Piano-Mann

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Es schneite erneut, als Dean den Impala vorsichtig die Avondale Road entlangmanövrierte, auf Annas kleinen Bungalow zu. Ihren kleinen Bungalow, korrigierte er sich gedanklich. Er lebte dort nun seit fast vier Monaten, nachdem der Mietvertrag seiner winzigen Einzimmerwohnung abgelaufen war. Es ergab Sinn, da sie immerhin bald heiraten würden.

Weihnachtslichter funkelten in den Fenstern des kleinen Hauses, als er den Impala in die Auffahrt hinter Annas blauem Civic fuhr. Der Schnee hatte bereits ihre Fenster bedeckt, also war sie offensichtlich seit einer Weile zu Hause. Dean hatte die Schule in Benommenheit verlassen, immer noch komplett durcheinander von Cas' Besuch, und auf dem Heimweg bei einer Bar gestoppt und ein Bier getrunken.

Als er in das Haus ging, bemerkte er den Baumständer und die Kisten mit Schmuck im Wohnzimmer. Der Baum war noch draußen. Sie musste ihn auf dem Heimweg mitgenommen haben. Er schätzte, er wusste, was er heute Abend tun würde.

Anna saß am Küchentisch und benotete Arbeiten, eine dampfende Teetasse neben sich. Ihr rotes Haar fiel über ihre Schulter, ein Ausdruck der Konzentration auf ihrem Gesicht, während sie eine Schülerantwort überprüfte.

,,Hey, Babe", begrüßte sie ihn, sah aber nicht auf.

Dean stellte seine Tasche auf einen Stuhl und beugte sich herunter, um sie auf den Kopf zu küssen. ,,Hey."

,,Wie war die Arbeit?"

,,Gut. Einige Kinder haben ein paar großartige Albumcovers abgegeben. Ich würde gerne einige davon behalten."

,,Albumcovers?", fragte sie verwirrt.

,,Ja, ich habe sie ein Album wählen lassen, das sie mögen, und dafür sollten sie ihre eigenen Covers machen. Ein paar davon sind unglaublich geworden. Es gibt einige wirklich talentierte Kinder in meinem Unterricht." Er öffnete den Kühlschrank und holte ein Bier heraus. ,,Ich sehe da eine Menge Potenzial."

,,Und ich benote währenddessen Englischarbeiten mit unmöglichen Fehlern für einen Haufen Achtklässler." Sie seufzte und warf ihr Haar zurück über die Schulter. ,,Ich habe erst letzte Woche Satzbau durchgenommen. An einigen Tagen ist es so, als ob es in ein Ohr reingeht und aus dem anderen wieder herauskommt."

,,Es sind nur Kinder, Anna. Sie vergessen nun mal einiges."

,,Du bist viel nachsichtiger als ich, aber andererseits unterrichtest du nur Kunst. Es ist ja nicht so, als ob sie es für ihre Zukunft brauchen, außer sie wollen graphische Kunst oder so machen."

Dean biss sich auf die Unterlippe und ignorierte bewusst die spitze Bemerkung. Die meisten Mitglieder von Annas Familie waren Lehrer, aber sie unterrichteten Dinge, die sie als wichtig ansahen, so wie Englisch, Naturwissenschaft und Mathe. Ihre Familie blickte auf Dean herab, da er etwas 'Lockeres' unterrichtete. Er hasste es wirklich, wenn sie seinen Job als nur Kunst unterrichten bezeichnete. Er wollte mit ihr diskutieren und die Statistiken erwähnen, die zeigten, wie wichtig Kunst- und Musikausbildungen tatsächlich waren.

,,Was möchtest du zum Abendessen?", fragte er stattdessen.

,,Keinen Hunger. Außerdem sind noch Reste da, und ich hatte gehofft, dass du den Baum in den Ständer tun könntest, damit ich ihn dekorieren kann." Sie sah nicht von ihren Arbeiten auf, schien nicht einmal zu bemerken, dass sie seine Gefühle verletzt hatte.

Dean seufzte. ,,Haben wir Freitagabend irgendetwas vor?"

,,Nein, ich denke nicht. Ich habe meine endgültige Kleideranprobe Samstagmorgen, aber du wirst da nicht mit hingehen. Darfst mich nicht vor dem 28. darin sehen." Sie grinste zu ihm hoch und er tat sein Bestes, um ein Lächeln aufzusetzen, das nicht wie eine Grimasse aussah. ,,Warum?"

Painted Angels (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt