22. Das Ergebnis oder: Vaterfreuden sind die Schönsten

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„Nun sag schon, Mama, werde ich tatsächlich Bruder?" Die leuchtenden Augen von Ajay sahen mir entgegen, als ich aus der Arztpraxis und auf das Auto von Tina zu marschierte.

Meine Freundin und mein Sohn hatten während meiner Untersuchung draußen gewartet und sahen nun beide so aus, als könnten sie das Ergebnis nur schwer abwarten. Dabei war die Antwort eigentlich schon klar, denn nach meinem totalen Ausraster bezüglich der Servietten und Tinas Vermutung, dass ich unter Umständen wieder schwanger sein könnte, waren wir vor ein paar Tagen in der Apotheke gewesen und hatten mehrere, unterschiedliche Tests gekauft. Alle waren positiv gewesen und so hatte es nicht lange gedauert, bis ich einen Termin bei einer Frauenärztin gemacht hatte, bei welcher ich gerade gewesen war. Allen hatte ich bisher noch nichts erzählt von der ganzen Aufregung, nur Tina wusste davon und notgezwungen auch Ajay, da er die ganze Zeit gefragt hatte, warum ich zum Arzt gemusst hatte. So hatte ich es ihm letztendlich erklären müssen, damit er endlich Ruhe gab.

Als ich nun das Auto erreicht hatte, konnte ich mir ein Grinsen dennoch nicht verkneifen und warf Tina einen Umschlag zu, den sie geschickt auffing und hastig öffnete. Dabei ging sie in die Hocke, damit auch mein Sohn mit reinsehen konnte. Den Zettel, der im Umschlag war, ignorierte sie gekonnt, angelte nur lächelnd nach dem kleinen Bild dahinter und zog es hervor. Sie verstand sofort, was die Schwarz-Weiß-Aufnahme bedeutete, während Ajay nur verwirrt zwischen seiner Patentante und mir hin und her blickte.

„Was bedeutet das denn nun?", fragte er ungehalten und verschränkte seine kurzen Arme beleidigt vor der Brust.

„Tante Tina erklärt dir das schon", meinte ich und strich ihm liebevoll über den Kopf.

Meine Freundin drückte ihm da auch schon das Foto in die Hand und deutete auf den hellen Fleck in einem schwarzen Bereich. „Siehst du da, Kleiner? Das ist dein Geschwisterchen."

„Also werde ich wirklich Bruder?" Sofort begannen die Augen des kleinen Junges zu leuchten und er musterte weiterhin das Ultraschallbild, während Tina sich erhob und mich fest in die Arme nahm.

„Herzlichen Glückwunsch!"

„Danke", nuschelte ich an ihrer Halsbeuge und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Siebte Woche. Ich fürchte, das kleine Ding ist sogar richtig klischeehaft in Allens und meiner Hochzeitsnacht entstanden."

Das brachte ein breites Grinsen auf das Gesicht meiner Freundin und sie löste sich langsam wieder von mir. „Wow, du könntest dein Leben ja eigentlich schon bald in Hollywood verfilmen lassen."

Ja, das könnte ich wohl tatsächlich tun, denn meine Geschichte war abstrus genug für so einen kitschigen Film, aber ich sagte nichts weiter dazu sondern nahm meinem Sohn vorsichtig das Foto aus der Hand und packte es zurück in den Umschlag.

„Du sagst Papa nichts davon, hast du verstanden?", wies ich ihn mit etwas strengerer Stimme an und er blickte mit großen Augen zu mir hoch.

„Warum nicht?"

Ich lächelte leicht und entgegnete: „Weil ausnahmsweise ich das machen will. Aber wenn du unbedingt willst, können wir ihm das auch gemeinsam sagen."

„Ja, bitte!", rief Ajay daraufhin mit freudiger Stimme und ließ sich bereitwillig von mir auf die Rückbank schieben. Ich selbst nahm auf dem Beifahrersitz Platz und Tina ging ans Steuer.

„Sollen wir beim Performance-Center vorbei schauen oder willst du ihm das zuhause erzählen?", fragte sie mich und startete den Wagen.

Ich überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. „Ach, fahr ruhig ins Center. Eigentlich sollte er sich dort ja noch rumtreiben, er wollte mit den Jungs noch ein wenig trainieren, bevor sie wieder auf Tour gehen bis zur Hochzeit."

Gute Karten - So spielt das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt