Schwarz vor Augen

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„Oh du meine Güte, du siehst ja richtig gespenstisch aus.“, war das erste was Jade ausstieß, sobald ich den Raum mit Leigh-Anne betrat. Was für eine nette Begrüßung. Klar wer hörte schon nicht gern so ein äußerst freundliches Kompliment zu seinem Kalkweißen Gesicht am frühen Morgen?

Ich seufzte und lies mich auf der Couch nieder. „Schlecht geträumt.“, wiederholte ich mich wieder einmal.

„Das musste ja ein furchtbarer Traum gewesen sein so wie du ausschaust.“, sprach nun Jesy und blickte mich besorgt an.

Ich sah erst in ihre Augen und schaute dann zu Leigh-Anne und Jade, die mich mit genau dem gleichen Blick bedachten.

„Leute es geht mir gut okay? Keine Sorge.“, sagte ich und erhob mich. Mit leicht schwankenden Beinen ging ich ein paar Schritte und lehnte mich an der Wand ab.

Mir war so übel. Auch das widerliche Gefühl, welches ich in meiner Magengegend verspürte wollte einfach nicht fort gehen.

Es gab eben nun mal Dinge im Leben, die einem an den Nerven herum zerrten und schwer im Magen lagen.

„Perrie bist du dir sicher, dass du heute in der Lage bist das Interview zu führen und die restlichen Dinge zu tun? Du siehst echt schlimm aus, ich finde du solltest zu einem Arzt.“, sagte Jesy.

„Ja ich bin auch dafür, am besten fragen wir das Management, sie kommen ja gleich.“, sagte Jade. „Hey ich entscheide dies klar? Es ist mein Körper und mein Leben!“, sprach ich und klang dabei ungewohnt genervt, was eigentlich nicht die Absicht gewesen war.

Ich fing an mein benehmen gegenüber den anderen zu hassen. Das war nicht ich, nicht meine Art! Ich war immer fröhlich, lustig drauf…meine Launen waren stets ansteckend und nun? Nun war ich schon seit Wochen aggressiv, nachdenklich, ziemlich müde und vor allem litt ich des Öfteren an Übelkeit.

Nach einem ausführlichen Gespräch mit meinen Managern und den besorgten Einwürfen der Mädels war es entschieden. Ich hatte sehr zum Bedauern der Mädchen meinen eigenen Sturkopf wieder einmal durchgesetzt und musste nicht zum Arzt. Ich wollte auch nicht zum Arzt!

Ich bat um einen Tee, in der Hoffnung, dass es mir danach einfach besser gehen würde.

Ich nippte an dem Tee während ich grade für das Shooting bereit gemacht wurde. Das Interview von eben war doch gut verlaufen. Ich hatte mich nicht übergeben müssen und keiner nervte mich mehr mit ihrer Besorgnis, zumindest nicht direkt.

Nach wie vor spürte ich die Blicke der Mädels auf mir. Außerdem war mir immer noch Speiübel. Das hatte man nun mal davon, wenn man sich in etwas zu sehr rein steigerte. 

Ich hasste es. Jedes mal wenn ich mir zu viele Gedanken um etwas machte, dann passierte so was. Der ganze Tag wurde dann geplagt von Schwindelgefühlen und einer angespannten Körperhaltung.

Meine Visagistin schmierte mir so eben eine Menge Make-up ins Gesicht und puderte mich fein säuberlich.

Danach trug sie Rouge auf meine Wangen auf, was mir neben dem ganzen Make-up im Gesicht mehr Farbe verlieh und somit auch etwas mehr Leben einhauchte.

Nun ja immerhin sah ich nicht mehr so blass und kalkweiß aus. Jetzt mussten die anderen wenigstens es nicht permanent erwähnen.

Was so ein blöder Traum doch auslösen konnte. Unglaublich nicht? Aber war es wirklich nur der Traum?

Machte ich mich tatsächlich so fertig wegen Bildern, Bildern die sich nachts in mein Kopf geschlichen hatten, sich dort abspielten und am nächsten Morgen so einen Schaden hinter ließen…oder steckte da mehr dahinter?

Vielleicht war es nicht nur dieser Traum, um den sich meine Gedanken kreisten. Vielleicht war es mehr die Tatsache, dass ich Angst hatte, dass es wahr werden würde.

Schließlich wurde ich verfolgt. Es gab da jemanden der ständig um mich rum war. Wenn ich jetzt noch das erzählen würde, würden die Mädels nur noch mehr in Panik geraten als ohnehin schon. Also verschwieg ich es. Ich sollte es ihnen lieber nicht erzählen, warum dieser Traum mich so mit nahm, es war besser so…für uns alle.

„Sehr schön.“, sprach der Fotograf, der so eben das erste Foto geschossen hatte. Die hellen Lichter brannten auf der Haut. Die weißen Lampen strahlten mir ins Gesicht und schnitten in die Augen, was ebenfalls ein unangenehmes brennen hinterließ.

Normalerweise verspürte ich so was nie bei Shoots. Aber heute war es anders. Alles war heute anders.

Mir wurde immer schlechter. Schweiß perlte von meiner Stirn und ich wusch mir in einer kurzen Pause drüber.

Schnell trank ich meinen Tee und sah in den Spiegel, wo mir glasige Augen, die rot unterlaufen waren entgegen blickten.

„Mist.“, fluchte ich und nahm ein Taschentuch zur Hand, um mir die Stirn ab zu tupfen. Das Make-up hinterließ nasse, braune Flecken auf dem weißen Zellstoff.

Ich seufzte und suchte nach einem Puderpinsel, um mein Make-up auf zu frischen. Ich legte Hand an meinem Gesicht an und versuchte noch das zu retten, was zu retten war.

Nun musste ich mich noch schnell umziehen. Ich verschwand in der Garderobe. Alles vor meinen Augen verschwamm plötzlich. Ich atmete schwer. Was war denn nur los? Mir wurde immer schlechter.

Waren es nicht typische Symptome für Stress, der einem zu Kopf stieg? Schnell verdrängen und sich zusammenreißen, dachte ich mir nur und schlüpfte in den Rock, wobei ich das Gleichgewicht verlor und gegen die Wand fiel, wo ich mich noch abfangen konnte.

Mein Kopf schmerzte und alles drehte sich. Ich spürte wie der Schweiß von mir lief und wie mir immer heißer wurde. Die Luft wirkte plötzlich so stickig und schnürte mir die Kehle zu. Ich bekam schrecklichen Durst, da meine Kehle sich nun ganz trocken anfühlte.

Tiefausatmend lief ich zum Tisch, wo mein Tee stand und schenkte nach. Eine ganze Tasse der lauwarmen Brühe, jagte ich anschließend meinen Hals hinunter.

„Das schaffst du schon.“, flüsterte ich mir selbst zu und warf einen letzten Blick in den Spiegel und strich mir den Rock zurecht.

Noch einmal atmete ich tief aus, ehe ich mich zu den anderen gesellte. Seit Stunden hatten mich die Mädels nicht mehr auf meinen Zustand angesprochen.

Doch nun wo mir der Schweiß wie Wasser vom Gesicht lief, wurden sie wieder aufmerksam auf mich. „Perrie, es reicht jetzt, zieh dich um, ich fahre dich ins Krankenhaus.“, waren Leigh-Annes Worte. Dieses mal klang sie nicht besorgt. Nein sie klang wütend.

„Leute mir geht es gut.“, redete ich mich heraus und winkte ab. In Wirklichkeit wurde es immer schlimmer.

„Musst du dich übergeben? Komm ich gehe mit dir auf Toilette.“, sagte Jade und griff nach meiner Hand, die unruhig zu zittern begann.

„Sie muss ins Krankenhaus.“, sagte Leigh-Anne erneut. „Ich bin Leighs Meinung. Perrie du gehörst eindeutig ins Krankenhaus.“, sagte Jesy.

„Nein…Ich…I-.“, begann ich zu sprechen, sprach jedoch nicht zu Ende, da plötzlich alles vor meinen Augen zu verwischen schien, ehe ich mich in einer völligen Dunkelheit befand und scheinbar mein Bewusstsein verloren hatte…

Obsession - Wenn Fanliebe krank macht // P.E.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt