Kapitel 11

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Als es erneut anfing zu regnen, während wir durch den Wald irrten, knurrte die Wolfgestalt neben mir vor sich hin. Ich war in Gedanken versunken, bis ich sah, dass uns eine weiße Gestalt gegenüber stand. Nathan knurrte, doch ich rannte auf die Gestalt zu. "Lou!" Rief ich und ihre Augen wurden groß. "Hanna! Oh mein Gott Hanna!" Wir fielen uns in die Arme. "Du siehst..wow. Du siehst toll aus." Sagte ich überfordert. Ihre Haare noch immer Schneeweiß, auf ihrer Stirn direkt zwischen den Augen strahlte ein kleiner Halbmond. "Ich hab das Schicksal des Mondes. Wenn du mich nachts sehen könntest, ich leuchte wie eine Glühbirne." Erzählte sie Augen verdrehend. Ich kicherte. "Hast du die anderen schon gesehen?" Fragte sie mich neugierig und ich schluckte. "Nein." Ich wusste, ich hätte sie nicht anlügen dürfen, aber ich konnte es ihr nicht erzählen, ich konnte nicht. "Nanu, wer ist denn das?" Fragte sie und zeigte auf Nathan in seiner Wolfsgestalt. "Er begleitet mich. Ich habe ihn zufällig gefunden, er ist wirklich lieb." Versicherte ich ihr, da niemand wissen durfte, dass Nathan sich in unserer Training gemogelt hatte.

Zu dritt liefen wir weiter zu Lou's Unterschlupf, sie hatte erzählt, dass sie die Zeit im Wald in einer Höhle verbracht hatte und dort liefen wir hin, da es einfach nicht aufhören wollte zu regnen. Allerdings störte mich das nicht sonderlich.
Und mit der Dunkelheit setzte die Kälte ein. Lou wärmte sich mit dem Licht des Mondes und ich bewunderte sie. Sie wusste wie sie ihre Kräfte einzusetzen hat, während ich vor mich hin plantschte. Nathan hatte sich an meinen Rücken gekuschelt, damit ich nicht fror und ich war ihm dankbar, dass er mich gefunden hatte. Obwohl der Bann gebrochen war, hatte ich das Bedürfnis ihn um mich zu haben. Gut, ich wollte ihn nicht mehr abknutschen, aber ich fühlte mich bei ihm sicher. Und was den Typen in Flammen anging.. Argh, ich werde ihn umbringen. Mit meinen kalten Händen erwürgen. Allerdings halfen mir diese Gedanken nicht, denn langsam sammelte sich das Wasser um mich herum. Also beruhigte ich mich wieder, kroch näher an Nathan ran und versuchte zu schlafen.

Er war wieder da. Er stand direkt vor uns und schaute mich mit seinen feurigen Augen an. "Verschwinde!" Rief ich. "Komm mit mir." Ich stutzte. "Niemals." Erwiderte ich ruhiger. "Hanna bitte komm mit mir.." er klang verzweifelt, nicht so boshaft. Ich zögerte, stand dann aber trotzdem auf. "Hanna geh nicht..bitte" flehte mich Nathan an während Lou sich alles nur ansah. "Ich bin gleich zurück." Ich versuchte Nathan zu beruhigen und ging mit dem Jungen mit. "Was willst du?" Fragte ich barsch. "Hanna ich brauche dich." Sagte er gerade raus und schaute mir fest in die Augen, er kam mir einen Schritt näher. "Wir sind dazu bestimmt uns auszulöschen. Ich weiß nicht mal wie du heißt." erwiderte ich mit schwacher Stimme. Er machte mich verrückt. Wo ist dieses Hasserfüllte Gefühl in mir hin? Das Zittern? Wo ist das? "Hanna, wir können unser Schicksal ändern. Es ist unser Schicksal." Flüsterte er und kam mir näher. Zwischen seinen und meinen Lippen lagen wenige Millimeter. Mein Atem verschnellerte sich, mein Herz raste. "Wer bist du.." hauchte ich und schloss die Augen. "Dein Tod."

Ich wachte schweißgebadet auf, mein Atem ging unregelmäßig. Lou schlief noch, während Nathan mich mit schiefem Kopf musterte. Ich stand auf. "Bleib ruhig Hanna" sprach ich leise zu mir selbst. Bekannte Geräusche ertönten und plötzlich spürte ich menschliche Wärme an meinem Rücken. "Was hast du geträumt?" Flüsterte Nathan mir von hinten ins Ohr und schlang die Arme um meine Taille. "Dieser Junge, er war hier und hat mit mir gesprochen." Er löste sich von mir und drehte mich zu sich. "Was hat er dir gesagt?" Sein Blick war eindringlich und ich zögerte. "Ich weiß es nicht mehr.." log ich. Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht die Wahrheit sagen. Es wäre falsch gewesen. "Komm her." Nathan schloss mich in seine Arme und ich fühlte mich direkt besser. "Er wird dir nichts tun können. Ich passe auf dich auf Hanna." Ich schmiegte mich an seinen warmen Körper.
"Hanna, wer ist das?" Erschrocken drehten wir uns zu Lou die uns aus müden Augen anschaute. "Bist du nicht aus der Akademie? Aus den höheren Jahrgänge?" Plötzlich war sie hellwach. "Sscht, er ist hier um zu helfen." Flüsterte ich, als könnte uns jemand belauschen. Lou zog die Augenbrauen zusammen, nickte aber schließlich.

Es war bereits hell, als mein Magen zu knurren anfing. "Lou, hast du deinen Proviant noch?" Sie schüttelte den Kopf und ließ sich wieder gegen die kühle Höhlenwand fallen. Ich seufzte. "Meiner ist auch dahin.." kurz darauf ertönten Geräusche. Ich stand auf. Vorsichtig und bedacht keine Laute von mir zu geben lief ich näher an den Eingang.
Ich erschrack, als plötzlich Bella und Emma vor mir standen. "Na endlich." Seufzte Bella und zog Emma Richtung Höhle. Auch ich lief zurück hinein und musterte die beiden. Bella hatte sich nicht viel verändert, ihre Augen waren etwas größer aber sonst nichts. Emma hingegen hatte puderrosane Haare, sie sah erschöpft aus. Auf den Boden starrend saß sie auf der Erde. "Dann sind wir ja jetzt fast komplett. Hat jemand etwas von Lina gehört?" Ich schluckte. Ihren Namen zu hören versetzte mir Stiche in die Brust. Ich musste es ihnen sagen. Emma's Kopf schnellte hoch. Mit großen, müden Augen schaute sie mich an. "Du weißt etwas. Es ist etwas passiert, das Trauer in deinem Herzen auslöst. Trauer und Schuld." Ich starrte Emma an. Ihr Atem ging viel zu schnell. Ihre Augenlider flackerten. "Pscht. Beruhig dich Emma." Sagte Bella sanft und streichte ihr über den Rücken. Wie zum Teufel hatte Emma das gemacht?! "Sie kann in die Herzen anderer schauen. Die letzten Tage war es besonders anstrengend. Sie ist zweimal zusammengebrochen, weil die Tiere hier im Wald wohl sehr viel Kummer haben." In Bella's Stimme schwang ein Hauch Genervtheit mit.
"Was liegt dir auf dem Herzen Hanna?" Meldete Lou sich zu Wort und mein Blick wanderte zu Nathan. Er hatte sich zum Wolf zurückverwandelt und das fiel scheinbar auch nicht auf, denn niemand beachtete ihn. Nathan nickte mir kaum merkbar zu. Und so erzählte ich, was passiert war.

Fire and WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt