Kapitel 15

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Eine Woche war nun vergangenen, seit Thomas mir das erzählt hatte, was sich in seiner Welt alles befand und was er war. Ein Vampir. Eigentlich müsste ich denken, dass ich das nur geträumt hätte, doch als ich dann auch noch im Whitmore College auf meinem Zimmer von Caroline und Bonnie konfrontiert wurde, die mir noch einmal versichern mussten, dass sie auch wirklich ein Vampir und eine Hexe waren, konnte ich nur noch an das denken.

Ich konnte im Unterricht auch nicht mehr an das denken, was da vorne geredet wurde, ich stellte mir immer wieder vor, wie Thomas ein Tier aussaugte. Ich wusste nicht, ob er wirklich niemanden verletzte, ich hatte das Gefühl, dass ich ihm dennoch noch gewissermaßen vertrauen konnte. Doch ich brauchte meine Zeit, um einen klaren Kopf zu bekommen. Das waren einfach viel zu viele Informationen auf einmal gewesen, um das alles schnell zu verdauen. Ich hatte bis vor wenigen Tagen noch nicht einmal gewusst, dass es überhaupt etwas Übernatürliches gab und nun sollte ich mich mit ihnen allen austauschen und womöglich auch noch bei ihren Problemen helfen. Ich hatte momentan genug damit zu tun, es überhaupt in den Griff zu kriegen, damit ich mein Leben irgendwie an ihrer Seite verbringen konnte. Ich teilte mir schließlich mit einem Vampir und einer Hexe unter der Woche ein Zimmer und konnte dann nur am Wochenende ins Haus fliehen, wo ich dann von Nicolas und Kai gestört wurde.

Ich hatte mich gerade auf mein Bett gesetzt und starrte die Wand an, während ich über all das nachdachte. Bonnie und Caroline waren momentan irgendwo unterwegs, was ich ganz gut fand. Sie waren immer so guter Laune und wollten mich immer irgendwohin mitnehmen und mit mir reden und es tat mir leid, wenn ich mit ihnen nicht so viel redete oder sie abwies. Doch es war nunmal echt zu viel.

Thomas hatte meine Bitte zum Glück respekiert und mich nicht mehr angesprochen und auch er ging mir hier am College so gut es ging aus dem Weg. Ich wollte ihn auf jeden Fall mal ansprechen, dass wir über alles reden könnten, denn ich hatte immer wieder ein paar Fragen, die ich auf jeden Fall klären wollte und ich wollte auf jeden Fall noch wissen, wie ich für ihn empfinden würde, wenn ich ihm gegenüber sitzen würde, aber dennoch wissen würde, was er war und was er alles tun könnte. Er könnte mich innerhalb einer Sekunde töten, er könnte, wenn er wollte, ein ganzes Dorf auslöschen. Ich konnte das einfach nicht in meinen Kopf bekommen, dass er ein Monster war, selbst, wenn er niemandem etwas tat, waren Vampire Monster. Aber wenn er das nicht freiwillig war? Ich wusste, dass ich es hasste, wenn jemand Vorurteile hatte, weil jemand zum Beispiel aus einem anderen Land kam, weil er nicht dafür konnte, doch wenn Thomas bei seiner Verwandlung auch einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war?

Ich hatte seine Kette mit Eisenkraut zwischen meine Finger genommen und strich mit meiner Fingerkuppen darüber. Er wollte mich beschützen, deswegen hatte er mir diese Kette geschenkt, beschützen vor allen anderen Vampiren.

Thomas hatte ein Problem, bei dem die anderen ihm helfen mussten. Ich hatte das Gefühl, dass er Probleme damit hatte, wegen dem er in der letzten Nacht, als er bei mir war, zu mir gekommen war. Die anderen halfen ihm, doch es wurmte mich, dass ich nicht genau Bescheid wusste und helfen konnte. Ich vermisste Thomas.

„May, du musst dich auch mal wieder aus dem Zimmer rausbewegen. Wenn du dich gerade in einen Vampir verwandelt hättest, dann könnte ich das akzeptieren, dass du nur nachts rausgehen würdest, aber dann hättest du noch immer mich, die Hexe, als Freundin und ich könnte dir einen Tageslichtring herstellen. So nett wäre ich", lachte Bonnie und setze sich zusammen mit Caroline neben mir auf mein Bett.

In der ersten Sekunde zuckte ich zusammen, weil ich es einfach noch nicht gewohnt war, dass so etwas in meiner Anwesenheit erwähnt wurde, doch dann erkannte ich, dass Bonnie nur einen Scherz machte und es nur nett meinte. Ich musste mich abreagieren. Es war alles gut. „Du kannst etwas herstellen, dass Vampire im Sonnenlicht gehen können? Ich wusste ja nicht, dass sie das nicht können, bei Dracula ist das ja nicht so, aber bei euch blicke ich da nicht so ganz durch."

Die beiden fingen an, zu schmunzeln und sahen sich an. „Ja, wir können nicht ins Sonnenlicht gehen. Aber wir haben ja das Glück, dass es diese Hexen gibt, die uns, wenn wir ganz nett zu ihnen sind, einen Ring oder eine Kette so verzaubern, dass wir ins Licht gehen können. Ohne sie wären wir wirklich aufgeschmissen und vor allem würde es der Gesellschaft aufpassen, dass wir nur, wenn es dunkel ist, vor die Tür gehen."

Bonnie schlug Caroline spielerisch auf den Arm, als Caroline mir das erzählte. Sie waren wirklich in Ordnung, sie taten mir nichts und halfen mir dabei, es alles gut zu verkraften. „Ihr wisst, was mit Thomas los ist? Ich meine alles." „Wir wissen viel, aber auch nicht alles, denn das weiß er noch nicht mal wirklich. Hör zu, May, Thomas vermisst doch wirklich und du solltest mit ihm reden. Er braucht deine Hilfe." Ich sah Bonnie an. Und nickte.

Sie hatte recht. Ich hatte mit mir genug gerungen und war nun zu der Erkenntnis gekommen, dass ich es nicht aushalten würde, immer von ihm getrennt zu sein. Ich musste ihm die Chance geben, alles noch einmal zu erklären. Ich war lange genug für mich alleine gewesen und jetzt hatte ich mich beruhigt. „Sagt ihm Bescheid", teilte ich den beiden mit und machte mich auf den Weg ins Bad, um meine Frisur zu richten. Die beiden grinsten sich an, als hätten sie etwa gewonnen. Ich hatte keine normalen Freunde, doch wer konnte denn schon sagen, dass in ihrem Leben alles normal war? Man musste nur lernen, damit zurechtzukommen und trotzdem glücklich zu sein.

Uninvited guests [TVD/ Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt