Kapitel 8

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Thomas und ich hatten uns heute im Grill verabredet. Seit vorgestern, dem Abend, an dem er mich geküsst hatte, hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen und ich wusste ehrlich gesagt nicht, was das zwischen uns jetzt war. Ich wusste nicht, was ich für ihn bedeutete. Ob er mich nur geküsst hatte, weil es ihn überkommen hatte oder weil er das wirklich wollte, wusste ich nicht. Für mich hatte sich alles so richtig angefühlt und ich wollte nicht, dass das alles gewesen war und wir nun so taten, als wäre nichts zwischen uns geschehen.

Als ich den anderen erzählt hatte, dass Thomas mich geküsst hatte, hatten sie mich mit weit aufgerissenen Augen angestarrt. Caroline hatte gesagt, dass es zwar offensichtlich gewesen war, dass Thomas etwas für mich empfunden hatte, er aber dennoch normalerweise nicht der Typ wäre, der ein Mädchen so schnell küssen würde. Laut ihr sollte ich mich einfach freuen, denn das würde bedeuten, dass ich wirklich wichtig für ihn war.

„Hey, May, es tut mir leid, dass ich zu spät bin", entschuldigte Thomas sich, als er in den Grill kam und sich zu mir an meinen Platz stellte. Ich sah seiner Körperhaltung an, dass er nervös war und wohl nicht wusste, wie er sich nun verhalten sollte.

Ich wusste es auch nicht, doch ich wollte auf keinen Fall, dass wir jetzt wieder in diese Schiene rutschten, in der wir uns einfach nur nett fanden und uns als Freunde aushalfen. Dafür hatte sein zarter Kuss und seine Anwesenheit die ganze Nacht neben mir zu viel in mir ausgelöst.

Ich stand auf und umarmte ihn einfach. Ich wollte ihn nicht küssen, wenn er das nicht wollte. Sicherlich würden wir uns beide ein bisschen entspannen und alles lockerer angehenen lassen, wenn wir uns erst einmal ein bisschen unterhalten hatten.

Thomas erwiderte meine Umarmung und ich konnte es nicht in Worte fassen, doch ich spürte, dass ich ihm doch mehr bedeutete als eine gute Freundin. Ich glaubte, er traute sich das einfach momentan nicht, zu zeigen.

Als wir nebeneinandersaßen, legte ich deswegen meinen Kopf auf seine Schulter, das war etwas, das ich mich traute und durch das ich ihm hoffentlich das Gefühl vermitteln konnte, dass ich auf alles, was auf uns zukommen würde, bereit wäre.

„Ich muss ganz kurz auf Toilette. Ich muss einen klaren Kopf bekommen, denn ich will mit dir reden. Über das, was ich letztens getan habe." Während er das sagte, wanderte sein Blick zu meinen Lippen, was ein Kribbeln in meinem Bauch auslöste. Das war eine sehr gute Idee. Er sollte ein bisschen Mut sammeln, dann würde er sich hoffentlich auch trauen, zu sagen, dass ich für ihn wichtig war. Vielleicht sollte ich ihn auch mal küssen, denn wenn ich an das berauschende Gefühl dachte, breitete sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus.

***

Ich hatte das Gefühl, dass Thomas sich sehr viel Mut zusprechen musste, denn es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder zurückkam. Doch wenn es etwas gebracht hatte, dass er sich so viel Zeit gelassen hatte, würde ich das sehr gut finden. So wie er damals abends gewesen war, gefiel er mir nämlich sehr viel besser.

Ich hob meinen Blick von meinem Smartphone, als ich hörte, wie sich jemand neben mir niederließ. Ich hatte gerade ein bisschen mit Bonnie und Caroline geschrieben, ich hatte ihnen meine Situation geschildert und sie hatten mir Mut zugesprochen, dass das zwischen Thomas und mir wieder werden würde, er einfach nur ein bisschen mehr Mut brauchte.

Als ich sah, welche Ausstrahlung Thomas nun hatte, da er neben mir saß, fiel mir beinahe ein Stein vom Herzen. Er hatte seinen Oberkörper weit in meine Richtung gedreht, was von großem Interesse zeugte und es hatte sich ein Lächeln auf seine Lippen geschlichen.

„Ich habe dich noch gar nicht gefragt, ob du etwas zu trinken willst. Da lasse ich dich so lange alleine, um einen klaren Kopf zu bekommen und du verdurstest hier fast. Du verdrehst mir echt den Kopf, May." Er fuhr sich durch seine dunkelblonden Haare und strich sich mit dem Daumen über die Lippen, während er etwas für mich zu trinken bestellte. Matt hatte heute Schicht und er zwinkerte mir wissend zu, als er uns die Getränke brachte.

„Auf deinen Umzug." Thomas hob sein Glas und stieß mit mir lächelnd an. Während wir beide unseren ersten Schluck nahmen, sahen wir uns tief in die Augen. Sein Braun war einfach wie eine Droge, die mich in ihren Bann zog, sodass ich den Blick nicht von ihm abwenden konnte.

Ich musste ihn küssen. Es war wie ein innerer Zwang. Ich fühlte mich momentan so stark zu ihm hingezogen, dass ich beinahe schon die Fäden spürte, die an mir befestigt waren und mich näher an ihn zogen. Er war wirklich so aufmerksam und ich war so froh, dass er seine Schüchternheit ein bisschen abgelegt hatte und sich so viel Zeit gelassen hatte. Dass er es überhaupt versucht hatte, zeigte, dass ich ihm wohl wirklich etwas zu bedeuten schien.

Ich beugte mich vor und legte meine Lippen auf seine, während ich versuchte, meinen Kopf abzuschalten und mich einfach dem wunderbaren Gefühl hinzugeben, das er in mir auslöste. Thomas erwiderte den Kuss und legte seine Hand in meinen Nacken, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Als ich vom Tresen das Pfeifen von Matt hörte, war ich froh, dass mein Gesicht so nah an Thomas' war, damit man nicht erkennen konnte, wie rot mein Gesicht gerade dabei war, anzulaufen.

Ich hatte wirklich Gefühle für Thomas und das bildete ich mir nicht ein. Die paar Wochen hier in Mystic Falls hatten mir gereicht, um mir ein Bild von ihm zu machen und dieses Bild war für mich eindeutig.

Als ich meine heiße Stirn an seine presste, versuchte ich, meinen Herzschlag zu kontrollieren. „Du bist wirklich etwas sehr Besonderes, May."

Uninvited guests [TVD/ Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt