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Wie es sich herausstellte, war es gar nicht so einfach, einer grauen Katze im grauen Dämmerlicht des wilden Waldes zu folgen.

Immer wieder verschwand Grimalkin aus unserem Blickfeld, nur um dann nach einiger Zeit wieder aufzutauchen und eine abfällige Bemerkung über unsere Langsamkeit zu machen. Ich hätte ihm schon gerne ab und zu einen blöden Spruch zurückgegeben, aber wer wusste schon, was passieren würde, wenn man die Teufelskatze verärgerte? Puck schien genauso zu denken, denn er verdrehte nur die Augen, wenn die Cat Sidhe wieder mal auftauchte.

Wir liefen noch eine ganze Zeit lang, bis ich zwischen den eng stehenden Bäumen etwas metallisch schimmern sehen konnte. Kurz darauf gingen wir auch schon an der Schlucht entlang zu dem einzigen Übergang, der das Eiserne Reich mit dem Rest des Nimmernie verband.

An der Brücke angekommen, blieben wir stehen und betrachteten sie.

Die Brücke war aus Stein und von den Zwergen gebaut und somit quasi unzerstörbar, aber der Wald war schon dabei, sie mit Ranken zu umwuchern, als wollte er sie niederreißen.

„So, da wären wir also.“, sagte Puck - ausnahmsweise mal - ernst, „Schaffst du den restlichen Weg alleine, denn ich kann leider nicht mitkommen. Ich hab nicht sonderlich große Lust, mir eine Eisenvergiftung zu holen und dann draufzugehen.“ „Jaja, ich bin ja kein Kleinkind mehr…“ „Sich-„, setzte Puck an, wurde aber von dem Geräusch von brechendem Holz und einem darauffolgenden Brüllen unterbrochen. Grimalkin ließ ein Fauchen hören und verschwand dann.

Puck

Na super. Jetzt stecken wir echt in der Scheiße.

Wenn der Fellball verschwand, dann war das eindeutig der Fall. Kurz nachdem er verschwunden war, brach aus dem Unterholz auch schon ein riesiges, drachenähnliches Geschöpf mit braunen Schuppen und einem giftigen Stachel am Ende seines Schwanzes. Ein Wyvern. Wird ja immer besser!

So ein Vieh war schuld, dass mein bester Freund schwor, mich zu töten. Aber gerade hatte ich keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, denn besagtes Vieh kam viel zu schnell für seine Größe auf uns zu.

Blitzschnell zog ich meine beiden Dolche und Kierran tat dasselbe mit Pfeil und Bogen. Er ließ den ersten Pfeil sofort fliegen und traf das Ungetüm an einem der ledrigen Flügel. Es schrie auf, aber weniger vor Schmerz als vor Wut.

Immerhin konnte er jetzt nicht mehr fliegen, womit er einen klaren Vorteil uns gegenüber verlor.

Trotzdem war der Wyvern immer noch nicht ungefährlich, wegen seinem Giftstachel. Ich sprang senkrecht in die Luft, um die Aufmerksamkeit des Wyvern auf mich zu lenken. Ich würde es mir nie verzeihen können, wenn dem ersten Sohn von Meghan etwas zustoßen würde.

Kierran feuerte weiterhin Pfeile ab, aber der Wyvern wich aus, so dass er nicht noch einmal getroffen wurde. Ich landete auf den Kopf des Scheusals und stach mit meinem Dolch auf sein Auge ein. Erneut schrie der Wyvern auf und schüttelte seinen Kopf so heftig, dass ich den Halt verlor und fiel. Ich kam hart auf dem Boden auf und musste erst einmal mein Gleichgewicht wiederfinden, damit ich nicht hinfiel. Der Wyvern nutzte diesen Moment der Schwäche aus und schlug blitzschnell mit seinem Schwanz nach mir. Ich warf mich zur Seite, jedoch einen Augenblick zu spät und der Giftstachel durchbohrte meinen rechten Oberschenkel. Ich fiel zu Boden und versuchte, wieder aufzustehen, aber ein stechender Schmerz fuhr durch mein Bein und ich schaffte es nicht.

Kierran schrie vor Wut auf und ließ einen Pfeil von der Sehne fliegen, der genau die Mitte der Brust des Viehs traf und somit sein Herz durchbohrte. Der Wyvern stürzte zu Boden und blieb reglos dort liegen. Der Stachel steckte noch in meinem Bein.

Ich nahm alles nur halbwegs wahr, aber ich war mir bewusst, dass der Giftstachel möglichst schnell aus meinem Bein raus musste, sonst könnte das etwas unangenehm werden. Das Problem war nur, der Stachel hatte einen fiesen Widerhaken an seinem Ende, der mir das komplette obere Bein aufreißen würde, sollte ich ihn mit Gewalt rausziehen.

Kierran war mittlerweile zu mir geeilt, um sich die Wunde an meinem Bein genauer anzusehen. „Wie bekommen wir den Stachel da raus, ohne dir das gesamte Bein aufzureißen?“, fragte er besorgt. „Gar nicht. Ich muss jetzt bis an mein Lebensende mit diesem Ding in meinem Bein rumlaufen. Und das wird noch ein Weilchen dauern, bis ich den Löffel abgebe.“, antwortete ich in gespieltem Ernst.

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An der Seite ein Wyvern :P

Zwischen den Welten [ALTE VERSION]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt