Kleine Linien und Risse

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Es konnte eigentlich wirklich nicht besser laufen, dachte Sam, als er einen roten Einkaufswagen durch das White Marsh Target schob. Es war so einfach, und Dean wusste nach wie vor nichts. Eine schnelle SMS, Cas würde auftauchen und Dean würde total nervös werden und erröten, dann notgedrungen zustimmen, dass Cas sie bei dem begleiten konnte, was auch immer sie gerade taten.

Sam war unglaublich zufrieden mit sich selbst. Es fiel ihm jedes Mal schwerer und schwerer, kein Grinsen auf sein Gesicht zu lassen, wenn Dean und er unterwegs waren und Cas ihnen mysteriöserweise über den Weg lief. Er hoffte, dass Dean nicht bemerkt hatte, wie viele Nachrichten er an diesen Tagen schrieb, oder dass er jedes Mal hastig Texte verschickte, wenn sie in den letzten Tagen raus gegangen waren. Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass sein Bruder es weiterhin nicht wahrnahm.

Nach dem einigermaßen erfolgreichen Mittagessen im Whole Foods waren sie Cas auf dem Broadway-Markt 'über den Weg gelaufen' und hatten sich einen Teller Crab Cakes geteilt. Als nächstes waren es Chicken Wings und Getränke in einem Pub in der Nähe des Stadiums der Ravens gewesen. Dean hatte schockiert hochgesehen, als der dunkelhaarige Mann den Pub betreten hatte, doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle gehabt. Das Ganze war es sogar wert, Gabriels lächerliches Flirten zu ertragen. Sam setzte sich damit schon auseinander, seit er ein Teenager war.

Manchmal fragte er sich, ob Gabe es ernst meinte und tatsächlich mit ihm flirtete, anstatt das Flirten nur zu spielen. Es war nicht so, dass er dagegen wäre oder so. Sam betrachtete sich nicht wirklich als schwul oder hetero oder irgendetwas anderes. Außerdem war Gabe ein netter Typ und war auch immer nett zu ihm gewesen... Das war allerdings nicht das derzeitige Problem.

Nein, das derzeitige Problem war, Dean genug wachzurütteln, um zu realisieren, dass er diese 'zufälligen' Begegnungen mit Cas genoss und auf ein richtiges Date oder so ging. Etwas anderes als dieser einander umkreisen und Löcher durch das Gesicht des anderen starren Schwachsinn, den sie im Moment taten.

,,Kleine Welt, was?", fragte Cas fröhlich und legte eine Dose Rasiercreme in seinen Korb.

,,Ja", murmelte Dean und wippte auf seinen Fersen ,,Baltimore ist nicht wirklich eine Kleinstadt."

,,Naja, weißt du, Cas brauchte vermutlich nur etwas. Dieser Target liegt nahe der 95. Ergibt Sinn für mich", sagte Sam leichthin. Dean sah ihn sehr seltsam an und griff nach seiner eigenen Dose Rasiercreme.

,,Stimmt..."

,,Auf jeden Fall, Cas, wollten wir gerade Mittag essen gehen. Begleitest du uns?"

Deans Kopf fuhr blitzschnell zu Sam herum. Die grünen Augen waren aufgerissen. ,,Ähm, hatten wir nicht...andere Dinge zu tun, ich meine, ich habe noch nichts für Jo, und was ist mit dem Shopping und dem Kram..." Dean fummelte an seiner handgeschriebenen Liste herum.

,,Oh, nun, ist schon okay. Vielleicht sehen wir uns später?" Cas lächelte Dean an, tat sein Bestes, beruhigend zu wirken, doch es funktionierte nicht. Wenn Dean nicht so verwirrt und durcheinander ausgesehen hätte, hätte Sam garantiert über ihn gelacht. Unter den gegebenen Umständen musste er sich auf seine Wangeninnenseite beißen, um nicht zu lächeln, als Dean mit seinen Armen herumfuchtelte und über die Worte stolperte.

,,Ja. Ja, später, später ist gut. Wir sollten, wir sollten gehen." Dean trat praktisch auf seine eigenen Füße, als er aus dem Gang hastete. Sam ergriff den Einkaufswagen.

,,Panera Bread", flüsterte Sam. ,,In zwanzig Minuten." Er wartete nicht auf Cas' Antwort, sondern schob den Wangen einfach in den Hauptgang und suchte die Menge der Weihnachtseinkäufer nach seinem Bruder ab. Dean war den Gang weit entlanggegangen. Sam sah ihn in einen anderen verschwinden und folgte ihm schnell.

Painted Angels (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt