Brisbane

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Am Donnerstag ist Rose nicht zu mir gekommen, ich habe sie angewiesen, in ihrer Wohnung zu schlafen. Zum einen weil sie Ruhe braucht, und ich nicht garantieren konnte, dass meine Hand in ihrer Anwesenheit nicht jucken würde, zum anderen, weil auch ich eine Auszeit brauche. Zwei Wochen bin ich nun in Australien und vier Wochen habe ich noch Zeit, Ana wieder zu finden. Ich brauche eine Idee, wie ich weiter vorgehen will. Bisher habe ich Ana nur selten gesehen, und immer war es von Rose nicht beabsichtigt, oder schlimmer, Teil eines Spiels, um mich zu reizen. Als ob Rose komplett den Teil ihrer Persönlichkeit, der einmal Ana war, kontrolliert. Mit Kontrolle kenne ich mich aus, aber wie kann ich sie dazu bringen, diese fallen zu lassen?

Rose hat auf meine Anweisung, sich auszuruhen, gehört und ich lasse sie nun von Taylor überwachen, der sich noch einen weiteren Sicherheitsmann für die nächsten vier Wochen besorgt hat. Theo ist effizient und bleibt an Rose, wenn Taylor bei mir ist. Ich muss wissen, was sie wann macht und dass sie meinen Anweisungen folgt. Noch hat sie nichts gesagt, aber vielleicht hat sie Theo auch noch nicht bemerkt. Jetzt ist der Arbeitstag fast erledigt, freitags macht hier jeder früher Feierabend, und auch Rose steht am frühen Nachmittag an meiner Bürotür.

„Ich wollte jetzt los, Mr. Grey. In einer Stunde am Flughafen?"

Ich nicke ihr zu und rufe sofort Taylor. Er wird mich abholen und zum Flughafen fahren, Clayton hat mir eine Mail mit den notwendigen Angaben gesendet. Rose will offensichtlich alleine dorthin und ich interveniere nicht. Der Freitag gehört ihr, und das akzeptiere ich zähneknirschend.

Als ich eine Stunde später am Rollfeld ankomme, ist Claytons Jet schon da. Der Pilot ist mir unbekannt, offensichtlich hat der rothaarige Ire für seine Indiskretionen die Quittung bekommen. Der neue Pilot ist ein grauhaariger Mann, der mich freundlich begrüßt. Ich gehe in die Kabine und sehe Rose. Sie trägt zum ersten Mal seit ich sie kenne eine ausgeblichene Jeans, flache Schuhe und ein Shirt und sieht darin mehr wie Ana aus als je zuvor. Ich nicke ihr zu und schlucke schwer, sie erwidert mein Nicken jedoch gewohnt kühl. Also eine Rose in einer Ana-Verkleidung. Auch mal was Neues, und es nervt mich. Ich nehme mir meinen Laptop und beginne, Berichte aus Seattle abzuarbeiten. Immerhin habe ich dort genug Arbeit, auch wenn ich im Moment hier bei Sams Firma helfe. Rose liest ein Buch und ein Seitenblick zeigt mir, dass es sich um einen alten englischen Roman handelt. Überraschend, aber auch wieder etwas, was Ana getan hätte. Wir werden ungefähr drei Stunden fliegen und außer dem Piloten im Cockpit sind wir allein.

Als der Flieger auf der gewünschten Flughöhe ist, klappe ich meinen Laptop zu und spreche sie an.

„Rose?"

Sie sieht auf und zum ersten Mal fällt mir auf, dass sie eine Lesebrille trägt. Noch etwas Neues. „Ja, Mr. Grey?"

Der Blick über den Brillenrand ist scharf, anders kann ich es nicht ausdrücken. Meine Hose wird sofort enger und es ist beängstigend, welche Macht sie über meinen Körper hat.

„Würdest du mir etwas über die Farm erzählen? Und mich bitte, wenn wir schon am Wochenende privat verkehren, mit dem Vornamen ansprechen?"

Sie seufzt, klappt das Buch zu und setzt die Brille ab.

„Das erste ist kein Problem, ich möchte Sie jedoch nicht duzen, Sir."

Die Art, wie sie das Sir betont, macht mir klar, dass hier die Sub spricht. Meine Sub.

„Rose, wenn ich es dir befehle, müsstest du es tun."

Sie nickt und grinst böse.

„Ich habe heute frei, Mr. Grey. Sie können mir nichts befehlen." Da hat sie leider Recht.

50 Shades of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt