Kapitel 18

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Am frühen Morgen wurde ich wach, Nathan stand neben dem Bett und zog sich etwas an. Als Julien mich gestern Abend ins Zimmer gebracht hatte, holte er ein trockenes Handtuch und ich trocknete mich ob. Er half mir ins Bett, obwohl ich noch immer halbnackt war. Ich schlief sogar so und jetzt, jetzt lag ich immernoch halbnackt im Bett. Ich wurde rot, als ich daran dachte, dass Nathan mich so hätte sehen können.

"Guten Morgen." Zeigte ich Nathan, dass ich wach war. Er murmelte ein leises Morgen und verließ das Zimmer. Ich nahm all meine Kraft zusammen um mich an den Rand des Bettes zu setzen und wundersamer Weise, ging es ziemlich gut. Ich hatte zwar Schmerzen, aber es war auszuhalten. So ging dann auch das Aufstehen und Anziehen. Das Laufen erwies sich als etwas problematischer, aber auch das ging. Gestern hatte ich immerhin auch wenige Schritte geschafft um mit Juliens Hilfe ins Bett zu gelangen.

Aber heute schaffte ich es schon bis zur Treppe, doch dann brauchte ich eine Pause. Julien kam gerade aus seinem Zimmer und wünschte mir einen guten Morgen. Ich stützte mich am Treppengeländer ab und lächelte ihm stolz zu. "Das machst du Super! Ich helfe dir bei der Treppe." Ich nickte und setzte langsam einen Fuß nach dem anderen die Stufen hinunter.

Unten saßen bereits Julie und Nathan am Tisch und tranken Kaffee.
"Oh! Guten morgen ihr beiddn." Trällerte Julie und lächelte mir zufrieden zu. Ich grinste stolz, weil ich auf meinen eigenen Beinen zum Tisch schwankte.

"Also Hanna, ich sehe du hast schon Fortschritte gemacht, allerdings können wir nicht länger mit deinem Training warten." Julie schenkte Nathan einen kurzen Seitenblick ehe sie mich abwartend ansah.

Zögernd fragte ich, weshalb es so plötzlich kam, auch wenn ich mir unhöflich vorkam.

"Es kam etwas dazwi-" Nathan schnitt ihr das Wort ab. "Er ist hier." Ich erstarrte. "Nathan!" Rief Julie empört. "Was ist? Sie hat das Recht es zu wissen." zuckte er mit den Schultern. Ich saß wie versteinert da. "Er..ist..hier?" Meine Brust begann unangenehm zu brennen und reflexartig hielt ich meine Hand gegen diese Stelle. Genau dort, wo er mich verletzt hatte flammte Schmerz auf. "Das heißt, dass wir nicht mehr sicher sind?" Fragte Julien nach und bekam ein kurzes Nicken von Nathan. "Ich werde den Trainingsraum vorbereiten. Nathan, du kommst gleich mit Hanna nach und Julien, du hälst dich von dem Raum fern." Befahl Julie streng. "Was? Wieso darf ich nicht dabei sein?" Er war verständnislos. "Julien!" warnte Julie ihn und er nickte ergeben.

Nathan brach die Stille. "Tut es weh?" Erst wusste ich nicht, was er meinte, bis mir einfiel, dass meine Hand noch immer auf meinem Herzen ruhte. Ich nickte. "Das ist alles seine Schuld." Verärgert raufte Nathan sich die Haare. Julien beugte sich zu mir rüber. "Wenn du mich brauchst, ruf mich." Flüsterte er mir zu, stand auf und verschwand nach oben.

"Na dann, lass uns runtergehen." Sagte Nathan und bot mir seine Hand an. Ich schüttelte den Kopf und stand mit eigener Kraft auf um in den Keller zu gelangen.

Nachdem ich die Treppe nach gefühlten Stunden dann endlich hinter mich gebracht hatte, erstreckte sich ein langer Flur vor uns. Unzählige Türen waren zu sehen und auf jeder Tür stand etwas anderes. Luft, Licht, Erde, Wasser und so weiter. Hinter der Tür mit dem Schriftzug Wasser ertönten erste dumpfe Geräusche und dann ein leises "Kommt herein".

Wir traten ein und es war überwältigend.
Überall waren Fässer, kleine Pfützen und ein kleiner Springbrunnen.

"Was ist das hier?" Fragte ich, während ich mich umsah. Das Wasser, das überall war stärkte mich auf eine beruhigende Art. "Oft schickt euer Direktor schwierige Fälle hier her und lässt sie von mir trainieren. So gut wie für jedes Schicksal haben wir einen unterirdischen Trainingsraum." Julie sagte es so stolz, als wäre es ihr eigenes Kind.

"Nun denn" fing sie erneut an und klatschte in die Hände. "Stell dich auf die Linie." Wies sie mich an und ich stellte mich auf die gemeinte rote Linie vor der geschlossenen Tür. "Nimm deinen Armreif ab. Metall stört den Durchfluss deiner Energie." Ich nickte erstaunt über ihr Wissen und nahm ihn ab.

"Nathan wird dich jetzt aus dem Hinterhalt angreifen und du wirst dich wehren." Erklärte sie, doch ich konnte Nathan nirgendwo sehen, aber er war doch mitgekommen? Außerdem wie sollte er mich aus dem Hinterhalt angreifen, wenn ich doch schon fast an der Wand stand?

"Los!" Rief Julie und ich wartete gespannt ab. Doch es passierte nichts. Ich dachte schon, sie wollten mich veräppeln, als plötzlich eine Gestalt auf mich zugeschossen kam und ich reflexartig die Arme hob und sich eine kleine Mauer aus Wasser vor mir aufbaute. Das Wasser kam aus den Pfützen geschossen und schütze mich vor meinem Angreifer, doch nur wenige Sekunden später stürzte die Mauer ein und platsche auf den Boden. Erschrocken über die Schwäche meiner Kräfte schaute ich meine Hände an. Wieso hörte es plötzlich auf?

Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich allerdings nicht, denn im nächsten Moment schoss Nathan's Wolfgestalt erneut auf mich zu, nur diesmal preschte er mit voller Wucht direkt auf mich zu, es bildete sich keine Wand, kein einziger Tropfen bewegte sich und ich fiel samt Nathan auf den harten Boden.

"Verdammt.." stöhnte ich vor Schmerz auf und rieb mir den Rücken.

"Interessant." Bemerkte Julie, während Nathan mir hochhalf. "Hanna, zeig uns doch bitte, wie du Wasser gefrieren lässt." Kritisch trat sie einen Schritt näher. Obwohl mein Rücken schmerzte, versuchte ich mich aufrecht hinzustellen und mich zu konzentrieren. Ich schliss die Augen, konzentrierte mich auf das Wasser um mich herum, auf die Ruhe und auf den flüssigen Aggregatzustand.

Und dann ertönte das Klirren des frierenden Wassers überall im Raum. Als ich meine Augen wieder öffnete, nickte Julie anerkennend, Nathan hingegen legte mir eine Hand auf den Rücken.

"Sehr gut. Wie es scheint ist nur deine Verteidigung angegriffen, deine restlichen Fähigkeiten sind noch voll in Form." Ich nickte, immernoch erstaunt über ihr Wissen.

Doch plötzlich veränderte sich ihre Miene. Todernst kam sie auf mich zu. "Hast du schonmal von der Körperbendigung eines Menschen gehört?" Sie flüsterte, fast bedrohlich. Ich schluckte und schüttelte langsam den Kopf ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. "Nun gut. Das wars für heute."

Fire and WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt