Kapitel 1

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„Weißt du, in welchen Raum du musst?", fragte mich mein bester Freund Nicolas. Ich verneinte, indem ich den Kopf schüttelte und einen weiteren Blick auf den Plan in meiner Hand warf. Die vielen Linien, die den Plan des Whitmore Colleges darstellten, waren wie Hyroghlyphen für mich. Ich hatte keinen Plan, wo ich überhaupt langgehen mussste und Nicolas anscheinend auch nicht. Das war gleich der beste Anfang, ich konnte mich dann wohl auf eine lange Suche vor jedem Kurs vorstellen. Ich war erst vor wenigen Tagen hier in die Nähe gezogen, in eine Stadt in einiger Entfernung, die Mystic Falls hieß und in Virginia lag. Das Whitmore College war das College, das zu dieser Stadt am nächsten lag und auch einige gewisse Qualitäten zu bieten hatte. Es war allgemein mein erster Tag an einem College und ich war ziemlich im Stress, da mein erster Kurs gleich beginnen würde. Es würde ein sehr schlechtes Licht auf mich werfen, wenn ich in meiner ersten Stunde zu spät kommen würde.

Nicolas und ich teilten uns ein kleines Haus in Mystic Falls. Da wir beide single waren und seit Jahren beste Freunde, hatten wir einfach beschlossen, zusammenzuziehen. Ich hatte nämlich manchmal Probleme, mir das Zimmer mit wildfremden Leuten zu teilen. Unter der Woche mussten wir es uns hier leider im Colle in einem Zimmer gemütlich machen, aber am Wochende flüchteten wir dann immer nach Mystic Falls. Er ging auch hier aufs College, hatte allerdings nicht dieselben Fächer wie ich, er war auch noch auf dem Weg zu seinem Kurs. Wir beide fanden uns hier nicht zurecht.

„Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass wir einen entspannten Tag haben würden. Dann wird es sicherlich auch stundenlang dauern, bis wir uns heute Mittag in der Cafeteria finden werden. Naja, schreib mir dann einfach und wir verabreden uns dann woanders", sagte er und strich sich mit seiner Hand durch die braunen Haare und grinste mich mit seinen blauen Augen an. Ich war wirklich so froh, ihn zu haben, er war mehr als nur ein guter Freund, schon fast wie ein Bruder für mich.

„Hey, kann ich dir weiterhelfen?" Ich warf einen Blick über meine Schulter, verwirrt, woher diese weibliche Stimme gekommen war. In der nächsten Sekunde erblickte ich ein hellblondes Mädchen mit gelockten Haaren, neben ihr ein Mädchen mit mittelbrauner Hautfarbe und schulterlangen, braunen Haaren. Sie trat lächelnd auf uns beide zu, während sie sich gleich meinen Plan schnappte, den ich zwischen meinen Fingern hielt. Ich beobachtete sie, wie sie ihren Blick über meinen Plan gleiten ließ. „Ähmm, ja klar, danke", antwortete ich überrumpelt, aber dennoch froh, dass mir nun jemand helfen konnte, hier aus diesem Chaos rauszukommen.

„Dein erster Kurs ist bei Mr. Saltzman. Ich bin auch in dem Kurs, du kannst gerne mit mir kommen." Sie wandte sich nun an Nicolas. „Dir kann meine Freundin Bonnie den Weg zeigen. Ich bin übrigens Caroline." Nicolas nickte einfach nur perplex. Ihm schien das alles noch schneller als mir zu gehen. Das Mädchen mit den braunen Haaren streckte ihre Hand aus, in die Nicolas dann seinen Plan legte. Sie studierte ihn ebenfalls kurz. „Bis nacher dann", verabschiedete ich mich von ihm und umarmte ihn kurz. Ich musste mich nun echt beeilen, um nicht zu spät zu kommen.

Als ich meine blaue Tasche geschultert hatte, folgte ich der freundlichen Blondine zu meinem ersten Kurs, während sie gleich anfing, freudig zu plappern und mir alle möglichen Informationen zu erzählen. Ich behielt nicht wirklich viel im Kopf, dafür war einfach alles viel zu viel und ich versuchte mir erst einmal den Weg, den wir zurücklegten, zu merken, denn ich wollte nicht jeden Tag auf Carolines Hilfe angewiesen sein, um meinen Kurs zu finden. Sie hatte mir auch noch gleich einen Zettel untergejubelt, der eine Einladung für eine Party heute Abend war, zu der wohl jeder gehen würde. Ich war zwar jetzt nicht der Typ, der gerne auf Partys ging, aber vielleicht würde es nicht schaden, wenn ich somit ein paar Leute hier kennenlernen würde.

„So, wir sind schon da, und wir haben sogar noch zwei Minuten bis der Unterricht losgeht. Neben mir ist noch ein Platz frei, du kannst dich neben mich setzen, wenn du willst", bot Caroline mir an und warf ihre blonden, lockigen Haare über die Schulter, als sie mir die Tür aufhielt. „Vielen Dank, für alles, das würde ich würde ich wirlich gerne." Ich war wirklich total froh, dass sie so nett zu mir war und ich gleich ein bisschen Anschluss gefunden hatte. Ich hasste es nämlich, wenn ich alleine war und niemand etwas mit mir zu tun haben wollte. „Ich bin übrigens May, ich glaube, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt", stellte ich mich vor, als wir beide die Treppen bis zu unseren Plätzen nach vorne liefen.

„Thomas, wir haben eine neue Schülerin. Sie heißt May und ist neu hier am Whitmore College. Sie wohnt auch in Mystic Falls so wie wir und kommt ebenfalls heute Abend auf die Party", plapperte Caroline, als ich mich zwischen ihr und einem Jungen, der wohl Thomas hieß, niederließ. „Das ist typisch für dich, Car, du weiß gleich alles über die Neuen." Er wandte sich mir zu. „Hallo, May, willkommen, ich hoffe, dass es dir hier gefallen wird. Mein Name ist Thomas Brodie-Sangster." Er reichte mir seine Hand und ich schüttelte sie.

Thomas hatte dunkelblonde Haare und brauen Augen. Er lächelte mich freundlich an, als ich mich neben ihn setzte und machte auf seinem Platz ein bisschen Platz, damit ich meine Unterlagen ausbreiten konnte. Ich konnte mich allerdings nicht lange mit ihm unterhalten, denn in dieser Sekunde trat unser Lehrer für Geschichte, Mr. Saltzman ein und brachte uns alle zum Schweigen.

Die nächste Zeit versuchte ich erst einmal, mich auf den Vortrag zu konzentrieren, was eigentlich erstaunlich gut klappte. Selbst die Aufgabe, die wir bis zur nächsten Stunde bearbeiten müssten, schien mir nicht unlösbar und das bestätigte mich darin, dass ich anfing, diesen Ort hier zu mögen. Es war wohl doch nicht aller Anfang schwer.

In meinen nächsten Kurs fand ich mich eigentlich auch recht gut zurecht und in der Mittagspause saßen Nicolas und ich zusammen mit Caroline, Bonnie und Thomas. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und beschlossen, dass wir alle zusammen auf die Party gehen würden.

Das war bisher ein wirklich guter Anfang.

Uninvited guests [TVD/ Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt