14. Die Hochzeit oder: Ein bisschen verrückt geht immer

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„Die letzte gemeinsame Nacht...", murmelte Allen an meinem Ohr und ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren.

Leise lachte ich auf. „Mein Gott, das klingt so poetisch. Als ob wir uns danach nie wieder sehen würden."

„Einige Zeit zumindest nicht mehr. Ich versuche, in zwei Wochen wieder vorbei zu schauen. Aber die ganze nächste Woche bin ich im Nord-Westen der USA, da kann ich die freie Zeit nicht zurück fliegen. Das würde auch nichts bringen."

„Ich weiß, das hatten wir schon mal diskutiert." Ich drehte mich von der Seite auf den Rücken und zog die Decke ein wenig höher, da sie mir bis auf die Hüfte runtergerutscht war.

Wir lagen nach einem entspannten Filmabend nun im Bett, versuchten, die letzten gemeinsamen Stunden zu genießen. Morgen würde ich ihn zum Flughafen fahren und dann dauerte es etwas, bis wir uns wieder sehen würden. Denn für Allen begann wieder die Arbeit. Sein Nacken war wieder vollständig belastbar, er hatte die letzten Wochen wieder mit dem Aufbautraining begonnen im städtischen Fitnesscenter und war sogar öfters in Orlando zum Trainieren im WWE-Performance-Center gewesen. Nun war seine Schonfrist vorbei und er musste wieder in den Ring steigen.

Ich sah dem Ganzen noch etwas zwiespältig entgegen. Einerseits konnte ich spüren, dass Allen so langsam wieder Beschäftigung brauchte, das Workout der vergangenen Zeit hatte ihm sowohl geistig als auch körperlich mehr als gut getan, andererseits jedoch war ich von dieser Art Fernbeziehung noch wenig überzeugt. Ich hielt ihn natürlich nicht von seiner Arbeit ab, bei Gott, ich war die Letzte, die das tun würde. Aber ich wusste nun einmal noch nicht so wirklich, wo das alles hinführen sollte. Dabei war ich wohl mehr besorgt als Ajay, der seinem Vater nur die Faust zum Abschlagen hingehalten hatte und der Meinung war, dass das Gewinnen des Heavyweight Championship Gürtels schon Trost genug war. Ein wenig traurig hatte er zwar schon geschaut, aber Allen hatte ihm versprochen, bald wieder da zu sein, was der Junge mit einem Grinsen quittiert hatte. So einfach wurde das also unter Männern geregelt.

„Wirst du mich vermissen?" Auch der Braunhaarige neben mir hatte sich nun auf den Rücken gedreht und starrte an die Decke.

Ein leichtes Lächeln zuckte um meine Mundwinkel. „Am Anfang wohl weniger", gestand ich leise und konnte ein missmutiges Brummen seinerseits hören. „Immerhin habe ich weniger Wäsche zu waschen und ich kann mir endlich wieder eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben, ohne dass du sie mir aus der Hand reißt und in den Mülleimer schmeißt. Und ich habe dann endlich wieder die Gewalt über die Fernbedienung."

„Tina hatte Recht."

„Womit?"

„Du bist eine kaltherzige Eisprinzessin. Böse und gemein."

Nun musste ich wieder lachen, wurde jedoch schnell wieder ernst. Leise führte ich meine Ausführung weiter: „Dann sind aber erst die ersten zwei Stunden der Zeit ohne dich um, die restliche Zeit werde ich wohl auf der Couch bei kitschigen Liebesfilmen verbringen und mir die Augen aus dem Kopf heulen."

„Das stimmt mich schon freundlicher."

„Freundlich genug für ein wenig mehr Action im Bett?"

Ich brauchte gar nicht zur Seite zu schauen, um zu sehen, dass er grinste. Das konnte ich einfach so merken. Und tatsächlich, ein Rascheln war zu hören, dann spürte ich auch schon seinen warmen Körper über meinem, unsere Lippen nur wenig voneinander entfernt.

„Du warst ja die letzte Zeit recht brav, da will ich mal nicht so sein", raunte er mir mit tiefer Stimme zu und ich konnte ein Lächeln nicht verbergen. Wie automatisch wanderten meine Hände auch schon in seinen Nacken und zogen ihn zu mir herunter, sodass wir uns endlich küssten.

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