Als ich heute aufwachte, war es so wie die letzten Tage auch. Es kam kaum Sonnenlicht durch die dichten Baumkronen, das heißt, es kam auch kaum Licht in mein Zimmer, obwohl ich es mir für morgen wünschte, immerhin wurde ich 16. Ich zog mir eine graue Leggings, einen blauen Pullover an und meine blauen Plüschsocken. Blau war schon immer meine Lieblingsfarbe. Dann kämmte ich mir meine blonden Haare und drückte auf den Knopf, um Dean Bescheid zu geben, dass ich bereit für das Frühstück war. Heute brauchte er etwas länger um zu mir zu gelangen, aber war trotzdem zügig bei mir. "Guten Morgen kleines." Begrüßte er mich und ich lächelte ihn an, dann machten wir uns auf den Weg zum Speisesaal. Doch gerade als wir an dem Flur angelangt waren, der zum Hinterausgang führte, das hatte mir Lou erzählt, ertönten Schreie. Alle Augen waren auf das Ereignis vor uns gerichtet. Ein Junge mit feuerroten Haaren wurde durch den Flur gezerrt, gesehen hatte ich ihn noch nie. Aber das Spektakel war eher das Feuer, dass er spuckte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er spuckte Feuer. Flammen ragten aus seiner Kehle. Seine Hände brannten, genauso wie sein Rücken. Ich konnte meine Augen nicht abwenden. Denn dieser Junge, er stand in Flammen!! Warum half ihm denn niemand? Die Männer, die ihn an den Oberarmen gepackt hatten, waren damit beschäftigt den Flammen auszuweichen. "Warum hilft ihm niemand..?" Flüsterte ich schockiert, doch niemand hörte mich. Nicht einmal Dean nahm mich wahr.
"Lasst mich los ihr Hunde!!" Brüllte er. Und genau in dem Moment, wo alle um ihn herum aufhörten zu tuscheln, schritt ein großer Mann in den Flur. Er lief mit bedachten Schritten auf den Jungen zu. "Wir haben ihn gefunden, als er um das Gebäude sträunte." Gab der Mann links von dem Junge von sich. Der große Mann beugte sich zu dem Jungen runter. "Du hast hier nichts zu suchen." Seine Stimme war kühl. "Du störst ihren Entwicklungsprozess." Fügte er hinzu. Entwicklungsprozess?? Was läuft hier??
Der Junge lachte verächtlich und ganz plötzlich schossen seine Augen zu mir. Mir stockte der Atem. Das Feuer loderte in seinen Augen während er mich anstarrte. Auf einmal holte er tief Luft und spuckte dann eine riesige Feuerlawine aus, direkt in meine Richtung. Ich stand stocksteif dar, die Zeit schien in Zeitlupe abzulaufen. Und ganz plötzlich keimte ein Gefühl in mir auf, dass überhaupt nicht in diese Situation passte. Statt Angst, empfand ich Hass.
Als hätte ich die Kontrolle über mich selbst verloren, fing ich an zu schreien. Ich schrie so laut, dass mir Tränen, die Wangen runterliefen, bewegen tat ich mich nicht. Dean war es, der mich der Flamme des Jungen entzog und wegzerrte, während mein hasserfüllter Blick auf den Jungen gerichtet war. Ich bekam nichts mehr mit, bis alles schwarz wurde.Das nächste, das ich mitbekam war, wie meine Tür geöffnet und kurz danach wieder geschlossen wurde.
"Dean?" Murrte ich und drehte mich mit Kopfschmerzen zur Tür. Doch ich fuhr sofort hoch, denn nicht Dean stand dort sondern dieser Junge mit den feuerroten Haaren. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich bereits Geburtstag hatte. Es war allerdings mitten in der Nacht, was tat er hier?
"Ich bin nicht dein Betreuer." Knurrte er tief. "Es hat bereits begonnen.." fügte er nachdenklich hinzu, doch ich verstand ihn nicht. "Was meinst du??" Fragte ich nervös. Meine Hände schwitzten, sehr sogar. Ich vernahm ein tropfen. Und dieses Geräusch kam von mir. So sehr konnte ich doch gar nicht schwitzen! Aber als ich an mir herunterschaute, lief wirklich etwas aus meinen Händen. Wasser! Was zum?! "Was passiert mit mir?!" Erschrocken hob ich meine Hände. Wie aus einem halbaufgedrehten Wasserhahn lief lief das Wasser aus meinen Händen. Der Junge trat näher an mich heran. "Was soll das?! Was geschieht hier?!" Langsam wurde ich hysterisch. Als ich hinter mich schaute, bemerkte ich den nassen Abdruck auf meinem Bett. Tränen liefen mir die Wange runter. "Du beginnst dein Schicksal zu erfüllen." Seine tiefe, raue Stimme erschütterte mich. "Ich will das nicht.." wisperte ich. Nicht mal zwei Minuten später schoss das Wasser wie aus einer Fontäne aus meinen Händen, der Linoleumboden wurde bedeckt von Wasser. "Du musst ruhig bleiben." Wies mir der Junge zu. Doch ich konnte keine Rücksicht auf ihn nehmen. Ich schüttelte meine Hände, als würde ich das Wasser abschütteln, doch es wurde immer doller. "Je nervöser du wirst, desto mehr gerät es außer Kontrolle." Erklärte er und kam mir immer näher bis er direkt vor mir stand. Dieses Gefühl vom vorherigen Tag kam hoch, dieser Hass als er auf mich schoss. Ich schaute ihm direkt in die Augen, mein Herz raste. "Unsere Geschichte hat begonnen." Flüsterte er und hob seine Hand. In der Sekunde, als seine Hand meine Wang zärtlich berührte, explodierte etwas in mir. Als würde ich auseinander splittern. Mein Körper fühlte sich taub an, während ich das komplette Zimmer überflutete. Er verschwand. Doch, dass Gefühl blieb und das Zimmer hatte keinen Sauerstoff mehr in sich.
Ich hing mittendrin. Ich stand Unterwasser, doch konnte atmen.
Alles war so schön ruhig. Ich fühlte mich leicht. Doch meine Wange brannte, dort, wo er mich berührte brannte es. Ich sah verschwommen durch das Wasser, wie die Tür geöffnet wurde und die Flüssigkeit aus dem Raum drang. Wie ein angespülter Fisch wurde ich auf den Flur getrieben und schaute in das erschrockene Gesicht von Dean.
Ich lag dort, schaute ihn stillschweigend an und schloss meine Augen. Als ich sie öffnete war ich wieder komplett trocken, kein Wasser mehr um mich herum, aber Dean stand noch immer vor mir. "War das ein Traum?" Fragte ich heiser. Er schüttelte den Kopf. "Nein."
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Fire and Water
FantasyDie Menschheit glaubt nicht an übernatürliche Dinge, weil sie noch nie solche sahen. Hanna Price durfte diese Erfahrung machen. Verbotene Liebe, feurige Leidenschaft und jede Menge Drama. Daraus besteht das Leben der 16 jährigen Hanna und als sie...