Kapitel 7

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Kai schien wohl wirklich viel mit Thomas zu besprechen haben und Nicolas war auch dabei, denn als Thomas aus dem Haus getreten war, hatte ich einen Blick aus dem Fenster geworfen und ihm zugesehen, wie er mit Kai um die Ecke gegangen war, um ihm bei seinem schier unlösbaren Problem zu helfen. Es nerve mich sehr, dass er jetzt mit Thomas sprechen musste, denn ich wusste zwar nicht, was gerade zwischen Thomas und mir gewesen war, doch ich hatte mich sehr wohl in seiner Anwesenheit gefühlt und ich wolte, dass dieses Gefühl wieder zwischen uns bestand. Ich hatte das Gefühl, dass er mit der Zeit zu etwas mehr als einem guten Freund für mich werden könnte. Ich hatte schon eine sehr große Sympathie im gegenüber.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, als ich gerade quer über das Bett ausgestreckt lag und die Decke anstarrte, trat Thomas in das Zimmer, wie wenn er nur eine Minute weggewesen wäre. „Was wollte er denn so dringend wissen?", fragte ich ihn und ich konnte es nicht verhindern, dass man in meinem Unterton bemerken musste, dass ich genervt war.

„Es hatte etwas mit seinem Motorrad zu tun. Er wollte wohl damit irgendwo hinfahren und Nicolas mitnehmen, um ihm als sein Kumpel die Umgebung hier mal ein bisschen zu zeigen. Kai ist echt verrückt, dass er das genau mitten in der Nacht machen muss, aber so wie ich kenne, ist er immer schon abenteuerlustig gewesen." Ich stand auf und stellte mich neben Thomas, da ich mich so besser mit ihm unterhalten konnte. „Ich hoffe, dass du ihm helfen konntest." Kai war wirklich sehr merkwürdig, wie ich mit jedem Mal mehr feststellte. „Kennst du ihn schon lange?"

Thomas sah einen Moment aus, wie wenn er nachdenken würde, sein Blick ging ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren, geradeaus. „Unsere beiden Familien hatten mal ein paar Auseinandersetzungen. Man könnte sagen, dass wir uns immer aus dem Weg gehen, wenn es möglich ist. Wir werden einfach keine Freunde." Er lächelte mich an, als wäre das Thema für ihn damit abgeschlossen.

„Aber es ist auch egal. Man muss schließlich nicht mit jedem befreundet sein." Er lächelte mich an. „Hast du noch irgendwelche Pläne für heute?" Ich sah ihn perplex an. „Nein, eigentlich hatte ich gerade vorgehabt, mich schlafen zu legen, weil ich so lange auf dich gewartet habe. Ich bin jetzt ziemlich müde", gestand ich und musste unwillkürlich gähnen.

Thomas grinste verschmitzt und trat einen Schritt näher zu mir, sodass er nicht mehr weit von mir entfernt war. Wenn ich daran dachte, dass sein Handgelenk meinen Arm berührte, bekam ich eine Gänsehaut und musste meinen Blick auf den Boden senken, um nicht zu zeigen, dass mich das verlegen machte.

„Das ist auch in Ordnung. Wir können uns ja noch ein bisschen unterhalten, wenn du willst. Ich hätte ein paar Fragen: Wie genau stehst du eigentlich zu Nicolas?" Warum fragte er mich gerade das? War er eifersüchtig, dass ich mich so gut mit ihm verstand? Er war einfach nur mein bester Freund.

„Wir sind beste Freunde, was gibt es da groß zu sagen. Wir vertrauen uns so viel an, er ist wie ein Bruder für mich. Ich kann ihm blind vertrauen. Wieso fragst du mich das?" Ich hatte wirklich das Gefühl, dass Thomas wissen wollte, ob ich mehr für Nicolas emfand als Freundschaft. Malte er sich wegen mir Hoffnungen aus und wollte deswegen wissen, wer potenzielle Konkurrenz für ihn war? Wenn ich mir das vorstellte, wurde mir ganz warm ums Herz und ich spürte ein Kribbeln in meiner Magengegend.

„Ich glaube, er sieht das aber nicht nur so. Ich habe ihn in letzter Zeit beobachtet und er hat dich immer angesehen, mit einem bestimmten Blick." Ich zuckte mit den Achseln, da ich Thomas das schwer abnehmen konnte. Nicolas empfand nichts für mich, da musste er sich gewaltig täuschen.

„Das würde er mir sagen, Thomas, es ist sicherlich nicht so. Aber bitte, lass mich da jetzt nicht dran denken." „Okay", antwortete er.

In der nächsten Sekunde war es, als würde jemand ein Feuer auf meiner Wange entfachen, denn er hatte seine Handfläche an meine Wange gelegt und strich ganz sanft mit seinen Fingerkuppen über meine Haut, was mir eine Gänsehaut bereitete.

„Ich kann ihn aber verstehen. Du hast wirklich eine sehr starke Auswirkung auf einen. Man muss einfach auf dich aufmerksam werden." Wovon redete er da bitte? Ich war ihm aufgefallen? Er empfand mehr für mich, als ich mir das gedacht hatte? Bitte, wenn er mich jetzt auf den Arm nehmen würde, würde ich ihm das nicht verzeihen, dafür war mir das gerade viel zu wichtig.

Er tat etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Nicht im Geringsten. Doch es fühlte sich gut an und trotz der Tatsache, dass wir uns noch nicht so lange kannten, war ich froh, dass er es tat.

Er legte seine Lippen auf meine, seine Hand in den Nacken und ließ mich somit alles um mich herum vergessen. Jegliche Sorge, die ich gehabt hatte, war verschwunden und ich erwiderte den Kuss schnell, bevor er es sich noch anders überlegen konnte. Er war in der kurzen Zeit, in der wir uns schon kannten, wirklich wichtig für mich geworden. Ich war so froh, dass er das tat.

Seine Lippen waren weich wie Butter und sein Haar ebenfalls, als ich mit meinen Fingern durch es strich. Hatten die anderen das beabsichtigt? Wussten sie, dass Thomas etwas für mich empfand und hatten ihn deswegen zusammen mit mir in ein Zimmer gesteckt oder hatten sie nur etwas geahnt?

Ich genoss den Augenblick einfach. Er war perfekt. Thomas war einfach ein toller Junge, er sah super aus, hatte einen tollen Charakter und konnte gut küssen.

Ich hoffte, dass ich für ihn mehr war als nur eine Person nebenbei. Ich wüsste nicht, ob ich mich getraut hätte, ihn zu küssen, doch da er es nun getan hatte, war ich zufrieden. Mehr als zufrieden. Als ich einen Blick nach draußen auf den Vollmond warf und meinen Kopf an seiner Brust ruhen ließ, wusste ich, dass es die beste Entscheidung meines Lebens gewesen war, nach Mystic Falls zu ziehen.

Uninvited guests [TVD/ Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt