50 Shades of Ice

Richtungswechsel

Das kurze Intermezzo im Park hat mir klar gemacht, wie gefährlich Rose ist. Sie manipuliert mich und ist sich durchaus bewusst, dass ich nicht aufgeben werde, Ana wieder zu finden. Fast so, als ob sie es sich wünschen würde, dass ich es weiter probiere. Nur warum? Damit ich scheitere, oder will sie es auch? Wie viel extremer soll es noch werden, wie weit bin ich bereit zu gehen, um Ana zu finden? Ich habe diesen Pfad eingeschlagen und nach ihrem Auftritt eine Idee, die so gemein und böse ist, dass ich es selbst nicht fassen kann, sie in Erwägung zu ziehen. Aber für heute reicht es mir.

Taylor fährt Rose nach Hause, und ihr erstaunter Blick, als wir bei ihrer Wohnung ankommen, ist Gold wert.

„Du musst dich ausruhen. Sex hattest du ja bereits, also wäre ich dir dankbar, wenn du heute schläfst und dich schonst. Morgen Abend erwarte ich dich dann wieder bei mir."

Sie nickt und steigt aus, ohne noch etwas zu sagen. Ich selbst bin froh, einen Abend Pause zu bekommen. Ich werde Flynn anrufen und ihm ein paar Fragen stellen müssen. Auch wenn er bestimmt nicht begeistert sein wird. Als ich selbst zu Hause ankomme, gehe ich unter die Dusche und setzte mich anschließend auf die Terrasse, das Telefon liegt vor mir. Als ich wähle, wird mir klar, dass bei Flynn wohl in diesem Fall weniger Information über die Details mehr ist.

Er meldet sich und ist erstaunt, dass er von mir hört.

„Christian, ich dachte du bist noch in Australien?"

„Ja, John, da bin ich auch noch. Ich wollte mal mit dir reden, ich habe hier ein paar Probleme."

Flynn seufzt. „Schieß los. Du würdest nicht anrufen, wenn es nicht so wäre."

Vorsichtig schildere ich, dass ich eine neue Sub habe, die Ana sehr ähnlich sieht. Flynn sagt nichts und hört nur zu. Ich kann ihm nicht sagen, dass es sich bei Rose um Ana handelt. Er würde ausflippen und mein Handeln verurteilen. Ich selbst verstehe es ja selbst nicht, warum ich mich auf diesen Pfad begeben habe, und mir ist klar, dass John, wenn er die ganze Wahrheit erfährt, mir dringend davon abraten würde. Wahrscheinlich würde er mir sogar Vorwürfe machen, er weiß wie sehr ich Ana vermisse und wie schlimm ich unter ihrem Verschwinden gelitten habe. Dass ich sie jetzt dominieren möchte und dabei fast foltere, würde er nicht gut heißen. Ich beschreibe alles nur sehr vage, aber leider kennt er mich zu gut.

„Was daran macht dir zu schaffen? Dass sie mehr aushält, als deine üblichen Subs oder dass du überhaupt wieder eine Sub hast?"

Wie soll ich es ihm erklären? Was mir zu schaffen macht ist, dass sie das Safeword nicht sagt, egal was ich tue. Ich versuche es John zu erklären, aber ohne die Hintergründe zu kennen, versteht er es bestimmt auch nicht.

„Kann es sein, dass sie traumatisiert ist?"

Diese kleine Frage trifft mich. Traumatisiert? Rose? Eher nicht, oder? Sie ist zu beherrscht, zu kontrolliert. Aber da sind diese Narben, und die kurzen Momente, in denen ich Ana gesehen habe. Aber das darf ich John nicht sagen, er würde mir sonst einige unschöne Dinge an den Kopf werfen.

„Ich weiß es nicht, John. Sie ist ansonsten ein ziemlich effizienter und beherrschter Mensch", versuche ich ihm einen Eindruck zu vermitteln.

„Christian, ich kann dir da keinen Rat geben, aber gesund klingt das alles nicht. Bist du immer noch der Meinung, sadistisch veranlagt zu sein? Wenn ja, solltest du sofort aufhören. Es endet sonst in einer Katastrophe. Wenn du allerdings meinst, sie hält es aus und findet es in Ordnung, was soll ich sagen? Die Neigungen mancher Menschen sind eben extrem."

Ja, da hat er wohl Recht, bin ich doch das beste Beispiel dafür. Aber Ana war nie extrem gewesen. Rose ist dagegen wie die dunkle Seite der Medaille, eine Frau, die ich nicht fassen kann und die mir zu Willen ist, obwohl ich mir sicher bin, dass sie mich eigentlich hasst. Ich bin nicht sadistisch, sonst würde ich mir keine Sorgen über die Entwicklung, die diese Beziehung durchlebt, machen. Obwohl ich nicht zurück kann, schon gar nicht nach ihrem heutigen Auftritt, will ich sie auch nicht schädigen.