Stalker

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Ich wusste nicht wie lange ich schon hier an dieser Tür lehnte. Ich wusste nur, dass ich verdammt müde war. Völlig erschöpft.

Langsam überwand ich mich dazu sich im Raum umzusehen. Er war relativ groß, aber dennoch grau, öde und trostlos.

Ein Fenster mit einem Gitter davor spendete etwas Tageslicht, ein großer Schrank, in dem sich was auch immer befand stand an der einen Wand, ein kleines Bett, welches ganz ungemütlich wirkte und lieblos im Raum an der anderen kahlen Wand stand. Ein hölzerner Tisch befand sich mitten im Raum mit Essen, Trinken und Kerzen darauf, so wie er es versprochen hatte.

 Seufzend erhob ich mich, an der Tür abstützend, und schwankte zum Tisch hinüber. Ich hatte langsam wirklich Durst. Mit einem Zug leerte ich daraufhin die halbe Flasche und atmete anschließend sehr schwer, da ich zwischendurch keine Luft geholt hatte.

Ich drehte die Wasserflasche wieder zu und blickte hinauf zum Fenster. Es war noch hell, also Tag. In einer Ecke entdeckte ich noch einen Stuhl, der war mir vorhin gar nicht aufgefallen, da er vom Schrank verdeckt wurde.

Ich schritt dahin, doch ehe ich nach dem Stuhl griff, packte mich die Neugier. Die Tatsache zu wissen was sich im Schrank befand, war in dem Moment einfach wichtiger.

Vorsichtig öffnete ich die rechte Tür. Leer. Nur ein Hauch Staub kam mir entgegen und löste einen leichten Reizhusten aus.

Etwas enttäuscht darüber schloss ich die Tür wieder. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte oder was ich überhaupt finden wollte. Fakt war nur, dass ich irgendetwas finden wollte, weil mir Langweilig war und ich Ablenkung brauchte, weil ich womöglich sonst noch durchdrehen würde.

 Als ich die linke Tür öffnete, blickte ich nicht wie auch hier erwartet in die Leere. Ein Schuhkarton stand darin und zog meine Aufmerksamkeit auf sich.

Schwer schluckend griff ich nach der Kiste und holte sie hervor. Damit lief ich dann hinüber zum Bett und ließ mich darauf nieder.

Zu meiner Überraschung war das Bett gar nicht mal so ungemütlich wie ich angenommen hatte. Aber trotz allem wollte ich nicht darin schlafen, ich wollte zurück in mein eigenes Bett oder wenigstens in Zayn seins. Selbst eines der Hotelbetten wäre mir jetzt lieber. Ich würde mich niemals wieder darüber beschweren nicht im eigenen Bett liegen zu können, wenn ich im Hotel war, denn erst jetzt wurde mir klar was für ein Luxus ich eigentlich hatte. Es war alles besser als bei dem Verrückten hier zu sein. Hier musste man ja Angst haben ein zu schlafen.

Neugierig, leicht zitternd und mit einem schnell schlagenden Herzen vor Aufregung öffnete ich die Kiste.

Darin fand ich ein schwarzes, ledernes Buch vor und viele Fotos. Ich holte die Fotos hervor und entdeckte ein junges Mädchen darauf. Ein hübsches Mädchen. Schwarzes, langes Haar und warme braune Augen.

Es waren viele Fotos von ihr. Fotos in verschiedenen Situationen. Beim Kaffee trinken, Einkaufen, über die Straße gehen und Portrait Fotos.

Oh Gott, ob er sie auch verfolgt hat? Dieser Typ war doch ein wahnsinniger. Ein verdammter Stalker! Er hatte ihr sicher aufgelauert und sie über all fotografiert und die restlichen Fotos von Profilen wie Facebook oder so geklaut.

Nun griff ich nach dem ledernen Notizbuch und begann daraus zu lesen. Am Anfang standen nur paar Notizen über eine Person da, wie ich fest stellen konnte waren es scheinbar Informationen über die junge Frau.

Name: Elena Bright, Alter: 20 Jahre. Wohnt in Manchester. Geburtstag ist der fünfte April.

Ich zog die Augenbrauen hoch und blätterte weiter. Im Rest des Buches folgten scheinbar Momente in denen er was mit dieser Elena zu tun hatte. Wie zum Beispiel:

„Heute hatte ich Elena zufällig beim einkaufen getroffen. Sie sah wirklich hübsch aus, eigentlich wie immer. Sie trug eine rote Jeans, ein weißes Top und einen grauen Cardigan. Ihre Füße steckten in lässigen Bikerboots in schwarz und auf dem Kopf hatte sie eine schwarze Mütze. Sie sah echt süß damit aus, das sollte sie öfter tragen. Der beste Moment heute war, als ihr der Käse aus der Hand gefallen war und ich daher geeilt war, um ihr den auf zu heben, daraufhin hatte sie mich zum ersten mal gesehen und mir ein Lächeln geschenkt, was mich sehr gefreut hat.“

Mit solchen Schriften wurde das halbe Notizbuch voll geschrieben. Zum Ende hin jedoch unterschieden sich die Einträge zu denen am Anfang.

Der Typ erzählte von einer genervten Elena, die patzig auf seine Facebook Nachrichten reagierte und ihn letztendlich blockierte.

Außerdem sprach er von einer Elena die ihm drohte die Polizei einzuschalten, wenn diese ganzen Verfolgungen nicht aufhören würden. Er erzählte, dass sie ihn erwischt hatte.

Also doch ein Stalker, wie ich schon vermutet hatte…

Weiterhin berichtete er, dass Elena immer genervter wurde und kurz darauf hatte er sie mit einem Jungen um sich herum gesichtet.

Ein Abend endete mit einer fürchterlichen Schlägerei, wo er diesen Jungen fast umgebracht hatte und es sichtlich genoss.

Dass er anschließend dafür für paar Wochen im Gefängnis saß, schien ihn nicht zu stören und dass er unmengen von Geld zahlen musste, war ihm auch egal, er war sichtlich froh darüber es getan zu haben.

„Oh Gott gestörter Typ.“, sagte ich und schüttelte mit dem Kopf, kein Mensch konnte doch so krank sein oder?

Wie schon erwähnt, endete das Buch in der Mitte und die letzten Einträge erzählten auch warum dieses Buch hier sein Ende fand und ich war mir sicher, dass es eine Fortsetzung gab, ein weiteres Buch dieser Art…

 „Heute habe ich zum ersten mal X-Factor geschaut und bin auf die Band Little Mix aufmerksam geworden. Echt hübsche Mädels und so tolle Stimmen. Besonders die Blonde hat es mir angetan. Ihre Stimme ist der Wahnsinn und so hübsch. Konkurrenz für Elena würde ich mal sagen.“

 Die Nacht über habe ich kaum geschlafen, weil ich mich so auf X-Factor gefreut hatte. Ich konnte die Zeit kaum abwarten, die Zeit bis ich sie endlich wieder sehen würde. Gestern habe ich gegoogelt und herausgefunden, dass meine angebetete Perrie Edwards heißt. Ich kann schon seit Tagen an nichts anderes mehr denken als an diese strahlend blauen Augen und das Engelsgleiche blonde Haare. Die Frau macht mich verrückt.“

 „An dieser Stelle schließe ich das Kapitel Elena ab. Wen interessiert sie schon? Soll sie doch mit ihrem schwachen Typen glücklich werden, denn ich habe jetzt eine neue. Perrie. Sie macht mich glücklich. Sie wird mein Mädchen. Meine Frau. Die Mutter meiner Kinder.“

 Damit endete der letzte Satz und ich war mir sicher, dass er angefangen hatte ein neues Buch zu führen. Ein Buch in dem mein Name stand und sämtliche anderen Informationen, die für ihn wichtig waren.

Ich bekam mit einem mal Angst um Zayn. Was wenn er ihn auch suchen würde und fast umbringen? Wenn nicht sogar komplett töten? Der Typ war doch zu allem fähig. Es war ein Verrückter. Richtig krank.

Schnell packte ich die Fotos und das Buch wieder zurück und beförderte den Karton an seinen Platz. Ich sollte es mit Sicherheit nicht sehen und erwischt werden wollte ich auf gar keinen Fall…

Obsession - Wenn Fanliebe krank macht // P.E.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt