zwischen Aufgeben & Lebensmut

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Ich lag auf dem Bett und starrte auf die graue Decke des stickigen Raumes. Die Sonnenstrahlen brachen durch das Gitter und spendeten etwas Licht in dieser dunklen Zelle.

Seit gestern hatte ich angefangen die Nahrung zu verweigern. Dann würde ich eben sterben. Alles war besser als hier sein Leben unnötig zu vergeuden.

Ich wusste nicht wie viele Tage ich bereits hier, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. So wie ich jeden Lebensmut verloren hatte. Ich fühlte mich einfach nur noch müde und erschöpft, unfähig weiter zu kämpfen. Weiter zu kämpfen für mich, weiter zu kämpfen für meine Familie und Freunde, weiter zu kämpfen für Zayn, einfach unfähig für alles.

Ich hatte mir noch nicht mal die Mühe gemacht vom Bett auf zu stehen und das Tablett, welches der Idiot jeden Tag an der Tür abgestellt hatte zu mir zu holen und auf dem Tisch abzustellen.

Ich wollte einfach nicht mehr. Ich wollte nicht mehr kämpfen, ich wollte nicht mehr leben, ich wollte aber auch nicht sterben.

Ich rollte mich auf dem Bett zusammen und zog die Knie ganz nah an meinen Körper. Ich wollte hier doch einfach nur raus. In mein geregeltes Leben zurück. Wie sehr wünschte ich mir in diesen Moment Zayn hier zu haben, damit er mich in seine Arme schließen konnte und mir die nötige Liebe und Wärme geben, die ich grade so sehr brauchte. So sehr wie ich ihn brauchte. „Zayn.“, flüsterte ich und einzelne Tränen liefen mir die Wangen hinunter.

Mit einem mal packte mich die Wut über diese ganze Situation hier und die Wut auf diesen Idioten. Wie als hätte ich noch Energie bekommen, packte mich mein Kampfmut wieder, warum war ich bloß nicht eher auf die Idee gekommen, ich hüpfte aus dem Bett und fiel beinahe hin, nur gut, dass ich mich an der Wand stützen konnte. Mein Kreislauf machte mir Probleme, kein Wunder ich hatte seit Stunden, ja sogar seit Tagen, nichts gegessen und getrunken.

Langsam tastete ich mich zum Tablett vor und holte es zu mir. Schief lächelnd stellte ich es ab, hatte ich es also richtig in Erinnerung gehabt, dass das Teil aus Aluminium oder etwas in der Art war, jedenfalls war es härter als Plastik. Ich aß die Brötchen, die sich auf dem Pappteller befanden und trank den Orangensaft aus der Flasche. Gut eins musste man ihm lassen, die Brötchen hatte er echt liebevoll beschmiert. Aber nun gut, das konnte mir eigentlich egal sein, es löste bei mir trotz allem keine positiven Gefühle für ihn aus. Nach wie vor hasste ich ihn und dieser Mann widerte mich einfach nur an.

Etwas gestärkt und großer Hoffnung heute hier fliehen zu können, stellte ich das Tablett wieder, so wie üblich an der Tür ab. In der nächsten Zeit würde er wieder hier vorbei schauen und es holen und dann würde ich bereit sein.

Ich hatte mich an die Wand gelehnt und gelauscht, darauf gewartet, dass ich seine Schritte hörte. Doch es kam ewig nichts.

Gelangweilt und etwas müde hatte ich mich irgendwann mal hingesetzt. Wann wollte der denn mal endlich kommen?

Vielleicht ging er ja auch davon aus, dass ich wieder streiken würde und ließ sich deswegen Zeit. Er konnte ja nicht ahnen, dass ich aufgegessen hatte.

Tief atmete ich aus und lehnte mit geschlossenen Augen meinen Kopf gegen die Wand. Hoffentlich würde es alles so klappen wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich ließ mir meinen Plan durch den Kopf gehen, spielte jeden Schritt darin bildlich ab. Es musste schnell gehen und genauso wie ich es mir vorstellte, jede Sekunde, jede Verzögerung, konnte den kompletten Plan durchkreuzen. Es war alles ohnehin sehr riskant und gefährlich, es könnte alle schief gehen und völlig daneben laufen. Aber nun war es zu spät, ich war bereit, bereit mich dem zu stellen, dieser Hölle zu entkommen.

Ich schlug meine Augen auf und horchte. Er kam. Mein Herz begann wie wild zu schlagen, die Aufregung stieg und mir wurde leicht übel.

Ich stellte mich in Position und atmete schwer. Ich hatte Angst. Todesangst. Aber da musste ich jetzt durch. Ich hatte jetzt schon so viel durchgestanden, da musste ich auch dies durchstehen. Für meine Freiheit. Für mich. Für alle die ich liebte!

Die Tür öffnete sich. Draußen war es bereits dunkel und ich hatte keine Kerzen angemacht, nur ein fahler Lichtstrahl fiel durch die offene Tür, so dass ich diese widerliche Gestalt sehen konnte, meine Augen wurden riesig und die Angst packte mich. Ich drohte zu scheitern, wenn ich nicht sofort handelte.

„Du hast ja aufgegessen, was für eine Überraschung. Wo bist du überhaupt mein Vögelchen, ganz schön dunkel hier.“, stellte er lachend fest und ich sah wie er zu meinem Bett blickte, ohne zu wissen, dass ich genau neben ihm stand. Nur gut, dass er es nicht merkte.

Grinsend bückte er sich um das Tablett aufzuheben, da nutzte ich meine Chance, ich trat mit einem Fuß auf das Tablett als er es anhob, so dass es ihn zurück auf den Boden drückte, danach rammte ich ihm mein Knie ins Gesicht, er sackte auf den Boden, ich entriss ihm das Tablett und schlug ihm gegen den Kopf. Im Licht konnte ich sein Blut sehen, mein Atem wurde hektisch und mir war kotzübel. Ich zitterte am Körper, während ich über ihn drüber stieg und zu rennen begann, ohne zu wissen wo hin. Meine Beine wackelten und ich hatte das Gefühl gleich umzufallen, mein Kopf schmerzte und mein Kreislauf machte mir erneut zu schaffen, aber ich musste stark bleiben.

„Du Drecksstück.“, hörte ich ihn rufen. Scheinbar waren meine Schläge zu schwach gewesen und er wieder auf den Beinen. Ich musste hier aber raus. Raus aus seinen Fängen. Weg von hier, um nach Hilfe zu suchen.

Ich fand eine Tür, die verschlossen war. Panisch rüttelte ich daran und hämmerte, doch nichts half. „Du kannst mir nicht entkommen. Warte nur bis ich dich in den Fingern habe, du Schlampe.“, rief er wütend. Okay, ich hatte es verschissen, wenn er mich kriegen würde, würde er mich töten. Ich hörte etwas poltern und fuhr erschrocken herum. Er kam näher und da erblickte ich das Fenster. Suchend sah ich mich im Raum nach einem Stuhl oder etwas dergleichen um, da das Fenster etwas höher war. Da, da war einer. Hastig rannte ich hin und griff nach diesem, schob ihn unters Fenster, kletterte hinauf, öffnete dies und stemmte mich mit den Armen auf der Fensterbank ab, meine Arme zitterten und ich musste mich sehr stark darauf konzentrieren, dass ich nicht gleich wieder zusammen sackte. Ich hatte es geschafft auf die Fensterbank zu klettern.

Runter springen wäre reiner Selbstmord gewesen. Ich entdeckte die Tür an der ich eben von innen gerüttelt hatte und sah, dass von ihr aus eine Treppe hinunter führte.

Ein schmaler Balken war an der Hausfassade, gut dann eben so. tief ausamtend stieg ich vom Fenster, mich an der Hauswand abstützend und kämpfte mich mit langsamen Schritten zur Tür vor. Die Höhe trieb mir die Übelkeit bis in den Hals. Ich wollte mich einfach nur noch übergeben. Ich schwitzte, hatte Panik.

„PERRIE!“, schrie er und ich erschrak so sehr, dass ich beinahe das Gleichgewicht verlor. Mein Herz pochte als ich seinen Kopf aus dem Fenster heraus stecken sah. Beinahe hatte ich die Tür erreicht. „Komm wieder her, du Verrückte!“, rief er wütend. Ich ignorierte ihn und setzte meinen Weg fort. „Na warte.“, hörte ich ihn sagen und wusste genau was er vor hatte. 

Gerade hatte ich die Tür erreicht, da hatte er sie schon von ihnen geöffnet. In meiner Panik schmiss ich mich mit ganzem Körpereinsatz gegen diese Tür aus Metall und hörte ihn stöhnen, nachdem es grad ordentlich geknallt hatte, scheinbar hatte ihn die Tür am Kopf getroffen.

Ich nutzte diesen Moment aus und rannte die Stufen hinunter, um anschließend über das Gelände zu fliehen, welches von einem Zaun umschlossen war, irgendwo musste doch ein verdammter Ausgang sein oder nicht?

Meine Beine wurden wieder wackliger. Mein Körper war erschöpft. Ich war müde, fix und fertig ausgepowert, meine Lungen brannten, rangen nach Luft und ich hörte seine Rufe nach mir. Verdammt! Tränen kamen mir, Tränen der Angst, die Panik ließ mich erzittern und meine Beine gaben nach, so dass ich in einer Pfütze landete, der Dreck spritzte mir ins Gesicht, beschmutzte meine Kleidung und meine Haare.

Heulend rappelte ich mich wieder auf, versuchte nach Hilfe zu schreien, bekam jedoch keinen Ton heraus. Ich hatte den Zaun erreicht, aber irgendwie sah es nicht danach aus als gäbe es aus dieser Hölle ein entkommen…

Obsession - Wenn Fanliebe krank macht // P.E.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt