All die Wärme, die wir finden können

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Dean hörte die Stimmen, hörte, wie sie über ihn und das, was passiert war, diskutierten, aber er wollte seine Augen nicht öffnen. Er war vollkommen glücklich damit, so zu tun, als würde er sie nicht bemerken. Das Gespräch hörte sich ziemlich ernst an. Bobbys tiefer Ton und Sams leicht erhöhten, besorgten Worte mischten sich unter Ellens leise Stimme.

Sie hatte Sam angerufen.

Natürlich hatte sie Sam angerufen. Weil man Dean nicht mehr vertrauen konnte, sich um sich selbst zu kümmern. Dazu war es nun gekommen. Der kleine Bruder wurde der große Bruder. Er war nicht mehr der Aufpasser, er war der, auf den man aufpassen musste.

Dean dachte, dass er deswegen vielleicht sauer sein sollte, doch er schaffte es nicht, sich dafür zu interessieren. Er rollte sich in Ellens und Bobbys großem Bett einfach auf die Seite, weg von der Tür und den Stimmen, die über ihn diskutierten, als ob er gar nicht da wäre. Zu ihrer Verteidigung musste natürlich gesagt werden, dass sie alle dachten, er schliefe.

Nachdem er zusammengebrochen war, hatte Ellen ihn zu ihrem Haus zurückgebracht und in ihr Bett gesteckt. Dann war er eingeschlafen.

Naja, eigentlich hatte er sich wie ein übermüdetes Kleinkind in den Schlaf geweint, während Ellen seinen Rücken gerieben hatte, doch hoffentlich würde sie das nicht Sam gegenüber erwähnen.

Er hörte, wie sich eine Tür öffnete und schloss, und die Stimmen verstummten komplett. Die Matratzenfedern wurden zusammengedrückt, als sich jemand neben ihn setzte.

,,Ich weiß, dass du wach bist. Du atmest anders, wenn du schläfst."

,,Halt die Klappe."

,,Ist doch wahr."

,,Wer hat dich danach gefragt?" Er drehte sich um und starrte zu Sam hoch. ,,Und wer hat dich überhaupt angerufen? Ich kann selber auf mich aufpassen."

,,Sicher."

,,Kann ich!"

,,Dean, du drehst gerade ein wenig am Rad, das weißt du, stimmt's?"

Dean schnaubte und drehte sich von Sam weg. ,,Lass mich in Ruhe."

,,Hörst du einfach mal auf, mir zu sagen, dass mit dir alles in Ordnung sei? Ich war da. Ich habe dich weiß werden und aus dem Einkaufszentrum rennen sehen. Das war erbärmlich, Alter. Ernsthaft."

,,Ich... Cas... Ich weiß nicht..." Dean haderte mit den Worten, versuchte etwas zu sagen, das nicht lächerlich oder wie ein Haufen Schwachsinn klang.

,,Was ist mit Cas?"

,,Nichts, Sam, nichts." Er schob das Laken zurück, stieg aus dem Bett und sah sich nach seiner Jeans um. ,,Ich will nicht über Cas reden. Ich will nach Hause."

,,Nun, ich bin immer noch ein bisschen betrunken, also werde ich dich in absehbarer Zeit nicht hinbringen können."

,,Ich kann selber fahren, danke. Und warum bist du betrunken?"

,,Weil ich Alkohol getrunken habe. So funktioniert das normalerweise, oder?"

Dean starrte ihn an. ,,Nein, wirklich. Aber warum? Wo bist du nach dem Einkaufszentrum hin?"

,,Essen gegangen."

,,Mit?"

Sam wich seinem Blick aus. ,,Einem Freund."

,,Ein Freund... Aha..."

,,Ja. Das ist keine große Sache, also mach auch keine draus."

,,Ja. Sicher, Sam." Dean zog seine Jeans an und glitt mit den Füßen in seine Sneakers. ,,Das ist schön. Betrink dich mit Cas, während ich hier die Krise kriege wegen...wegen..." Dean konnte sich nicht dazu durchringen, die Worte auszusprechen. Er stürmte aus Ellens Schlafzimmer und durchquerte das Wohnzimmer, während er Sams Stimme ignorierte, die nach ihm rief. Er stapfte die Treppe zum Roadhouse hinunter.

Painted Angels (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt