Eine Woche war seit ihrem dramatischen Auftritt im Büro vergangen. Die Wunde an meinem Arm war nun fast schon nicht mehr zu sehen. Fast. Und ich tanzte auf dünnem Eis, mit jedem weiteren Tag, der vergangen ist. Ich bin ein Dom und was hier abläuft, ist nicht wirklich das, was eine Dom/Sub Beziehung ausmacht oder ausmachen sollte.
Zu allererst vertrauen wir uns nicht. In keinster Weise. Normalerweise sollte es aber so sein. Nein, es musste so sein. Eine solche Beziehung funktioniert nur mit Vertrauen. Wir aber bekämpfen uns. Seit einer Woche und ich hatte zum ersten Mal an einigen Dingen keinen Spaß mehr. Es ist ungesund, was uns verbindet. Rose ist nicht Ana. Ana war nachgiebig, liebevoll und verständnisvoll. Rose ist eine Frau, die sich mir aus einem Grund unterordnet, den ich nicht verstehe. Sie reizt mich, macht absichtlich Fehler, um mich zu zwingen, sie zu bestrafen. Aber so sollte es nicht sein. Natürlich gehört die Strafe mit dazu, aber in meinem Bestreben, Ana zu finden, verletze ich mittlerweile meine eigenen Regeln. Ich wusste immer genau, was meine Subs aushalten konnten. Normalerweise hätte sie schon längst das Safeword schreien müssen, aber sie bleibt stur. Was eigentlich eine sexuelle Spielart sein soll, die beiden Partnern Vergnügen bereitet, ist bei uns zu einem Tauziehen um Kontrolle geworden. Je schlimmer ich sie bestrafe, desto mehr wehrt sie sich und widersetzt sie sich. Ihre Zählerei geht mir auf die Nerven und der Unterton in ihrem „Ja, Sir" reizt etwas, was nichts mehr mit meiner normalen dunklen Seite zu tun hat. Normalerweise habe ich die Bestrafung meiner Subs genossen, aber jetzt...
Seufzend sehe ich aus dem Fenster. Ich muss zu einem Ende kommen. So funktioniert das nicht. Ich schädige sie, das sehe ich jeden Tag deutlich. Sie kann kaum noch lange sitzen, zum einen. Sie hat tiefe Schatten unter den Augen und sieht mittlerweile angegriffen aus, was kein Wunder ist, da ich weder sie noch mich schone. Mehr als zwei bis drei Stunden Schlaf haben wir selten. Es sollte mir egal sein, aber ich bin ihr Dom. Ihr Wohlergehen liegt in meinen Händen und da ich für sie verantwortlich bin, muss ich derjenige sein, der die Reißleine zieht. Obwohl der Sex gut ist, fehlt etwas. Ich wünsche mir zum ersten Mal wirklich in einen Menschen hinein sehen zu können. Nur eine Minute ihre Gedanken zu kennen. Es kann ihr keinen Spaß machen, unmöglich. Letzten Freitag ist sie mit Nathan Clayton nach Brisbane geflogen und am Sonntag Punkt null Uhr stand sie wieder bei mir vor der Tür.
Welch hat nichts herausgefunden über Clayton, was ich nicht auch selbst im Internet hätte recherchieren können. Ein Musterbürger, Sohn reicher Eltern, der Vater früh tragisch verstorben. Eine Schwester, die vor sechs Jahren an den Folgen eines genetischen Defektes starb. Das ist die einzige Verbindung zu Samuel und First Aid. Georgina Clayton unterstützt die Forschung und ist eine zurückgezogen lebende ältere Dame. Mehrere Immobilien, mehr Land als für einen normalen Menschen vorstellbar ist und seit vier Jahren regelmäßig mit Rose in der Presse bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und ähnlichem zu finden. Kein Skandal, keine Informationen. Man spekuliert, dass Nathan und Rose ein Paar sind, aber das schließe ich aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er unser Arrangement dulden würde. Und ich halte Rose für integer. Wenn ich etwas über meine, ach so beherrschte, Sub sagen kann, dann das.
Trotzdem hilft es mir keinen Schritt weiter. Ich habe Dinge mit ihr getan, die ich nie mit Ana hätte tun können. Ich habe ihr Schmerzen zugefügt, die jede normale Sub mit dem Safeword beendet hätte. Aber Rose hat alles stoisch ertragen. Der Pfad, den wir betreten haben, ist ziemlich grenzwertig. Meine Gedanken wandern zurück. Noch vor ein paar Stunden erst habe ich ziemlich heftig mit Rose gespielt.
Ihr Körper ist rot von den Schlägen mit dem Flogger, tiefrot und gereizt. Sie ist über die Bank gebeugt, ihr Hintern ragt ebenfalls in die dunkle, satte Farbe gehüllt nach oben. Ein Edelstahlplug in ihrem Arsch sorgt dafür, dass ihr die Schläge noch mehr zusetzen, während ich ihren Hintern weiter mit dem Flogger bearbeitet. Die letzten Klänge von Ravels Bolero hallen hart und zornig durch den Raum. Ich habe ihr verboten zu zählen und weiß jetzt selbst nicht mehr, wie oft ich schon zugeschlagen habe. Obwohl ich erregt bin, knüppelhart und bereit, bin ich auch entsetzt, dass sie diese Tortur nicht stoppt. Ich dominiere sie nicht, sie dominiert mich, mal wieder. Ihre Hände sind vorne mit Ledermanschetten an der Bank festgebunden und auch ihre Beine sind verschnürt, trotzdem komme ich mir wie der Unterlegene in diesem Szenario vor. Wie immer bin ich wütend und erregt, keine gute Kombination. „Rose, das Safeword und ich höre auf. Dann ficke ich dich und du darfst kommen." Sie schweigt und voller Zorn lasse ich erneut den Flogger auf ihren Arsch hinabsausen. Ein Keuchen kommentiert meinen Treffer und es klingt ein wenig verzerrt. Sie hat Schmerzen, auch wenn sie es nicht zugibt. Ich muss damit aufhören.
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50 Shades of Ice
FanficAls Christian Ana nach vier Jahren wieder findet, ist nichts, wie er es sich je vorgestellt hat. Ein Spiel um Dominanz und Schmerz, um Geheimnisse und Verrat, um Lust und Leidenschaft beginnt und zu spät erkennt er, dass er mit der Erfüllung seiner...