Kapitel 14

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Dean half mir auf die Beine und stützte mich. Ich stöhnte vor Schmerz. "Ich weiß, ich weiß." Seufzte Dean. "Was möchte der Direktor von mir Dean?" Fragte ich um mich von den Schmerzen abzulenken. "Das kann ich dir nicht sagen Kleines. Ich weiß es nicht." Wir hatten gerade die ersten drei Schritte aus dem Zimmer gemacht, da kam Lou uns entgegen gehastet und vor sich, schob sie einen alten Rollstuhl. "Hanna!" Sagte sie überglücklich und grinste mich an, doch irgendetwas an ihrem Gesicht passte nicht. Sie wirkte so anders. Dunkle Ringe schmückten ihre sonst so schönen Augen. Dean und Lou halfen mir in den Rollstuhl und ich atmete erleichtert aus, als ich endlich saß. "So, ich gehe jetzt etwas essen. Ich hab einen Mordshunger. Wir sehen uns." Verabschiedete Lou sich von uns und Dean schub mich weiter.

Im Büro des Direktors angekommen, schloss Dean die Tür hinter uns und schub mich weiter in den Raum vor. "Bleibst du?" Fragte ich verwundert. "Ich bleibe." Sagte er ohne mich anzuschauen.

"Hanna, wie schön, dass du wohl auf bist." Begrüßte mich der Direktor mit seiner tiefen Stimme. Ich nickte. "Hanna, nach den jüngsten Ereignissen habe ich beschlossen, dass du ein extra Training absolvierst. Ich habe Nathan beauftragt dich zu betreuen und Dean abzulösen. Du musst lernen, deine Gabe sinnvoll zu nutzen. Morgen geht dein Flug nach Frankreich, dort werden Nathan und du auf eine alte Freundin von mir treffen. Sie wird euch helfen."

Mein Hirn brauchte einige Minuten um zu verstehen, was er gerade zu mir gesagt hatte.

"Sir, das ist noch zu früh! Sie kann sich kaum auf den Beinen halten!" Widersprach Dean. "Dean, uns bleibt keine Zeit. Die Abtrünnigen werden nicht lange warten." Die Stimme des Direktors war streng. Ich schluckte. Extra Training? Frankreich? Abtrünnige?

"Ich kann sie weiterhin betreuen, Sir." Fügte Dean hinzu. Der Direktor schüttelte den Kopf. "Ich bin mir sicher, dass du das könntest, aber Nathan kennt sich aus. Er war schon einmal bei Ihnen. Er wird gut auf sie aufpassen, da bin ich mir sicher. Nun denn, ihr könnt jetzt gehen. Hanna, pack deine Sachen, Nathan wird dir Bescheid geben sobald es losgeht." Wollte er sich verabschieden, doch eine Frage hatte ich noch. "Sir, was ist mit Lou und den anderen?" Er schaute mich eindringlich an. "Sie bleiben hier, es ist zu gefährlich sie mit dir reisen zu lassen." Ich senkte den Blick.

"Der hat sie doch nicht mehr alle. Ich kann genauso gut auf dich aufpassen wie dieser Idiot." Beschwerte sich Dean, als er mich zurück aufs Zimmer brachte. Ich sagte nichts. Ich verstand einfach nicht, was das alles sollte. Wieso konnte ich nicht einfach hier bleiben? Bei Lou und den anderen? Wieso musste ich unbedingt diese dämliche Gabe haben. Ich wollte sie nicht, mich hat niemand gefragt ob ich bei der ganzen Sache mitmachen will. Aber was mich viel mehr beschäftigte war die Tatsache, dass man die anderen "Abtrünnige" nennt.

"Dean, wieso sagt man Abtrünnige?" Ich hoffte inständig auf eine Antwort.
"Hanna ich.." er wollte mich definitiv abschütteln. "Bitte Dean." Flehte ich fast.

Er seufzte. "Na gut. Also sie sind eigentlich genau so wie wir, allerdings haben sie sich dazu entschieden, den falschen Weg zu gehen und in die Dunkelheit zu kriechen. Sie haben zwar Gaben wie jeder andere von uns auch, allerdings nutzen sie die anders. Sie nutzen sie um Unheil über uns alle zu bringen. So steht es jedenfalls in den Geschichtsbüchern." Ich schwieg.

"Oh" mehr brachte ich nicht heraus.
"Also waren sie mal..gut?" Fragte ich und merkte, wie dumm sich das anhörte. Er nickte und lachte leicht. "Ja, auch er war mal ein guter." Das Lachen verstummte und eine schwache Hitze durchfuhr mich.

"Hier heißt es wohl Abschied nehmen.." Dean schaute stur auf den Boden. Ich streckte die Arme nach ihm aus, weil ich noch immer in dem Rollstuhl saß. Er schloss mich direkt in die Arme. Ich biss die Zähne zusammen als er seinen Griff etwas verstärkte. "Pass auf dich auf." Ruckartig ließ er mich los, drehte sich um und verschwand hinter der nächsten Ecke. Ich blinzelte verwundert und seufzte dann.

Unbeholfen schob ich mich in Nathan und mein Zimmer und sammelte, vor Schmerz keuchend, ein paar Sachen ein. Die Tür wurde mit einem Schwung aufgestoßen und Nathan trat ein. Ich schaute ihn an und er mich. "Ich war gerade beim Direktor." Seine Stimme war emotionslos. Ich schluckte. "Ich helfe dir beim packen." Nun hörte er sich wie immer an. Er schnappte sich eine Tasche aus dem kleinen Wandschrank und half mir meine Sachen einzupacken. Am Abend schob er mich in den Speisesaal. Als wir fast da waren vernahm ich Schreie. Wir blieben stehen und schauten nach rechts, wo die Schreie herkamen. Diese Situation erinnerte mich an die erste Woche hier an der Akademie. Doch diesmal erschütterte mich der Anblick. Lou wurde durch den Gang gezerrt. Ihre Augen blutrot und sie schrie. "Lasst mich los! Ich werde sie kriegen!" Ich hielt den Atem an. Nathan trat vor mich, doch ich sah sie trotzdem. Ich sonst so strahlend weißes Kleid war schmutzig, an manchen Stellen sogar rot. Schüler versammelten sich um dieses Geschehen. Lou's Kopf schnellte in meine Richtung und ehe ich mich versah hatte sie sich von den Männern losgerissen, der Ganze Gang war still, als sie direkt vor mir stand und Nathan an die Wand geschleudert hatte. Sie packte mich am Kragen und zog mich hoch. Ich schrie auf. Sie kam mir gefährlich nah. "David. Er heißt David." Dann schaute sie mir mit diesen furchtbaren Augen in meine mit Tränen überfüllten. Nathan schnellte auf uns zu und drückte Lou auf den Boden, wobei ich ebenfalls den Boden küsste. Ich keuchte, vernahm alles nur durch einen dicken Schleier. Die Männer stürzten sich auf Lou, zerrten sie weg. Nathan eilte zu mir, sprach auf mich ein, doch alles was ich hörte waren sein Name. David.

Fire and WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt