23

121 4 1
                                    

Puck

Ich stand auf der kleinen Lichtung und sah mich um. Vom Kätzchen keine Spur. „Kätzchen? Wo bist du?“ Keine Antwort. Vielleicht war sie ein paar Beeren sammeln gegangen oder so. Nein, das konnte eigentlich nicht sein, hatte ich ihr nicht erklärt, wie gefährlich es hier war?

Plötzlich waren meine Sorgen um sie wie weggeblasen. Worüber hab ich grad nochmal nachgedacht? Naja, egal.

Ich packte mein Lager ein, was ich anscheinend vorhin aufgeschlagen hatte und wollte mich gerade auf den Weg machen - wohin eigentlich? -, als ich bemerkte, wie etwas auf mich zu kam. Ich drehte mich in die Richtung der Schritte und konnte nicht fassen, was ich da sah: Ariella, die Tochter des Eisherzogs vom Gläsernen Hügel kam auf mich zu.

Sie war die Freundin vom Eisernen Prinzen, meinem ehemaligen besten Freund, Ash gewesen. Das ist jetzt eine etwas längere Geschichte, aber ich erzähle sie euch trotzdem in Kurzfassung.

Irgendwie, irgendwann und irgendwo hatten Ash und ich uns kennengelernt und angefreundet, obwohl wir eigentlich Feinde sein sollten. Er Winterfee und ich Sommerfee. Das sollte nicht sein, aber naja, plötzlich ging er mir aus dem Weg und ich sollte erst bald den Grund dafür erfahren. Ash hatte ein Mädchen kennen und lieben gelernt und er hatte Angst, dass ich sie oder sie mich nicht akzeptieren würde. Aber wie es das Schicksal wollte, war das von keiner Seite der Fall und schon bald bildeten wir drei ein wirklich gutes Team. Ariella schlichtete, wenn Ash und ich uns mal in die Haare kriegten und so weiter.

Irgendwann gab es dieses Gerücht von dem goldenen Fuchs, den wir natürlich jagen wollten. Wir fanden ihn auch, aber er lief auf der anderen Seite eines Tals entlang. Ariella und Ash waren dagegen, dort durch zu reiten, es könnten ja sonst welche Gefahren lauern, aber mich hatte der Ehrgeiz gepackt und ich wollte unbedingt diesen Fuchs. Kurzerhand schlug ich Ariellas Pferd mit der flachen Hand auf den Hinter, woraufhin dieses los galoppierte und ich folgte ihr.

Ungefähr in der Mitte des Tals angekommen, ertönte plötzlich ein irres Brüllen. Wir waren in ein Wyvernnest geraten.

Um es kurz zu halten: Ariella starb, Ash schwor, mich zu töten, weil ich ja daran schuld war, Ash verliebte sich in Meghan, Meghan wurde Eiserne Königin, Ash konnte nicht mehr bei ihr sein, wegen Eisen und so, Ash ging ans Ende der Welt - und damit meine ich das wirkliche Ende der Welt - ich ging mit ihm, Ariella war doch nicht tot und schließlich opferte sie sich für Ash.

Ende der Geschichtsstunde, zurück in die Gegenwart.

Ari stand mittlerweile vor mir und lächelte mich an. „Hallo, Puck.“ „A-Ari... wa-was machst du denn hier?“, brachte ich sehr geistreich hervor. „Du solltest doch... du solltest doch tot sein...“ Sie lächelte nur über mein Gestotter.

„Ich möchte mit dir etwas zeigen.“ „Klar, kein Problem, ich hab Zeit.“ Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und sah sie erwartungsvoll an. Sie setzte sich ebenfalls und fing an zu sprechen. „Ich werde dir jetzt eine meiner Visionen zeigen. Sie wird die Zukunft des Mädchens zeigen, dass du kennen gelernt hast. Natürlich ist es nie vollkommen sicher, dass eine Vision so eintritt, und du hast dein Schicksal, oder in diesem Fall ihr Schicksal selber in der Hand, doch diese Vision ist sehr klar.“

Erst verstand ich nicht, wen sie meinte. „Meinst du Meghan? Was ist... äh... wird ihr passieren? Hat es was mit Ash zu tun? Ich werde ihn umbringen, wenn er meiner Meghan etwas antut!“ Bevor ich mich weiter rein steigern konnte, unterbrach Ari mich. „Nein, es geht nicht um Meghan. Es geht um die Nephilim, die durch das Portal kam. Cat Morgenstern.“

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das Kätzchen! Wie konnte ich sie nur vergessen?

„Okay. Zeig mir deine Vision, Ari.“ Sie nickte kurz und nahm dann meine Hände. Ich wurde in einen gleißend hellen Wirbel gezogen und kurz darauf fand ich mich in einer Bibliothek wieder. Direkt neben mir stand Ari und sie deutete in die Richtung eines... Ja, was war das denn? Es sah wie Wasser aus, aber irgendwie fester. So ‘ne Art Scheibe aus Wasser.

Als hätte die Seherin neben mir meine Gedanken gelesen, erklärte sie es mir. „Das ist das Portal, durch das die beiden Schattenjäger in das Nimmernie kamen.“ Ich nickte verstehend und erst dann bemerkte ich die Gestalt die in sich zusammen gesunken stand. Ihr glattes, rötlich-braunes Haar fiel ihr über den Rücken. „Cat...“ „Sie hört dich nicht und sie kann dich auch nicht sehen.  Das hier ist nur eine Zukunftsvision und wir sind körperlose Gestalten.“ Trotz Aris Worten ging ich auf Cat zu und stellte mich vor sie, um sie von vorne an zu sehen.

Die Púca hatte rote, verquollene Augen und schaute unendlich traurig durch mich hindurch in das Portal. Ich wollte sie nur in den Arm nehmen und trösten, auch wenn ich den Grund für ihre Niedergeschlagenheit nicht kannte.

Wie auf Kommando fing das Kätzchen wieder an zu weinen und zwischen den Schluchzern konnte ich meinen Namen hören.

Ich schlug die Augen auf. War das gerade ein Traum gewesen? Okay, das war wirklich seltsam. Das letzte Mal hatte ich geträumt, nachdem Ariella gestorben war. Also das erste Mal. Schreckliche Albträume hatten mich geplagt. Immer und immer wieder wiederholte sich die Szene, in der die Winterfee von dem Wyvern Stachel getroffen worden war...

Stopp! Lassen wir die Toten ruhen und zurück in die Gegenwart! Cat... Sie hatte wegen mir geweint. Aber wieso? Du hast ihr etwas angetan, was sie dir nie verzeihen wird, Robin Goodfellow., flüsterte mir plötzlich eine Stimme zu, halte dich von ihr fern, damit es nicht zu dieser Version der Zukunft kommt. Du willst doch nichts mehr, als sie glücklich zu sehen, oder?

Ich schloss die Augen, um besser nachdenken zu können. Klar, ich würde alles tun, um sie glücklich zu machen, aber auch das? Und war es auch wirklich sicher, dass das alles so eintrat? Wie die Seherin sagte, die Version ist sehr klar. Es ist folglich sehr wahrscheinlich, dass du die Púca verletzen wirst. „Jetzt geh doch weg! Ich kann nicht richtig denken!“, schrie ich die Stimme in meinem Kopf an.

Auf einmal hörte ich gedämpfte Schritte auf mich zu kommen. Ich öffnete die Augen und setzte mich auf. Das Kätzchen setzte sich mir gegenüber und grinste. „Na, führst du Selbstgespräche?“ Denk daran, was ich gesagt habe... Mit diesen Worten verschwand die Stimme endlich aus meinem Kopf  und ich konnte wieder klar denken.

Da erinnerte ich mich wieder an das Kätzchen, das mir ja eine Frage gestellt hatte.

**********

Soo... Das letzte Kapitel vor Weihnachten :D ich guck ab jetzt einfach mal, wie es passt mit dem Sichtwechsel ;P

An der Seite noch ein Lied, das mich inspiriert & motiviert hat :D Hero von Family of the Year

Bis dann mal <3

Zwischen den Welten [ALTE VERSION]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt