In meinem Leben (Timestamp) - Part 1

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Es gibt Orte, an die ich mich erinnere

Dean stand da und starrte in den leeren Raum, der einmal sein Atelier gewesen war. Vor seinem inneren Auge konnte er immer noch die riesigen Erzengel-Leinwände an die Hinterwand gelehnt sehen. Er konnte immer noch das Leinöl und Terpentin riechen, konnte immer noch Zeppelin von den Wänden hallen hören. Konnte immer noch diesen leicht ozonigen Geruch riechen, den der Impala abgab, wenn ihr Motor abkühlte.

,,Alles okay?"

Dean verschränkte seine Finger mit Cas'. ,,Wir werden sehen."

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Drei Monate vorher...

,,...und irgendwann werden Sie wahrscheinlich Gehprobleme haben. Dies bezieht mehrere Faktoren mit ein, vor allem Schwäche, Spastik, Gleichgewichtsverlust, Sehschwäche und Erschöpfung. Ich würde Ihnen sehr empfehlen, in ein Haus zu ziehen, wo sich alles auf einer Ebene befindet. Das macht die Dinge für Sie und Ihr Pflegeteam einfacher."

Sein Ehemann antwortete nicht. Dean starrte nur weiterhin ausdruckslos aus dem Fenster des Doktors.

,,Dean?"

,,Mir geht's gut", sagte er leise.

Fünf Tage später wurde die Feuerwache offiziell zum Verkauf angeboten.

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Das meiste seines Zeichenzubehörs war an das Maryland Institut gespendet worden. Sie waren dort mehr als glücklich, es zu erhalten, und versprachen, es unter benachteiligten Studenten zu verteilen, so wie Dean gebeten hatte. Er packte eine kleine Box mit einigen Zeichenblöcken, Buntstiften, Graphit, Pastell- und Wasserfarben. Er würde zumindest etwas machen, so lange wie seine Hände kooperierten und er das Zittern unter Kontrolle hatte.

Sam flog für ein paar Wochen ein, um beim Umziehprozess zu helfen. Er, Benny und Cas verbrachten Tage damit, den Kram von vierzig Jahre Leben in der Feuerwache zu sortieren. Dean wollte helfen, aber sein Körper weigerte sich. Schlussendlich saß er die meiste Zeit des Packens auf der Couch und schmollte, während er alle anderen beim Arbeiten beobachtete.

Sein und Cas' Ältester, David, half beim Packen, und ihre Töchter Mei und Tiana bedienten ihn trotz Protest von hinten bis vorne. Elena, Davids Verlobte, packte vorsichtig alle zerbrechlichen Dinge ein und behandelte sie, als ob sie für sie genauso kostbar waren.

Das Klavier war verkauft worden. Es war sowieso so, dass er überhaupt nicht in der Lage gewesen wäre, es zu spielen.

Die Depressionen kamen schleichend. Er hatte die Feuerwache so lange zu seinem Zuhause gemacht. Er war an ihre Echos und ihren launischen Ofen gewohnt, genau wie an seine Nachbarschaft. Es war ja noch nicht schlimm genug, dass sie die Feuerwache verließen, nein, Cas hatte ein perfektes kleines Farmhaus im Harford County für sie gefunden – einen ganzen County von der Stadt weg.

,,Dad." Tiana ließ sich neben ihm auf die Couch plumpsen. ,,Missmut sieht auf deinem Gesicht von über sechzig nicht besonders gut aus."

,,Halt die Klappe."

,,Ernsthaft. Es ist nicht das Ende der Welt. Außerdem hast du in den letzten zehn Jahren fortwährend mehr über die Stadt geschimpft. Papa hat euch beiden so ein schönes Haus gefunden und wir werden es klasse aussehen lassen."

,,Und ich bin fünfundvierzig Minuten von dir und Mei weg, eineinhalb Stunden von David und Elena-"

,,Du schmollst. Sowas von. Du hast schon bemerkt, dass Mei und ich vorhaben, jedes Wochenende vorbeizukommen? Ich würde Papas Kochkünste zu sehr vermissen. Mei und ich lassen Wasser anbrennen." Sie streckte den Arm aus, nahm seine Hand und schlang ihre Finger um seine. Dean lächelte über den Farbkontrast – sein sommersprossiger Pfirsichton gegenüber ihrer makellosen Sepiahaut – und sie drückte seine Hand leicht. ,,Dir wird es gut gehen", sagte sie leise. ,,Ich verspreche es dir. Wir werden uns alle um dich kümmern, so wie du dich immer um uns gekümmert hast. Ich verspreche es, Daddy. Ich verspreche es."

Painted Angels (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt