Kapitel 27

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Caroline und Damon waren keine gute Kombination. Vor allem dann nicht, wenn sie unedingt ihre Köpfe zusammenstecken mussten und dann kurzerhand beschlossen hatten, dass sie mich mit dem Maskenball ablenken sollten. Ich wollte das nicht. Caroline hatte daraufhin nur gemeint, dass ich aufpassen musste, dass ich nicht in die Spur einer Depressiven abrutschte und dass sie das als meine Freundin nicht riskieren könnte und deshalb würde sie mich auf diesen Ball schleifen, egal was ich davon halten würde.

Ich hatte sogar mal von diesem Ball gehört, er wurde wohl auch von Aaron Whitmore organisiert und fand in einer riesigen Villa statt, die sich auf dem Weg zwischen Mystic Falls und dem Whitmore College befand. Ich konnte Caroline zumindest dazu überreden, dass sie alle mitgehen würden und ich dort nicht alleine wäre, denn das wäre mein Untergang gewesen. Ich dachte nämlich den ganzen Tag an nichts anderes, an niemand anderen als Thomas, er war in meinen Träumen, ich sah ihn, wenn ich meine Augen aufschlug, abends, bevor ich meine Augen schloss und in jeder Situation des Tags. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn er jetzt bei mir sein würde, ich mich an ihn kuscheln könnte, wir beide einfach knutschen könnten und eine tolle Zeit hätten. Ich erinnerte mich ebenfalls an Erlebnisse, die wir schon zusammen erlebt hatten, eine Zeit, in der ich wirklich glücklich gewesen war und die ich wieder zurückwollte.

Jeder Tag, an dem ich wusste, dass er hier nicht bei mir war und dass ich es nicht auch mal schnell mit einem Anruf ändern konnte, ließ mich in ein großes Loch fallen, in dem ich täglich tiefer fiel und aus dem mich niemand außer er selbst mit seiner Anwesenheit herausholen konnte. Das sah Caroline nicht ein und deswegen meinte sie, dass ich mich einen Abend mal ablenken sollte und mich entspannen sollte, meine Probleme vergessen und einfach nur Spaß haben.

Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich konnte das nicht. Doch ich wusste auch, dass ich nichts dazu beitragen könnte, dass Thomas schneller bei mir wäre, wenn ich mich in mein Bett legen würde und an die Wand starren würde, während ich darauf wartete, dass mich meine Träume einholten und ich ihn endlich wieder sehen würde. Das machte mich auf Dauer zu fertig.

Natürlich hatten wir jemanden im Haus der Salvatores gelassen, um sicherzugehen, dass Thomas, also eher Nicolas nichts anstellte und um darauf zu achten, dass nicht auf einmal Kai auftauchte und bei uns hineinspazierte und dachte, dass er Nicolas mal so einfach und schnell befreien könnte.

Das Messer hatte ich auf jeden Fall in meiner Handtasche, damit ich es nicht verlor und damit es mir auch niemand klauen konnte.

Hier stand ich also nun, bei Caroline zu Hause vor dem Spiegel, in meinem Ballkleid, das Caroline mir angedreht hatte, gekleidet und ließ mir von ihr die Haare machen. „Du siehst wunderschön aus, May. Wenn dich Thomas jetzt sehen würde, er würde sich glatt wieder in dich verlieben." Das war wie ein Schlag in meine Magengrube. Unter normalen Umständen wäre er nun bei mir und wir würden zusammen auf diesen Ball gehen, frisch verliebt und würden einen unvergesslichen Abend haben.

„Es tut mir leid, May, so war das nicht gemeint. Ich wollte damit wirklich nur sagen, wie toll du aussiehst und dich auf keinen Fall verärgern, das musst du mir glauben." Sie zückte eine Kamera und machte ein Bild von mir. „Dieses Bild wird er sofort, wenn er wieder bei uns ist, zu sehen bekommen, das verspreche ich. Ich werde den ganzen Abend Bilder von dir schießen und sie ihm alle zukommen lassen. Dann wird es für ihn schon fast so sein, als hätte er diesen Abend miterlebt."

Das half mir sogar ein bisschen. Caroline mochte zwar Fehler machen, aber sie wusste genau, was man machen musste, damit es mir wieder besser ging. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie fest an mich. Ich hatte sie wirklich so gern.

***

Es waren sehr viele Leute auf dem Maskenball, man konnte sie alle kaum erkennen, auf Grund der Masken. Selbst Damon erkannte ich fast nicht, bei den anderen war es etwas einfacher. Bonnie war auch mitgekommen, was mich sehr erfreute. Ich hatte meine Handtasche fest an mich gepresst, denn ich konnte nicht riskieren, dass sie mir jemand klaute.

Eigentlich war man ja hier, um zu tanzen, doch dazu war ich heute nicht mal ansatzweise in der Laune. Ich beschloss, dass ich mir an der Bar etwas zu trinken holen würde. Normalerweise dachte ich ja nicht, dass es so viel helfen würde, wenn man Alkohol zu sich nahm, um dann lockerer zu werden und den Tag genießen zu können, doch heute wäre es vielleicht sogar eine ganz gute Idee. Ich würde so den Abend vielleicht wenigstens etwas genießen könnten und nicht wegen all dem Leid nur leiden müssen.

Da saß ich nun also, ganz alleine, da die anderen gerade Tanzen gegangen waren, die Tasche sicher auf meinen Schoß verstaut und wartete darauf, das etwas Interessantes passierte. Darauf könnte ich Stunden, wenn nicht sogar den ganzen Abend warten, es würde nichts bringen. Zumindest hatte der Alkohol gewirkt, ich konnte meine Gedanken immer öfter von Thomas lösen und daran denken, dass eines Tages alles womöglich wirklich wieder gut werden könnte.

„Guten Tag, May. Ich wusste gar nicht, dass du auch hier bist." Ich erstarrte. Diese Stimme kannte ich. Was machte er hier? Was wollte er von mir? Ich hatte ihm nichts getan, ich hasste ihn aber, er hatte mein Leben genug zerstört.

„Bevor du dir dein hübsches Köpfchen zerbrichst, dein Freund ist auch hier. Er hat schon ein paar Ladies gefunden, die ihm sehr gerne Gesellschaft leisten und sich auch mal von ihm anknabbern lassen. Wir haben wirklich sehr viel Spaß. Damit hättest du wohl nicht gerechnet, was?"

Man konnte sagen, dass das gerade eine Katastrophe war.

Uninvited guests [TVD/ Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt