Gute Karten - So spielt das Leben

20. Die Überraschung oder: So ein Hund!

„So, das war der letzte Schrank", seufzte ich und ließ mich erschöpft auf das neue Sofa fallen, welches im geräumigen Wohnzimmer seinen Platz gefunden hatte.

Tina tat es mir gleich und schmiss sich in einen zum Sofa passenden Sessel, die Beine lang von sich gestreckt. „An einem Tag einfach mal ein komplettes Haus eingerichtet... Ich würde sagen, wir haben einen neuen Rekord aufgestellt. Und das ohne Männer! Am Wochenende kommen noch unsere Ponys und dann haben wir alles fertig."

Drei Wochen waren seit meiner Hochzeit mit Allen vergangen und ich konnte glücklicher nicht sein. Zwar hatten er und Jon nach einer Woche Urlaub wieder auf Tour gemusst und ich hatte ihn zwei ganze Wochen nicht mehr gesehen, aber morgen kamen beide immerhin für das Wochenende nach Hause. Tina und ich hatten uns beeilt, das Haus bis dahin fertig zu bekommen, sodass wir gemeinsam mit Ajay eine Einweihungsparty feiern konnten. Zum Glück hatte unser neues Zuhause bereits eine Grundausstattung in sich gehabt, sodass wir uns um Badezimmer, Küche und einige Schränke nicht kümmern brauchten. Nur Betten, Couchgarnitur und einige Schränke aus meiner Wohnung sowie weitere kleine Möbelstücke hatten gefehlt, und nun waren wir soweit fertig mit dem Aufbauen. Die nächsten Tage würde ich das Ganze dann mit den Sachen aus den zahlreichen Kartons bestücken, doch glücklicherweise hatten weder Allen noch ich viel, was wir mit hierher nahmen. Ajay mit seinen ganzen Spielzeugen hatte da noch das meiste.

„Dafür haben wir beide uns ein Guinness verdient, denke ich", erwiderte ich lachend, erhob mich und ging in die Küche, ehe ich mit den beiden Bierdosen wiederkam und eine davon zu Tina warf.

Diese fing sie geschickt auf, öffnete sie mit einem lauten Zischen und prostete mir vergnügt zu. „Auf uns, würde ich sagen. Und auf dieses absolut fantastisch gewordene Haus!"

„Auf uns und das Haus", wiederholte ich zufrieden und nahm einen tiefen Schluck aus meiner Bierdose. Augenblicklich verzog ich jedoch das Gesicht und stellte das Bier wieder auf den Wohnzimmertisch.

„Ist irgendetwas?"

Ich schaute zu meiner Freundin und zuckte ratlos mit den Schultern. „Keine Ahnung, irgendwie schmeckt mir das heute nicht so, wie es sein sollte."

Tina nahm ebenfalls einen tiefen Schluck und zuckte dann genau wie ich mit den Schultern. „Keine Ahnung, schmeckt wie immer", meinte sie nur und griff nach meiner Dose, um daraus ebenfalls zu trinken. „Das hier auch."

„Hm, vielleicht sind meine Geschmacksnerven auch einfach nur am Arsch nach dem ganzen Umzug." Ich setzte mich bequemer auf die Couch. „Wann wollen du und Jon eigentlich zusammen ziehen? Beziehungsweise habt ihr endlich den Vertrag für die eine Wohnung unterschrieben?"

„Ja, das haben wir. Anfang nächsten Monat können wir dort einziehen, wobei das für uns ja sowieso nur eine Nebenunterkunft ist. Die meiste Zeit sind wir halt auf Tour so wie jetzt, da würde sich ein Haus nicht lohnen." Sie grinste leicht. „Ich habe ja jetzt die Woche auch nur frei bekommen, damit ich die Hochzeit weiter vorbereiten kann. Am liebsten würden sie mich 24/7 bei sich behalten, aber soweit kommt es noch. Ich fühle mich zwar geehrt, dass mein Talent so wertgeschätzt wird, aber ein wenig Pause schadet nicht."

Ich lachte auf. „Und dann kommst du während deiner Pause zu mir und hilfst mir spontan beim Umzug... Da sollte ich jetzt diejenige sein, die sich geehrt fühlt."

„Für meine Seelenschwester mache ich ja auch alles, und jetzt, wo wir uns sowieso schon weniger sehen, muss das auch sein."

„Trotzdem danke", meinte ich ehrlich und rückte ein wenig beiseite, als Jack ankam und mit bestem Hundegesicht zu mir aufschaute. Angesichts meiner Geste verstand er das als Zustimmung und sprang mit auf das Sofa.