Kapitel 15

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Als ich das nächste Mal die Augen öffnete lag ich merkwürdig auf einem Sitz, das Fenster über mich verriet mir, dass wir schon im Flieger mach Frankreich saßen. Mein Oberkörper lag auf dem einen Sitz und meine Beine auf anderen Beinen neben mir auf dem Sitz. Als ich mich erheben wollte, durchzuckte mich Schmerz und ich blieb liegen. Doch ich hatte Panik. Der Vorfall mit Lou ließ mich nicht kalt. "Nathan?" Flüsterte ich. Eine einzige Träne rannte meine Wange herunter. "Nathan??" Endlich kam ein Zeichen. Meine Beine wurden sanft angehoben und kurz danach wieder sinken gelassen. Nathan tauchte plötzlich in meiner Sichtweite auf und schaute mich verschlafen, jedoch besorgt an. "Was ist los?" Ich schniefte und kam mir vor wie ein kleines Kind, weil ich mich nicht bewegen konnte. Aber wenn ich mich so fühlte, konnte ich mich auch direkt so benehmen, also streckte ich die Arme nach oben um Nathan zu zeigen, dass ich seine Nähe suchte. Er verstand und legte sachte die Arme um mich.

Nachdem ich geschlagene 15 Minuten auf seinem Schoß saß und vor mich hin wimmerte fing das Flugzeug plötzlich an zu ruckeln. Ich krallte mich an Nathan fest während das Flugzeug spürbar landete. Er streichelte nur sanft meinen Rücken, hob mich hoch und setzte mich wieder in diesen dämlichen Rollstuhl bevor wir endlich aussteigen konnten.

Als wir vom Flughafen zu der Hauptstraße liefen, hatte Nathan schon ein Taxi gerufen, das auf uns wartete. Er half mir beim einsteigen und verstaute das Gepäck und den Rollstuhl im Kofferraum. Wir fuhren ungefähr 20 Minuten und solange beobachtete ich die Stadt der Liebe, wir waren in Paris.

"Ach, ihr müsst die Kinder der Akademie sein." Begrüßte uns eine kleine, grauhaarige Frau mit französischem Akzent. "Ja Ma'am." Nathan stellte uns vor während ich sie einfach nur anschaute. Sie hatte Lachfalten an den Augen und sie wirkte so herzlich. "Na dann, kommt 'erein." Wir folgten ihr in das kleine, goldene Haus.

Von innen sah es sehr gemütlich aus, mit vielen Fotos an den Wänden von ihr, einem Mann und einem kleinen Jungen. Ich vermutete, dass es ihr Ehemann und ihr Sohn war.

Sie zeigte uns unser Zimmer und lächelte schief. "Nun, es gibt da ein kleines Problem. Wir 'aben nur ein Zimmer mit einem Bett. Ich 'offe, das macht euch nichts aus." Ich stutzte. Ich sollte mit Nathan in einem Bett schlafen? "Nein Ma'am, das ist voll und ganz in Ordnung." Nathan grinste. Ich schaute nur auf meine Hände. Sie zeigte uns noch den Rest des Hauses und gab uns danach etwas Zeit für uns.

Nathan packte unsere Sachen aus und verstaute sie in dem kleinen, dunklen Wandschrank. "Sie ist wirklich sehr freundlich." Versuchte ich ein Gespräch anzufangen und wippte, in dem Rollstuhl, mit meinen Füßen. "Ja." Gab er nur von sich. Ich zögerte. "Ist alles okay?" Ich hatte Angst, dass er wütend werden könnte, weil ich ihn nervte oder so. "Es ist nur.. ich finde es nicht richtig, dass der Direktor dich direkt hier her befördert. Du hattest keine Zeit dich zu erholen." Seufzte er und ließ sich auf das Bett fallen. "Nun, ich war zwei Wochen lang weggetreten, ich hatte genug Zeit." Lachte ich leise und er erhob sich. "Schau dich doch an! Du kannst wahrscheinlich nicht mal allein duschen gehen!" Er klang frustriert und um ehrlich zu sein, ich war es auch.

Spät am Abend lag ich auf dem Bett und Nathan war duschen, er hatte mir geholfen mich hinzulegen. Es klopfte. "Ja?" Fragte ich und versuchte mich aufzurichten, doch es gelang mir nicht. Ein Junge trat ins Zimmer. Groß, dunkelhaarig. Vielleicht ein paar Jahre älter als Nathan. "Essen ist fertig." Seine Stimme klang kühl. Ich war etwas erstaunt. Er war sehr hübsch. "Wir kommen gleich, Nathan müsste gleich fertig sein." Sagte ich peinlich berührt und blickte zum Rollstuhl. Der Junge folgte meinem Blick und verstand. "Ich 'elfe dir." Dieser französische Akzent verzauberte mich wieder aufs Neue. Lange Zeit darüber nachzudenken hatte ich aber nicht, denn er kam auf mich zu und hob mich grob hoch. Ich zog scharf die Luft ein, als er mich in den Rollstuhl sinken ließ und mich zur Tür rausschob. Er sagte nichts, kein Wort.

Als er mich durch den kleinen Flur schob, öffnete sich rechts die Badezimmertür und Nathan trat mit tropfenden Haaren heraus. "Nathan." Nickte ihm der Junge hinter mir zu. "Julien." Auch Nathan nickte, schaute kurz überrascht und starrte mich dann an. Die beiden kannten sich? Woher das wohl? "Ich übernehme." Nathan klang anders als sonst. So distanziert, als er Julien ablöste und mich weiter schob. Julien lief ohne ein Wort voraus. Ich wunderte mich noch weiter darüber, dass die beiden sich kannten.

Als wir unten am Esstisch saßen, begann die kleine Frau, die sich als Julie entpuppte uns vom Training zu erzählen, dass erst in ein paar Tagen beginnen sollte. Mir war das nur mehr als recht, denn mir schwirrten noch immer Nathan's Worte im Kopf. Ich konnte einfach nichts allein und das ärgerte mich mehr und mehr. "Wo ist denn ihr Mann?" Schoss es ganz plötzlich aus mir heraus und es schien mir so, als hielten alle den Atem an. "Oh..tut mir leid." Verlegen und peinlich berührt schaute ich auf meinen Teller. Julien stand auf. "Julien! Bleib sitzen! Das arme Mädchen kann doch nichts dafür!" Sie klang sauer. Julien schnaufte. "Ist mir egal." Und schon war er weg.

"Tut mir leid!" Ich entschuldigte mich abermals doch Julie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ist schon gut Kleines. Er kommt noch nicht damit klar." Nun schlich sich ein trauriges Lächeln auf ihr Gesicht. "Mein Mann, sein Vater, wurde vor einigen Jahren von den Abtrünnigen geholt. Wir sind uns beide mehr als sicher, dass er schon gar nicht mehr lebt." Sie wischte sich die aufkommenden Tränen aus dem Gesicht und lachte. "Pardon, es macht mich traurig." Mit den Worten verschwand auch sie die Treppe hoch. "Nathan.." flüsterte ich und er nickte, stand auf und schob mich in unser Zimmer, half mir, mich auf das Bett zu setzen und schaute mich abwartend an. "Was ist?" Fragte ich dümmlich und er schmunzelte. "Möchtest du in den Klamotten schlafen?" Nun klappte mir der Mund auf, doch ich fing mich schnell wieder und schaute auf meine Hände, schüttelte den Kopf. "Ist schon gut, dir braucht das nicht peinlich zu sein." Er kam auf mich zu, hob mein Shirt an und bat mich, meine Arme etwas hochzuheben. Mir zusammengekniffenen Zähnen hob ich sie. Er streifte mir mein Shirt über den Kopf und machte sich dann ran an die Hose. Zum Schluss saß ich nur noch in Unterwäsche vor ihm. Mir war kalt und ich schämte mich, also hielt ich so gut es ging meinen Körper versteckt, hinter meinen Armen, was aber sehr blöd aussah, dachte ich, denn ich konnte meine Arme kaum heben. "An den Anblick könnte ich mich gewöhnen." Murmelte Nathan. "Wie bitte?!" Meine Stimme war eine Oktave höher als sonst und er lachte. "Nichts nichts. Lass uns schlafen gehen."

Fire and WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt