P.o.V. LeonidasAls der Erdkundeunterricht vorbei war lotste ich Ayuma auf das Jungenklo. Ich überprüfte, ob jemand in der Toilette war und verriegelte dann die Eingangstür. Um ganz sicher zu gehen, dass niemand uns stört, lehnte ich mich gegen die Tür. Dann holte ich tief Luft und blickte Ayuma in die Augen.
"Du willst also wissen, warum du sich von mir fern halten sollst?", fragte ich ihn.
Ayuma nickte leicht und ich nahm den verräterischen Geruch nach Angst war. Ein super Start in ein klärendes Gespräch, wenn der Gesprächspartner Angst vor einem hat.
"Ich möchte, dass du mir aus dem Weg gehst, weil ich Angst habe dir was anzutun. Ich bin nicht der, für den mich alle halten und ich bringe Probleme aus meiner Vergangenheit mit mir mit, die besonders den Leuten schaden können, die ich gern habe.", versuchte ich Ayuma zu erklären. Aber wie soll man einem Menschen erklären, dass man a) ein Vampir ist, b) 2046 Jahre alt ist, c) man das Ergebnis einer Affäre zwischen Kleopatra und Julius Caesar ist und zu guter Letzt d) der Adoptivbruder einen am liebsten Tod sehen möchte. Tja, ich habe keine Ahnung. Was kann ich ihm sagen? Was soll ich ihm sagen?
"Du hast mich gern?", fragte Ayuma auf einmal in die Stille hinein.
"Ja. ... Nein. Also ... Sagen wir es so, ich habe ein für dich ungesundes Interesse an dir.", erwiderte ich ausweichend.
"In wie weit ungesund? Willst du mich etwa umbringen?", fragte er erschrocken.
Das ich ihm nicht antwortete, schien er als positive Antwort zu werten und machte sich bereit zu schreien. Im letzten Moment hielt ich ihm den Mund zu, doch er biss einfach in meine Hand, so fest, das ich ihn fluchend wieder los ließ.
"Nein, ich will dich nicht umbringen, aber es kann passieren, dass ich die Kontrolle verliere und ich dann Dinge tue, die ich sonst nicht tun würde.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Leider wohl ziemlich erfolglos, denn Ayuma begann gestresst und verängstigt zu hyperventilieren. Na super. Hoffentlich fällt er mir nicht in Ohnmacht.
"Hey ganz ruhig. Atme tief durch. Ich will dich nicht schon wieder bei der Schulkrankenschwester abliefern müssen. Wie sähe das denn aus?", versuchte ich die Stimmung mit einem Scherz aufzulockern, aber Ayuma ging gar nicht darauf ein.
Wann sind die Menschen so kompliziert geworden?
"Willst du damit sagen, du willst mich nicht töten, aber wenn ich nicht aufpasse, kann es passieren?", fragte Ayuma panisch.
Was habe ich nur falsch gemacht? Es hätte einfach ein Gespräch werden sollen, in dem ich Ayuma davon überzeuge, sich von mir fern zu halten, ohne ihn in panische Angst zu versetzen.
"Nein, das hatte ich nicht damit sagen wollen. Ich werde dich nicht umbringen. Versprochen, nur ist da mein Adoptivbruder der dich umbringen würde, wenn er glauben würde, er könnte so an mich rankommen, sollte er herausfinden, das ich noch lebe.", stellte ich klar.
"Also noch einmal zum Mitschreiben für mich. Dein Adoptivbruder glaubt du seist tot. Und sollte er herausfinden, das dem nicht so ist, könnte er auf die Idee kommen er könnte über meinen Tod an dich herankommen. Habe ich das jetzt richtig verstanden?", hakte Ayuma noch mal nach.
Ich nickte bloß. Ich hatte es geschafft. Ayuma hat keine Angst mehr vor mir, weiß aber jetzt, warum er sich von mir fern halten soll, ohne, dass er mein größtes Geheimnis kennt. Ich würde mal sagen klasse Leistung Caesarion.
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Greetings From Past
FantasyAls Ayuma mit seiner Mutter nach Deutschland zieht, weiß er nicht, dass sich sein Leben komplett verändern wird und welche Rolle dabei sein Sitznachbar in der Schule dabei spielt, ein scheinbar unnahbarer junger Mann.