„Mama, schau mal, Rory und ich haben Tattoos, genau wie du!"
Mit gerunzelter Stirn blickte ich auf den nackten Oberarm meines Sohnes, auf welchem sich eine undefinierbare Kritzelei von blauem und grünem Filzstift prangte. Sein Freund Rory sah ebenfalls nicht viel besser aus, doch angesichts der stolzen Minen der beiden Jungs lächelte ich leicht und strich Ajay übers Haar.
„Sehr schön, ich befürchte nur, dass das spätestens nach dem Bad heute wieder weg ist ...", meinte ich und schaffte es sogar, leicht bedauernd zu klingen, um meinen Sohn nicht zu enttäuschen.
Dieser schob nun gekonnt seine Unterlippe vor und verschränkte seine Arme. „Aber ich will nicht baden heute ... Ich habe doch vor drei Tagen erst gebadet."
„Das ist das Ding", erwiderte ich streng und verschränkte ebenfalls die Arme vor meiner Brust. „Ich habe dir schon einen Tag Schonfrist gegeben, mehr kann ich gewiss nicht zulassen."
„Aber Mama ..."
„Nichts Aber Mama. Du wirst heute brav baden und morgen kaufen wir dir vernünftige Tattoo-Stifte im Spielzeugladen, einverstanden?"
Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während gleichzeitig die Enttäuschung bei Rory zu sehen war. Mitfühlend betrachtete ich ihn und streichelte ihm leicht über die Schulter.
„Ich rede mit deiner Mum, okay? Vielleicht darf ich dir ja auch welche mitbringen", munterte ich ihn auf und es funktionierte tatsächlich.
Der Junge fing ebenfalls an zu grinsen, dann liefen die beiden Kinder mit einem Siegesgeheul auch schon wieder davon. Lächelnd sah ich ihnen nach und entdeckte dann Dana, die Mutter von Rory, die aus dem Haus kam und mich mit einem Grinsen begrüßte. Dabei lag ihre Hand behutsam auf ihrem Acht-Monats-Bauch, was mich gleich zur ersten Frage veranlasste.
„Na, wie geht es dir oder besser gesagt euch?"
Dana rollte mit den Augen. „Der Kleinen geht es prima, mir hingegen tun der Bauch und der Rücken weh und Mike geht mir auf die Nerven mit seiner Übervorsicht. Nur, weil Rory eine schwere Geburt war, muss das ja nicht heißen, dass es jetzt genauso wird geschweige denn, dass ich ab sofort in eine Gummizelle gesteckt werden muss."
„Vielleicht wäre das keine schlechte Idee, mein Schatz", ertönte da eine männliche Stimme aus dem Haus und kurze Zeit später tauchte der blonde Schopf von Mike, dem Mann meiner Freundin auf. „Hey Toni."
„Hallo Mike", meinte ich mit einem Lächeln.
Neben mir war ein entrüstetes Schnauben zu hören. „Natürlich, verbündet euch noch", brummte Dana und verschränkte die Arme miteinander.
Ich seufzte leise und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß zwar nicht, wo du das jetzt wieder aufgeschnappt hast, aber ich kann dich beruhigen. Verbünden tut sich keiner hier."
„Euer Lächeln war deutlich genug", murrte sie leise.
Nun war es an ihrem Mann, sie in den Arm zu nehmen und sie sanft zu küssen, um ihr alle Hirngespinste aus dem Kopf zu wischen. Ich hingegen wandte mich ab und stieß einen lauten Pfiff aus in Richtung Garten.
„Ajay, komm, wir müssen los!"
Kurze Zeit später kam auch schon mein niedergeschlagener Sohn herbei gedackelt, gemeinsam mit einem nicht minder traurigen Rory.
„Muss Ajay schon weg?", fragte letzterer und klammerte sich an ein kleines Stück Hoffnung.
Bedauerlich schüttelte ich den Kopf. „Tut mir leid, ihr zwei, aber ich muss wieder an die Arbeit. Ihr seht euch doch morgen wieder im Kindergarten.
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Gute Karten - So spielt das Leben
Fiksi UmumDas Leben von Toni, einer jungen Kneipenbesitzerin im kleinen Städtchen Stoneville, gerät aus allen Fugen, als sie eines Tages Allen wieder sieht. Mit diesem hatte sie vor vielen Jahren eine Affäre, aus der ihr kleiner Sohn Ajay entstanden ist, doch...