Noch nie, niemals habe ich mich so gefühlt. Die letzten zwei Wochen waren eine Achterbahnfahrt, ein Chaos aus Schmerz, Vorwürfen, Wut und Hass. Hass auf alles, was Ana widerfahren war. Schmerz über meinen Verlust, ihren Verlust, über den Tod unseres Kindes. Ich hatte nie darüber nachgedacht, Vater zu werden, aber jetzt schmerzt es, dass sie unser Baby verloren hat. Ein Mädchen. Und ich war nicht an ihrer Seite, ich konnte es nicht verhindern. Noch mehr Vorwürfe, die ich mir machen muss, denen ich mich stellen muss. Ich habe diese Frau, die schon so viel überlebt hat, noch mehr gequält. Ich habe die Frau, die Ana vor allem geschützt hat, geschlagen und gefoltert, um Ana wieder zu bekommen. Während ich mir sicher war, dass ich Rose schlug, habe ich in Wirklichkeit Ana geschlagen. Und Rose damit gequält. Eine Schuld, die ich nie wieder gut machen kann, denn laut John ist Rose Vergangenheit. Wenn ich daran denke, was ich alles getan habe, und sie dachte wirklich, sie hätte es verdient? John hat sich auf Ana konzentriert und ich musste mit meinem Gefühlschaos alleine klar kommen.
Meine Wut auf Leila ist riesig, aber leider weiß ich, dass ich sie nicht mehr dafür zur Verantwortung ziehen kann. Leila hat sich ein halbes Jahr nach Anas Verschwinden das Leben genommen. Jetzt wird mir immer klarer, was damals alles im Zusammenhang stand und mir bis heute Rätsel aufgab. Die wichtigen Verbindungen sind mir entgangen. Aber eine Sache kann ich tun. SIP gehört mir noch und Jack Hyde ist Geschichte. Er wird nie wieder in Seattle oder sonst irgendwo auf der Welt einen Job bekommen. Eine geringe Befriedigung, aber wenigstens eine kleine Vergeltung.
Doch ich muss mir auch eingestehen, dass ich der eigentliche Schuldige bin. Angefangen damit, dass ich Ana mit dem Gürtel geschlagen habe, bis über meine Reaktion auf ihre Liebeserklärung war ich es, der die Ereigniskette in Gang gesetzt hat. Abgefuckt und ein Bastard, der über Leichen geht. Über die Leichen von Leila, meines eigenen Kindes und jetzt über die Frau, die mich immer noch liebt, obwohl ich es nicht mal verdiene. Wie konnte sie nur glauben, ich könnte sie hassen oder verachten? Ich bin innerlich zerrissen, zu der Hoffnung, sie doch noch halten zu können, kommen alle Dinge, die ich erfahren habe und mir diese Hoffnung wieder nehmen.
Wie kann sie mich noch wollen? Ich bin nichts. Ich verdiene sie nicht. Aber ich kann sie auch nicht aufgeben, es wäre der Versuch, das Atmen einzustellen. Ich kann nicht ohne sie leben.
John hat darauf bestanden, dass Ana noch eine Nacht bei ihm bleibt, bis er sicher ist, dass sie ohne das Beruhigungsmittel keinen Rückfall bekommt. Allein die Erinnerung daran schmerzt mich.
Der Moment, als ich kurz die Beherrschung verloren habe und sie fast hysterisch zusammengebrochen ist und immer wieder das Safeword gesagt hat, war wie ein Dolchstoß in mein Herz. So lange hatte ich dieses Wort hören wollen, aber als sie es dann sagte, war ich zu wütend auf sie, um mich damit auseinander zu setzen. John hat mich rausgeworfen und sich nur auf Ana konzentriert, während ich in seinem Wohnzimmer warten musste. Ich hätte am liebsten die Einrichtung zertrümmert, meine Wut und meine Verwirrung an irgendetwas ausgelassen, aber ich musste mich beherrschen. Ich wusste noch nicht, was dann kommen würde, was es noch für Überraschungen gab. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, Ana hätte unser Kind abgetrieben. Als John zu mir kam, war er furchtbar sauer auf mich und meinen Ausbruch. Ich fauchte ihn fast an und er wurde zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, laut.
„Verdammt Christian, wir hatten doch darüber gesprochen. Wenn du dich nicht zurückhalten kannst, werde ich dich rauswerfen und Ana in eine Klinik bringen. Du glaubst doch nicht ernsthaft, sie hätte abgetrieben? Herrgott, nach allem, was du mir erzählt hast, war sie im fünften Monat, als sie das Kind verloren hat. Da sind Abtreibungen nicht mehr erlaubt! Du sagtest, irgendetwas ist vor ihrem Geburtstag passiert, und ich gehe fest davon aus, dass ihr Kind auf diesem verdammten Friedhof am Ende der Welt liegt. Und du schüttelst sie und schreist sie an. Bist du wahnsinnig?"
DU LIEST GERADE
50 Shades of Ice
FanfictionAls Christian Ana nach vier Jahren wieder findet, ist nichts, wie er es sich je vorgestellt hat. Ein Spiel um Dominanz und Schmerz, um Geheimnisse und Verrat, um Lust und Leidenschaft beginnt und zu spät erkennt er, dass er mit der Erfüllung seiner...