Kapitel 26

7 0 0
                                    

Als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich doch tatsächlich im Bett. In dem Bett, wo Nathan sonst mit mir lag. Das Kissen roch nach ihm und die Sehnsucht trat ein. Wo war er bloß?

Wo sind Julien und er bloß abgeblieben?

Ich fuhr mir durch mein Gesicht.
Ich sollte nach Julie sehen, sie war bestimmt genauso fertig mit den Nerven, wie ich. Doch mir schwirrte die Frage durch den Kopf, wie sie auf Tyler reagiert hatte. Hatte sie gemerkt, dass er ein Abtrünniger war?

Ist sie ihm an die Gurgel gegangen?
Oder hat sie ihn vielleicht einfach weggeschickt?

Ich beeilte mich um nach unten zu kommen, doch meine Muskeln fühlten sich an, wie Blei.

Doch der Anblick, der sich mir bot, haute mich um.

Julie saß weinend neben Tyler und strich ihm ständig über die Hand während sie leise Dinge vor sich hinflüsterte. Tyler hingegen schaute sie mit einer Mischung aus Mitleid und Stumpfheit an. Was war mit ihm? Was lief hier schief?

"Julie?" meine Stimme war leise und kratzig, doch beide Köpfe schossen in meine Richtung und Julie sprang sofort auf um mich nicht mal zwei Sekunden später zu erdrücken.

"Ich bin so froh" wiederholte sie ständig. Ich strich ihr sanft über den Rücken, doch mein Blick haftete an Tyler, der mich undefinierbar anschaute.

Vorsichtig löste ich mich von Julie.
"Was ist hier los?" Flüsterte ich, doch nahm meinen Blick nicht von Tyler.

"Setz dich, Kind. Setz dich.." murmelte sie hetzend und so befolgte ich ihren Befehl auf der Stelle.

"Hanna, ich habe dir doch erzählt, dass Nathan einen Bruder hatte.." sie räusperte sich. "Ich meine, dass er einen Bruder hat. Tyler ist sein Bruder." platzte es aus ihr heraus und mein Mund klappte auf, zeitgleich mit der Tür, die von einem verschwitzten Julien gefolgt von Nathan, aufgestoßen wurde. Ich war zu überrumpelt von dieser Information, ich konnte mich nicht rühren.

"Julien! Nathan!" rief Julie und alles ging von vorne los.

Alles um mich herum drehte sich und ich hatte nur Tylers Gesicht vor Augen. "Du.." meine Stimme brach.

"Ich weiß, was du denkst." sagte er mit tiefer Stimme. Aber er lag falsch, er wusste es nicht. Er wusste nicht, was in mir drin vor sich ging.

Dieser Junge..dieser arme Junge wurde gefoltert und gehalten wie ein ungehorsames Tier, während Nathan es schaffte die Seite zu wechseln.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sehr er gelitten haben musste.

Was er alles durchmachen musste und trotzdem überlebt hat.

Und genau in diesem Moment fiel der Groschen.

Deshalb dieser leere Blick, deshalb hat er uns geholfen. Deshalb wollte er fliehen.

Erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen, die direkt in Tylers blickten.

Und im nächsten Moment stürzte ich mich auf ihn. Drückte ihn an mich, während alles andere verschwand.

Ob Tylers Gabe daran beteiligt war, dass alles um mich herum still wurde? Ob er mich damit aufforderte ihm noch einen kleinen Augenblick mehr meine Wärme zu schenken?

Seine Arme legten sich zaghaft um meinen Körper, bis er dann endlich jegliche Scheu hinter sich ließ und mich fest an sich presste.

Fire and WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt