Wie könnte ich jetzt noch in Umuts Augen schauen? Ihm sagen, es war Yasir der das alles mit euch gemacht hat. Ich bin der Grund für sein Handeln, für die Schmerzen und für die Tränen die nun auch deine Eltern getroffen haben.
Ich bließ meine Backen auf und unterdrückte den Drag in dieses Zimmer zu platzen, mich in seine Arme zu werfen und ihm zu sagen das es mir leid tut. Mittlerweile war Umuts Opa aufgestanden und auf dem Weg zur Kantine. Warum er nicht rein ging blieb mir ein Rätsel? Er verhielt sich seltsam ruhig, nicht so wie ich ihn kennengernt hatte. Er war heute nicht dieser Jugendliche der in einem Körper eines alten Mannes steckte. Wie lange waren die Eltern und Gamze nun in diesem Zimmer? Waren es eine oder zwei Stunden? Mein Zeitgefühl existierte nicht mehr, auch keine Uhr hing an der Wand und verriet mir die Zeit. Vielleicht hingen keine an der Wand um Sie nicht ständig prüfen zu müssen, vielleicht aber auch und daran glaube ich, um Menschen die auf eine bestimmte Person warten, sei es in einer Operation oder im Koma, nicht mit der Zeit zu konfrontieren.
Augenblicklich ging die Türe auf und der Vater von Umut kam aus dem Zimmer. Ein unbeschreiblich kalter Gesichtsausdruck zierte sein Gesicht, er schaute an mir vorbei und steuerte Richtung aus Gang. Hinter ihm tauchte die wunderschöne schwarz haarige Frau auf. Ihre Augen waren glasig und rötlich, ihr Blick auf dem Boden haftent folgte Sie den schritten des kalten Mannes. Automatisch stand ich auf und rief Ihnen tonlos hinterher, doch kein Blick würdigen Sie mir und verschwanden.
Kalter Wind zog sich durch meinen Knochen, jetzt stand ich wieder ganz alleine im Gang. Mit schweren Schritten lief ich zur Türe die mich und Umut trennten, meine Finger berührten die kühle Türklinke, was meine Hände zum zittern brachte. Langsam drückte ich die Klinge und öffnete die Türe einen Spalt. Ich wagte mich einen Blick hinein zu werfen und zog mich zurück. "Eliz" die raue Stimme von Umut ertönte, rasant öffnete ich die Türe ganz. Meine Augen suchten ihn und erstarrten als ich ihn mit Schläuchen umschlugen auf dem Bett lagen sah.
Meine salzigen Tränen dragen wieder in meine Augen, sofort verspürte ich meine brennenden Wangen. Die Schuldgefühle überkamen mich und schnürten meine Kehle, was mir das Atmen erschwerte. "Buraya gel (Komm her)" war seine Stimme erneut zu hören. Existierten diese Gefühle die mich im moment überkamen wirklich? Ich wollte auf ihn zu rennen, doch meine Füße bohrten sich in den Boden. Ich wollte ihn liebevoll an lächeln, doch meine Mundwinkel waren wie erforen. "Gel (Komm)" formten seine Lippen tonlos. Ich löste mich von meiner Starre und lief geräuschlos zu ihm. "Umut" meine Stimme klang furchtbar rau und kratzig. Ein lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, seine Hand griff nach meiner und zog mich näher an sich. Die Infusion, die an seinem Handrücken befestigt war, tröpfelte vernehmbar im Hintergrund, war trotz allem aber gleichzeitig markerschütternd intensiv. Mein Blick wanderte im Zimmer umher und blieb am anderen Bett gegenüber hängen, wo Gamze und Güven fest umschlugen schliefen. Ihr Kopf lehnte an seiner Brust und ihr Atem war sehr ruhig und friedlich, als wäre nie etwas passiert.
Ich wand mich wieder Umut zu und blickte in sein grinsendes Gesicht. Ein kleines Blick Battle herrschte zwischen uns "Warum grinst du?" er hob seine Schultern und ließ sie wieder fallen. Sein grinsen wurde breiter "Warum grinst du?" fragte er mich. Ich grinste wirklich und als bräuchte ich einen beweiß, fasste ich mir über meine Lippen. Jetzt zog er mich an meinem Arm zu sich und strich mir meine im Gesicht hängenden Haare zurück. "Neden gelmedin? (Warum bist du nicht gekommen?)" meine Augenbrauen zogen sich zusammen "Burdayim (Ich bin hier)" flüsterte ich und strich ihm mit meinem Daumen über seine Oberlippe hin und her. Er nahm meinen Daumen und hauchte einen Kuss darauf.
Die Türe öffnete sich stürmisch, worauf ich mich sofort erhob. Yasir erschien und fuhr sich aufgebracht übers Gesicht. Er spannte seinen Kiefer an und kam mit langsamen Schritten in meine Richtung. Panik löste sich in mir aus, ich stand vorsichtig auf. Als würde Yasir die Panik von meinen Augen lesen können, scannte er meine Gesichtszüge "Wie ich gehört habe, seit ihr zwei Wach?" sprach er verbittert. "Sevindiğini bu kadar belli etme (Du musst deine Freunde nicht so offensichtlich zeigen)" zischte Umut und drückte sich auf.
Ein kaltes lachen ertönte von Yasir, worauf hin er seinen Kugelschreiber auf und zu tippte. "Çok sevindim, ama sanki Gözlerin kapalıyken senin varligini daha bir hazmede biliyorun (Ich bin sehr froh, aber ich glaube wenn deine Augen geschlossen sind kann ich dich besser leiden)" grinste er und kam einige Schritte näher. Dieses mal war es Umut der ein falsches Lachen von sich ließ. "Eliz, ich bringe dich gleich" seine Augen wendeten sich wieder von Umut zu mir. "Ben bırakırım, burda kalmayı düşünmüyorum (Ich bringe sie, ich überlege mir nicht hier zu bleiben)" unterbrach Umut Yasir.
"Annesi öyle istedi (Die Mutter wollte es so)" Yasirs Körper spannte sich an, der weiße Kittel drohte zu platzen. "Umut annem öyle dediyse- (Umut wenn es meine Mutter so wollte-)" sprach ich und wurde von Yasir unterbrochen "Öyle istedi (Sie wollte es so)" ich stand auf und Strich erneut über seine Oberlippe "Sen dinlen (Ruh du dich aus)" wisperte ich unterdrückte das Zittern in meiner Stimme und lief zu Gamze.
Ich rüttelte leicht an ihrer Schulter, müde öffneten sich ihre Augen "Beş dakika (Fünf Minuten)" murmelte sie und vergrub ihr Gesicht wieder in Güvens Brust. "Gamze" nun öffneten sich ihre Augen ganz und sie setzte sich vorsichtig auf. Güvens Augen blieben geschlossen, sie atmete erleichtert aus und stand auf. "Gidiyoruz (Wir gehen)" teilte ich ihr mit und ohne zu widersprechen nickte sie. Wir kannten uns zu gut, sie wusste sofort das etwas nicht Stimmte und widersprach mir nicht. "Ich werde jetzt eine Krankenschwester rufen, sie wird eure Entlassungsformulare bringen" erwähnte Yasir und wendete sich der Türe.
Kurz bevor er das Zimmer verließ warf er mir einen bedrohlichen Blick zu, somit folgte ihm.
(18.09.2016)
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Eliz ~Paused~
Teen FictionDie Scherbe stach tiefer, eine weitere Wunde zeichnet sich auf meinem Herz. Es fühlt sich so an als würde sie zwischen meinen Händen verschwinden, ich versuche nach ihr zu greifen aber meine Hände sind gebunden. Ich kann nur zusehen wie sie langsam...