Epilog

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Zufrieden strecke ich mich aus, das Tennismatch mit Nat war anstrengend und ich hasse es, in der australischen Hitze herum zu hetzen. Verlieren hasse ich aber ebenso wie Nathan.

Ana und Georgina sitzen auf der Terrasse, während Nathan den Grill anheizt. Er wirft mir ab und zu einen bissigen Kommentar über mein gewonnenes Match zu, aber ich grinse nur leicht in mich hinein.

Als die Kohle glüht, nimmt er zwei Dosen Bier und wirft mir eine zu. Ich bevorzuge Wein, aber hier passe ich mich den Gegebenheiten an.

„Soll ich morgen Ted übernehmen?", fragt er mich leise, als er sich zu mir setzt und den Frauen einen Blick zuwirft.

„Nein, Ana will ihn mitnehmen. Flynn war auch dafür und ich denke, er versteht es schon. Er hat gefragt, ob er seine Schwester auch besuchen dürfte. Wir wollen sie nicht vor ihm tabuisieren."

Heather, Rose Lamberts ehemalige Assistentin, kommt auf die Veranda und wirft Clayton einen verschwörerischen, liebevollen Blick zu. Seit er mit ihr verlobt ist, mag ich den Australier sogar noch ein wenig mehr als vorher. Er ist ein anständiger Kerl.

„Ted schläft. Gott, der Junge hat eine Energie", kichert Heather, die unseren Junior ins Bett bringen wollte.

Ana grinst und sieht mich anzüglich an.

„Die hat er von seinem Vater."

Clayton brummelt etwas von zu viel Information und versteckt sein amüsiertes Grinsen. Georgina scheint eingeschlafen zu sein, ihre karottenroten Haare leuchten förmlich in der Abendsonne, und Ana steht auf und kommt zu mir herüber. Ich ziehe sie auf meinen Schoß und lege meine Hand über unser zweites Wunder. Sie ist jetzt im sechsten Monat und es gibt gute und schlechte Tage. Übermorgen hat sie Geburtstag und morgen ist der Todestag unseres ersten Kindes.

Die letzten fünf Jahre waren wir an diesen Tagen immer hier, und ich bin mit ihr auf den Friedhof gegangen. Wir sind derzeit öfter bei John als sonst, wenn wir zu Hause sind, weil Ana wieder Angst vor einer erneuten Fehlgeburt hat. Und ich habe Panik vor der nächsten Geburt. Teds Geburt war ein Albtraum, weil ich nichts tun konnte. Ana lag über einen vollen Tag in den Wehen und zum Schluss musste doch ein Kaiserschnitt gemacht werden. Zu ihrer verständlichen Erschöpfung kam ihre Angst und ich stand einfach nur hilflos daneben. Diesmal wird es ein geplanter Kaiserschnitt, auch wenn Ana das nicht passt. Hier hatte ich das letzte Wort und sie hat eingewilligt.

„Wisst ihr schon, was es wird?", fragt Heather neugierig und kuschelt sich an Nat.

„Ein Mädchen", sagt Ana grinsend und ich verziehe das Gesicht.

Den Kampf um den Namen habe ich verloren.

„Wie wollt ihr es nennen?"

Ich sehe Clayton an und er verzieht ebenfalls das Gesicht. Ihm passt es auch nicht.

„Rose", sagt Ana lächelnd. Heather sieht erstaunt aus und nickt dann.

Seufzend ziehe ich meine Frau näher an mich heran. Es gibt immer noch Tage an denen sie nicht so gelassen ist. An denen die vier Jahre unserer gemeinsamen Hölle, die wir getrennt voneinander erlebten, präsenter sind, als an anderen Tagen. Auch mir geht es so. Es gibt gute und schlechte Zeiten.

Aber es gibt unzählige gute Tage. Sie hat sich ins Leben zurück gekämpft - und ins Spielzimmer. Obwohl ich davor eine regelrechte Panik hatte, aber ein halbes Jahr nach der Geburt unseres Sohnes hat sie mich überzeugt, dass sie es auch will. Bestimmte Dinge sind dort eh nicht mehr vorhanden. Gürtel, Rohrstöcke und Paddels zum Beispiel. Die braune Reitgerte wollte sie behalten. Und es fällt mir immer noch schwer, sie damit zu schlagen. Es ist mehr ein Spiel, bei dem sie mich sogar neckt, dass es mir mehr weh tun würde, als ihr. Sie ist unmöglich, aber ich kann mich nicht beschweren. Auch wenn sie mich manchmal an meine Grenzen treibt und es immer noch Tage gibt, an denen sie sich vor mir verschließt.

„Geht es dir gut?", frage ich leise und ihr melancholisches Lächeln zeigt mir, dass der morgige Tag an ihr nagt.

„Ted und ich sind bei dir. Und Rose auch. Du musst nie wieder alleine etwas meistern, Liebling", flüstere ich leise.

Sie nickt und kuschelt sich an mich an, als wolle sie meine Körperwärme aufsaugen.

Ich halte sie, es wird hart werden, aber wir meistern es gemeinsam. Wir schätzen jeden Tag, den wir haben. Das haben wir gelernt, dass mussten wir lernen.

Für uns und unseren Sohn.

Und für Rose.


50 Shades of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt