Kapitel 28

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Was wollte dieser Dreckssack von mir? Dass ich mich vor ihm hinkniete, seine Füße küsste und ihm schwor, mich zu unterwerfen und all das zu tun, was er mit mir tun wollte? Würde das überhaupt etwas helfen? Bei diesem Psychopathen Kai wusste ich gar nichts, er schreckte vor nichts zurück und deswegen wusste ich nicht, was ich tun konnte, um Nicolas zu stoppen, Thomas zu zerstören. Er tat all das, was Thomas niemals tun würde, er machte das mit Absicht, Kai und er hatten die Absicht, ihn vollends zu zerstören. Manchmal dachte ich, ob es nicht einfacher für ihn wäre, wenn sie ihn getötet hätten, dann müsste er nicht ständig gegen eine fremde Person ankämpfen, die er nicht besiegen konnte und dann dadurch ständig noch mehr leiden musste. Ich hasste diese zwei Personen so abgrundtief, das konnte ich nicht in Worte fassen. Sie hatten Thomas' Leben einfach komplett zerstört und bei meinem waren sie auch gerade dabei. Ich musste sie irgendwie aufhalten, doch ich wusste nicht, wie ich das machen sollte.

Ich hasste mich dafür, dass ich keinen Geistesblitz hatte und wusste, was ich tun konnte, um die beiden zu verarschen und auszutricksen. Die anderen waren momentan auch nicht in Sichtweite, sonst hätte ich mich wenigstens ein bisschen sicherer gefühlt und darüber nachgedacht, wie sie mir helfen könnten. Ich hatte das Messer, doch es würde mir nicht viel helfen, da ich es sowieso nicht einsetzen konnte, da sich mir nicht die Gelegenheit dafür bieten würde. Kai durfte es nur nicht erfahren, sonst wäre ich komplett erledigt.

„Nicolas will dich sprechen. Als ich ihn aus seinen Gefängnis befreit habe, war seine Forderung dafür, dass er hier auf den Ball gehen würde und sich mit den Ladies vergnügen durfte, dass er dich sehen dürfte und zwar unter vier Augen, nicht nur so wie ihr immer nur eure Videokonservationen führt."

Ich schluckte. Das war wirklich das letzte, das ich wollte, doch ich hatte keine Wahl. Ich musste zusagen, sonst würde mir sicherlich etwas Schlimmes drohen, das ich mir gar nicht ausmalen wollte. Kai hatte viel Macht und da ich die anderen nicht sehen konnte, konnten sie das sicherlich auch nicht und ich wäre ihm völlig hilflos ausgeliefert.

„Wo ist er?", fragte ich Kai deswegen und setzte das mutigste Lächeln, das ich mir abmühen konnte, auf. Ich würde es ihm nicht gönnen, dass er sah, was für eine Heidenangst ich vor Nicolas hatte, vor dem, was er mir antun konnte und noch viel schlimmer, was er Thomas alles antun würde, wenn ich nicht das machen würde, was er von mir verlangte.

Ich wollte Thomas einfach nur sicher bei mir haben, ihn in meinen Armen halten, seine Lippen auf meinen spüren und wissen, dass wir in Sicherheit waren, das war mir das Wichtigste. Ich wollte, dass die Person, die ich am meisten und über alles liebte, in Sicherheit war und bei mir war, sodass er auch glücklich war. Wir liebten uns und eigentlich war es so üblich, dass man sich da gegenseitig auch zeigen konnte und nicht ständig Angst um den anderen haben musste.

Ich legte meine Hand vorsichthalber noch einmal auf meine Tasche. Es beruhigte mich, dass ich wusste, dass ich das Messer hatte. Es war meine einzige Waffe. „Schön, dass du kooperierst. Du musst wissen, Nicolas ist wirklich verrückt nach dir. Ihr beide würdet wirklich ein gutes Paar abgeben. Ich bin es leid, immer seine Nörgelei zu hören, dass du in ihm nichts als einen Freund siehst und nur Augen für Thomas hast. Doch Thomas ist auch ein hübscher", lachte er. Ich wollte ihm nur meine Faust ins Gesicht rammen. Er widerte mich so an. Wie konnte ich ihn auch nur ansatzweise symphatisch finden? Ich folgte Kai einfach nur, während ich mich beherrschen musste, nicht auf ihn loszugehen.

„Nicolas! Deine Prinzessin ist hier!", rief Kai, als er eine Tür zu einen kleineren Saal öffnete und mich hineinschob. Hinter sich schloss er die Tür direkt wieder. Super! Jetzt war ein Psychopath weg, dann stand ich dem nächsten gegenüber. Mein Leben wurde echt immer besser. Was würde mich als nächstes erwarten? Eine Person, die sich als Superhexe ausgab und auf einem Besen angeflogen kam, um mich mitzunehmen und in ihre Hütte zu fliegen?

„May, ich freue mich wirklich, dich zu sehen." Ich sah, wie Nicolas in Thomas' Körper seine Arme um zwei Mädchen in Ballkleidern geschlungen hatte, denen das Blut am Hals aus der Halsschlagader lief. Sie schienen wie hypnotisiert, standen kurz vor der Ohnmacht, ihr Blick glitt über meinen Körper und dann wieder zu Nicolas, den sie anschmachtend ansahen. Sie waren manipuliert von ihm, das sah man ihnen sofort an. Und Nicolas hatte von ihnen getrunken, das wusste ich auch, wenn ich mir nicht seinen Mund ansah, der von Blut nur so verschmiert war und von seinem Kinn, von dem das Blut tropfte. Man konnte seine Schneidezähne sehen und man konnte an seiner Körperhaltung ansehen, dass er sich in einer Art Rausch befand, aus dem es sich zu lösen als seht schwer entpuppen musste.

Das war immer noch Thomas' Körper. Thomas sah noch schlimmer aus, als damals, als er bei mir zu Hause aufgetaucht war. Er ließ eines der Mädchen auf den Boden fallen, ich erkannte, dass sie wohl nicht mehr zu atmen schien. Er hatte sie umgebracht! Kaltblütig ermordet! Und ich musste das Szenario auch noch sehen, dass es in Thomas' Körper stattfand. Das war ein solch grausames Gefühl für mich, dass ich es nicht in Worte fassen konnte. Es musste enden! Ich musste etwas tun, damit er das nicht mehr tun konnte, nie wieder. Er durfte niemanden mehr umbringen.

Ich hatte das Messer! Ich musste es schaffen, in Thomas' Körper zu rammen und somit Nicolas auszulöschen. Um den Körper von ihm könnten sich Damon und Stefan zum Beispiel kümmern. Doch das war leichter gesagt als getan. Ich hatte Angst, denn ich tat zwar nur Gutes für Thomas, doch dennoch schadete ich einer Person, die sich in dem Körper meines Freundes befand, den ich über alles liebte. Nicolas war mein bester Freund gewesen, ich konnte ihn doch nicht einfach töten. Du hast keine andere Wahl, May! Sonst wird er womöglich noch all deine Freunde umbringen.

Ich wusste nur nicht, was ich tun sollte, damit Nicolas nicht sah, dass ich das Messer in der Hand hatte. Ich konnte ja schlecht einfach auf ihn zulaufen und ihm das Messer in den Bauch rammen. Er war ein Vampir, er hatte viel schnellere Reflexe als ich und somit würde er noch Zeit haben, um meine Hand herumzudrehen und das Messer mir selbst in den Bauch zu rammen. Dann würde ich sterben und Thomas wäre auch verloren. Nicolas hätte das Messer und niemand wäre mehr in der Lage, ihn zu töten. Wie sollte ich das machen? Denk nach, May!

Da kam mir eine Idee! Wenn das nicht klappen würde, wäre ich verloren, doch es war der einzige Weg, auf dem es eventuell geschehen könnte. Ich hasste es, da ich normalerweise nicht log, doch um die Liebe meines Lebens zu retten, würde ich so viel tun.

Ich machte nun also einen Schritt auf Nicolas zu. Jetzt oder nie!

Uninvited guests [TVD/ Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt