8. Die Einladung oder: Essen verschafft Gesellschaft

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„Toni!"

„Was?" Mit einem Gefühl der Panik schrak ich hoch und sofort begann sich der Raum, in dem ich mich befand, zu drehen. „Verdammt."

Übelkeit stieg in mir hoch und es dauerte einige Augenblicke, bis ich wieder normal atmen konnte und ich erkannte, wo ich war. Dies hier war nämlich nicht mein Schlafzimmer, sondern das von Allen, zumindest das seiner Ferienwohnung. Er stand nun neben dem Bett und schaute angesichts meines offensichtlichen Schwindelgefühls belustigt auf mich hinab.

„Nichts. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass es nun zwölf Uhr ist, ich ein kleines Essen fertig gemacht habe und dein Handy in der Zeit drei Mal geklingelt hat."

Nun kamen doch wieder die Kopfschmerzen. „Nein, das darf doch nicht wahr sein!", rief ich aus und schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Das war bestimmt Dana. Sie muss heute noch los und hat mich gebeten, Ajay noch vormittags abzuholen... Verdammt, was mache ich denn nur? Ich muss da irgendwie hin."

Etwas umständlich versuchte ich, von der Matratze aufzustehen, doch Allen drückte mich mit sanfter Bestimmtheit wieder zurück. Hatte ich es gestern nicht noch begrüßt, dass er mich dank seiner Muskeln leicht durch die Gegend tragen konnte? Ich nahm alles zurück, so eine Stärke war nicht vom Vorteil.

„Du gehst nirgendwo hin", erwiderte er, „vermutlich würdest du in deinem Zustand den nächsten Baum samt Auto umarmen."

„Und was schlägst du stattdessen vor?" Meine Stimme klang trotz Heiserkeit noch genug misstrauisch.

„Vielleicht kann Dana ihn hier her bringen? Oder zu dir nach Hause und ich fahr ihn dort hin?" In seinem Blick konnte ich jedoch erkennen, dass es für ihn noch eine andere Alternative gab, die er bevorzugen würde, und ich brauchte nicht lange nachdenken, bis ich ebenfalls auf diesen Gedankengang kam.

„Also gut", murmelte ich mehr zu mir selber und meinte dann lauter: „Vielleicht magst du ihn abholen und herbringen? Wir könnten dann gemeinsam essen." Dann fiel mir noch etwas ein. „Und könntest du kurz bei Jack vorbei schauen? Der arme Kerl ist seit gestern Abend alleine."

Allen nickte kurz und schenkte mir dann ein Lächeln. „Natürlich, werde ich machen. Kann ich deinen Schlüssel haben?"

„In meiner Tasche im linken Fach irgendwo versteckt."

„Okay, danke." Er wollte sich umdrehen und gehen, doch er hielt inne. „Und was machst du die ganze Zeit hier?"

Ich lächelte schwach. „Ach, ich versuche nur, lebend aus dem Bett zu kommen, bewerbe mich dann für eine Rolle als Zombie bei The Walking Dead und mache ein neues Essen für uns, denn...", ich schnupperte kurz in die Luft, „... dein Rührei ist gerade angebrannt."

Mit einem Fluchen polterte Allen in die Küche, doch ich hatte den Rauch zu stark gerochen, als dass da noch irgendetwas zu retten war. So war es anscheinend auch, denn wenig später hörte ich, wie der Mülleimer aufgeklappt wurde und das Essen aus der Pfanne dort hinein wanderte. Kurz darauf erschien Allen wieder im Türrahmen, der Schlüssel meiner Wohnung in der Hand.

„Sieht so aus, als ob du wirklich etwas Neues machen musst. Geht das wirklich klar für dich? Sonst hole ich noch was vom Imbiss oder so."

Bei dieser Aussage musste ich lachen. „Hast du vergessen, wo wir sind? In Stoneville gibt es keinen Imbiss, nur zwei Restaurants und meine Kneipe."

Der Gesichtsausdruck des Dunkelhaarigen wurde etwas dunkler. „Stimmt ja, verdammt. In diesem Kaff ist auch wirklich gar nichts zu finden."

Mein Grinsen reduzierte sich langsam zu einem Lächeln. „Doch, immerhin hast du deinen Sohn hier gefunden. Also beschwere dich nicht."

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