hier.", fragte er mich.
" Das wäre sehr nett."
Gemeinsam gingen wir zu Leonidas Motorrad und fuhren los. Ich hatte aber einen Moment gezögert, weil Leonidas keinen Helm hatte. Aber er versprach mir vorsichtig zu fahren und morgen einen Helm für mich mit zu nehmen.
Viel schneller als ich es erwartet hatte, erreichten wir das Wohnhaus, in dem ich mit Mama wohnte.
"Magst du noch mit rauf kommen?", fragte ich Leonidas.
Nach kurzem Zögern willigte er ein und gemeinsam betraten wir das Haus. Mit Freuden konnte ich feststellen, das der Fahrstuhl endlich wieder funktionierte. Ich rief also den Fahrstuhl, weil ich nicht den Wunsch verspürte, erneut die sieben Stockwerke zu Fuß zu erklimmen. Als der Fahrstuhl kam stiegen wir ein, ich drückte die sieben und wir fuhren nach oben. Als wir oben ankamen, und sich die Türen des Fahrstuhls öffneten, stellte ich fest, dass die Wohnungstür offen stand. Aber Mama würde niemals die Wohnungstür offen lassen.
"Leonidas, irgendwas stimmt hier nicht.", flüsterte ich ihm zu.
Er nickte und ging vor. Dicht hinter ihm folgte ich. Er drückte die Tür weiter auf und betrat den Flur. Von da aus bewegten wir uns langsam auf die Küche zu. Da war niemand, aber alle Schränke waren durchwühlt. Wir gingen weiter zum Wohnzimmer, auch da war alles durcheinander, genauso wie in Mamas Zimmer. Als Leonidas gerade meine Zimmertür öffnen wollte, hörten wir Stimmen im Flur. Wir drehten uns um und gingen langsam zurück, bis wir vor zwei Polizisten standen, die bei unserem Anblick ihre Waffen auf uns richteten.
"Hände hoch, über den Kopf und an die Wand mit euch. Was habt ihr hier zu suchen?", blaffte der eine Polizist. Seine Partnerin zwang uns mit Nachdruck zur Ausführung des Befehls.
"Entschuldigen Sie mal. Ich wohne hier. Also lautet die bessere Frage, was machen Sie hier.", bemerkte ich total angenervt.
"Wie ist Dein Name?", fragte mich die Polizistin.
"Ayuma Nawasaki und das ist mein Freund Leonidas DiMarco.", erwiderte ich.
"Schon wieder zwei Schwuchteln. Die schiessen in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden.", meinte der Polizist, der wohl schon ein älteres Semester zu sein scheint.
"Also hör'n Sie mal. Sie kommen hier in meine Wohnung, ohne das Sie uns den Grund verraten und dann beleidigen Sie uns auch noch? Finden Sie nicht dass das ein bisschen zu weit geht?", fragte ich verärgert, aber trotzdem darauf bedacht in meiner Wortwahl nicht ausfallend zu werden, da ich keinen Bock auf eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung habe.
"Außerdem kann Ihnen ja unsere Sexualität vollkommen egal sein.", fügte Leonidas an.
"Wir leben schließlich in einem freien Land, wo jeder seine Sexualität so ausleben kann, wie er es für richtig hält. Wir regen uns ja auch nicht auf, wenn Sie zum Beispiel mit einer Frau zusammen sind und Sie können doch wohl nicht behaupten wollen, das es unrecht ist das gleiche Geschlecht zu lieben. Denn Liebe ist Liebe. Und man soll nicht hinterfragen, wo sie hinfällt. Es gehört ja auch schon fast zur Tagesordnung, das vorallem Männer bisweilen deutlich jüngere Partner wählen und das wird auch nicht als unrecht erachtet, hab ich nicht recht? Und ich bin nicht nach Deutschland gekommen, um wieder in irgendwelche Schranken gewiesen zu werden was meine Sexualität angeht, nachdem ich bereits von meinen Großeltern vorstoßen worden bin, bloß weil ich der arrangierten Ehe nicht zustimmen konnte und wollte. Nochmal lasse ich mir eine solche Demütigung nicht gefallen. Sollten Sie also noch einmal eine homophobe Bemerkung machen, werde ich Sie verklagen, damit wir uns gleich richtig verstehen. Und wenn Sie dann jetzt die freundliche Güte besäßen uns zu erklären, was Sie hier in meiner Wohnung wollen?", hielt ich einen Vortrag, in dem ich mir so einiges von der Seele redete. Der Polizist schwieg erstmal, überwältigt von dem Wortschwall. Nur seine Partnerin war noch zum Handeln fähig.
"Ich muss dir leider mitteilen, das deine Mutter, Klara Nawasaki heute auf der Bundesstraße 6 mit ihrem PKW verunglückt ist. Der Wagen ist Komplett ausgebrannt aber wir konnten deine Mutter anhand ihres Eherings identifizieren. Mein Herzliches Beileid zu deinem Verlust."

Greetings From PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt