Premieren

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Als wir im Escala ankommen, bin ich wie gelähmt. Will sie es wirklich? Doch diesmal ist Ana diejenige, die die Initiative ergreift. Sanft nimmt sie meine Hand und führt mich ins Schlafzimmer und jetzt bin ich derjenige, der fast starr vor Angst ist. Darüber hatte ich mit Flynn noch gar nicht gesprochen, ich hatte es nicht mal in Erwägung gezogen. Erhofft, erträumt, aber so früh hatte ich damit nicht gerechnet, wenn überhaupt jemals. Ich folge ihr wie ein Schlafwandler, ich habe Panik. Darf ich sie anfassen? Was wird passieren, wenn sie mich anfasst? Erinnert sie sich noch an meine Hardlimits? So nervös war ich noch nie, es ist fast so, als wäre es das erste Mal für mich. Ich fühle mich zerbrechlich und doch ist sie diejenige hier, die zerbrechlich ist.

Ana sieht mich unter gesenkten Lidern an und scheint ähnlich befangen zu sein wie ich. Sie beißt sich auf die Unterlippe und mein Körper reagiert wie ferngesteuert auf diese kleine Geste. Unsere Körper scheinen auf einander zu reagieren wie Magneten, unaufhaltsam. Trotzdem versuche ich, einen klaren Kopf zu behalten. Unsere erste Beziehung hat falsch angefangen, ihr erstes Mal war nicht so, wie man es sich wohl wünschen würde. Keine Herzchen und Blümchen. Und mit Rose... Ich darf gar nicht daran denken. Trotzdem weiß ich, dass sie nie mit einem anderen zusammen war. Wenn wir das hier tun, will ich alle ihre Träume und Erwartungen erfüllen.

Vorsichtig ziehe ich sie an mich heran und senke langsam meinen Kopf. Ihre Lippen kommen meinen entgegen und wir finden uns wieder, in einem sanften, fast schüchternen Kuss. Doch das währt nicht lange, die Leidenschaft, die in ihr und mir hochkocht, sorgt von selbst dafür, dass sich alles intensiviert. Vorsichtig lege ich meine Hand in ihren Nacken und ziehe sie näher, löse kurz meinen Mund von ihrem, um mich zu versichern.

„Bist du sicher? Ana?"

Statt einer Antwort zerrt sie so heftig an meinem Hemd, dass ein Knopf abspringt und ich höre wie er auf dem Boden landet. Das Geräusch reicht mir, um wieder ruhiger zu werden. Ihre rastlosen Hände öffnen behutsam einen Knopf nach dem anderen und mir fällt auf, dass sie peinlich darauf achtet, meine nackte Haut nicht zu berühren. Auf einmal möchte ich ihr das schenken, was ich noch keinem Menschen schenken konnte. Mich. Voll und ganz. Als sie mir das Hemd vorsichtig abstreift, nehme ich ihre Hand. Ihr Blick sucht unsicher meinen und ich versuche ein zaghaftes Lächeln, dann führe ich ihre Hand näher an meine verbotene Zone. Sie zittert leicht und will sich zurückziehen, aber ich lasse es nicht zu. Sanft, aber bestimmt lege ich ihre Handfläche auf meine nackte Brust. Ich erwarte Schmerz und Panik, aber alles was ich fühle, ist die Erleichterung, dass sie ihre Hand ruhig auf meiner Brust liegen lässt. Ich löse meinen Griff und greife ihre zweite Hand, und lege sie neben die erste. Ihre Augen glänzen feucht, als wir so dastehen, ihre Hände an meine Brust gepresst. Ich atme schwer, vor Aufregung und Erleichterung gleichermaßen. Es fühlt sich gut an, weil es Ana ist, die mich berührt. Allein dass sie es tut, ist eine Erleichterung. Sie will mich noch.

Die Liebe zu dieser Frau drängt die Dämonen zurück, die ein paar Augenblicke lang versuchen, mich zu übermannen. Langsam atmet Ana aus und ich merke, dass auch ich die Luft angehalten habe.

„Berühr mich", flüstere ich und versuche, ruhig und gleichmäßig Luft zu holen.

Noch niemals habe ich jemand diese Intimität, diese Nähe, gestattet, und ich werde von den Empfindungen, die ihre zarten Bewegungen auslösen, völlig mitgerissen. Unsere Lippen finden sich erneut und jetzt bin ich es, der an ihrem Oberteil zerrt. Ihre Hände werden fordernder, streicheln über meine Haut, über die Narben und dann tritt sie zurück und beugt sich vor. Ihre Küsse auf diesen Narben sind wie Balsam auf meiner Seele. Wie kann sie mich nur lieben, nach allem? Sie ist ein Wunder, mein Wunder, denke ich und merke, dass ich zittere. Das alles geht zu schnell, aber ich kann auch nicht aufhören, jede ihrer Berührungen willkommen zu heißen. Als ihre Hände tiefer wandern, halte ich sie sanft fest. Ohne ein Wort hebe ich sie auf meine Arme, gehe die wenigen Schritte zum Bett und lege sie vorsichtig hin, um sofort neben ihr zu sein. Sie lächelt mich an, nicht wie früher, sondern ernster und melancholischer, aber der Hunger in ihren Augen steht meinem in nichts nach.

50 Shades of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt